Bundesliga

Aogo verteidigt Gnabry: "Die Maßstäbe sind veraltet"

Ex-HSV-Profi erinnert sich an einen eigenen Fall

Aogo verteidigt Gnabry: "Die Maßstäbe sind veraltet"

Serge Gnabry sorgte zuletzt mit einem Ausflug für Wirbel - Dennis Aogo (re.) kennt dieses Gefühl.

Serge Gnabry sorgte zuletzt mit einem Ausflug für Wirbel - Dennis Aogo (re.) kennt dieses Gefühl. imago images (2)

Hat sich Serge Gnabry tatsächlich "amateurhaft" verhalten, als er an seinem freien Sonntag bei der Fashion Week in Paris weilte? Das hatte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic über den Nationalspieler gesagt, der in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen beim Rekordmeister gestanden hatte. Dennis Aogo hat dafür wenig Verständnis.

"Hätte Serge sich im Louvre eine Kunstausstellung angeschaut, wäre er nicht so an den Pranger gestellt worden. Dabei ging er nur seiner Leidenschaft nach, die seit Jahren bekannt ist, der Mode", sagt der 36-jährige Ex-Nationalspieler dem kicker und erinnert sich an eine selbst erlebte "Hetzjagd" während seiner Zeit beim Hamburger SV.

Aogos Mallorca-Trip: "Du wirst sofort in eine Schublade gesteckt"

"Ich war nach einer Niederlage, als wir zwei freie Tage hatten, mit meiner damaligen Freundin auf Mallorca. Darauf folgte ein riesiger medialer Wirbel", so Aogo, und das, obwohl er "natürlich nicht am Ballermann war". Aber: "Du wirst sofort in eine Schublade gesteckt." Das gelte nun auch im Fall Gnabry.

Aogo erkennt einen Generationenkonflikt. "Der Fußball muss bereit sein, sich zu verändern, um die nächste Generation abzuholen." Dazu zähle die Akzeptanz von Typen wie Gnabry, nach denen sonst immer geschrien werde. "Der Trend geht zur verstärkten Wahrnehmung einzelner Stars. Gerade die extrovertierten Profis spielen eine große Rolle für die Vereine. Damit will ich nicht sagen, dass sie sich alles erlauben dürfen. Aber ein Spieler wie Gnabry stellt für den FC Bayern einen Mehrwert dar, weil er so ist, wie er ist." Der Klub profitiere von Gnabrys "Art und Weise" auch mit Blick auf die Marke.

"Er hat eine Vorbildfunktion, er ist aber auch Entertainment"

Gerade an freien Tagen müsse man respektieren, wenn der Spieler als Arbeitnehmer "ein privates Interesse an einem bestimmten Thema" habe. Gnabry sei "nicht um die Häuser gezogen". Die Assoziationen mit dem Paris-Besuch gingen in die falsche Richtung, ebenso das Argument, es sei alles nicht so schlimm, wenn darauf drei Tore folgten: "Als ob ein Spieler das so einfach steuern könnte. Das ist fast schon respektlos den Gegnern gegenüber." Aogo weiter: "Es geht im Fußball um harte Arbeit, er hat eine Vorbildfunktion, er ist aber auch Entertainment. Die Maßstäbe, die hier angelegt wurden, sind etwas veraltet."

Der Ex-Profi, der für den SC Freiburg, den HSV, Schalke, den VfB Stuttgart und Hannover 96 spielte, und bei der WM 2010 mit dem DFB-Team Dritter wurde, erinnert sich an seinen persönlichen Fall. Dieser habe wesentlichen Anteil an seinem Wechsel vom HSV zum FC Schalke gehabt. Viele Bundesliga-Trainer seien nach ihrer Meinung über seinen Kurzaufenthalt auf Mallorca gefragt worden. Schon damals habe Freiburgs Trainer Christian Streich gesagt: "Wir leben in anderen Zeiten" - gerade auch unter Berücksichtigung heutiger Reisemöglichkeiten.

Jörg Jakob, jpe