Bundesliga

Bayers "Anzünder" Amiri: Erst überflüssig, jetzt Vorbild

Leverkusens Allrounder profitiert ungemein von Xabi Alonso

"Anzünder" Amiri: Erst überflüssig, jetzt Vorbild

Leverkusens Nadiem Amiri (re.) jubelt mit Amine Adli.

Leverkusens Nadiem Amiri (re.) jubelt mit Amine Adli. IMAGO/Uwe Kraft

Allein schon ein Blick auf die Statistik genügt, um Nadiem Amiris gestiegenen Status seit dem Trainerwechsel zu erkennen: Alle seine vier Startelfeinsätze absolvierte der Mittelfeldspieler, der bei insgesamt 17 Auftritten in dieser Saison nur siebenmal mindestens 30 Minuten auf dem Platz stand, unter Xabi Alonso.

Alle 120 Minuten ein Scorerpunkt

Seitdem der Spanier seit Anfang Oktober die Werkself anleitet, hat der Rechtsfuß in neun Spielen insgesamt zwei Treffer erzielt und zwei weitere vorbereitet. Rein rechnerisch steuerte er alle 120 Minuten einen Scorerpunkt bei. Ex-Trainer Gerardo Seoane hatte beim 26-Jährigen vor allem den mangelnden Zug zum Tor und die nicht vorhandene Effizienz kritisiert.

Doch nicht nur deshalb hat der Mittelfeldspieler unter Xabi Alonso, der schon im Herbst Amiris Trainingseinstellung hervorhob, an Bedeutung für Bayer 04 gewonnen. Vielmehr hat seine Attitüde, wie er seinem Job nachgeht, den zuvor überflüssigen Profi aus Sicht seines Trainers zu einem Vorbild gemacht. So erklärte der Allrounder nach dem 3:2-Sieg in Gladbach, bei dem er als Joker das 3:0 erzielt hatte, dass Xabi Alonso ihn dazu anhält, seine Kollegen mitzureißen.

"Er sagt mir sehr oft, dass ich diese Energie, diese Power auf den Platz bringen und das der Mannschaft vermitteln soll. Denn wenn es einer macht, macht es der nächste und dann der Dritte", verrät der Emotionsspieler, den man getrost als Xabi Alonso "Anzünder" bezeichnen darf.

Vielseitigkeit als Trumpf

Amiri, der den letzten seiner fünf Einsätze in der deutschen A-Nationalmannschaft am 11. November 2020 absolvieren durfte, gelingt dies mal als Joker wie in Gladbach, mal in der Startelf, in der er als Achter neben Florian Wirtz wohl am besten aufgehoben ist, aber auch als rechter Schienenspieler oder als einrückender Linksaußen.

Man sieht einfach, seit Xabi bei uns ist, dass wir mit einer ganz anderen Energie spielen.

Nadiem Amiri

Mit großer Leidenschaft, die auch beim ganzen Team immer deutlicher wird, das in Gladbach 125,8 Kilometer lief - der höchste Wert der Werkself in dieser Saison, ligaübergreifend der dritthöchste. "Man sieht einfach, seit Xabi bei uns ist, dass wir mit einer ganz anderen Energie spielen", betont Amiri, "wir verteidigen einfach viel besser. Jeder probiert, alles zu geben, damit wir kein Tor bekommen. Das ist gerade das Wichtigste. Denn Kontern können wir gerade ja unglaublich. Da ist es für uns besser, etwas abzuwarten und dann die Konter zu setzen."

Gegen den VfL Bochum wird das anders als in Gladbach nicht von Beginn an möglich sein. Dürfte der VfL den Leverkusenern doch wohl nicht den Gefallen tun, deren Stärken so leicht ausspielen zu können. "Bochum macht es sehr gut seit dem Trainerwechsel, hat vier Heimsiege geholt. Wir haben Respekt, weil es ein schwieriges Spiel ist. Wir dürfen Bochum nicht unterschätzen", sagt der frühere Hoffenheimer, "aber wir können auch mit breiter Brust auf den Platz gehen." Und mit dem Wissen, dass Xabi Alonso mit Amiri notfalls seinen "Anzünder" reinschmeißen kann - falls er diesen nicht gar von Beginn an Feuer entfachen lässt.

Stephan von Nocks