Bundesliga

Andrichs perfekte Woche - Wendepunkt oder doch nur schönes Intermezzo?

Sechser überzeugt als Libero - Hradecky: "Vielleicht seine stärkste Position"

Andrichs perfekte Woche - Wendepunkt oder doch nur schönes Intermezzo?

Überzeugte als Abwehrchef: Robert Andrich.

Überzeugte als Abwehrchef: Robert Andrich. IMAGO/Jan Huebner

Man musste Robert Andrich gar nicht fragen, ob die vergangene Woche seine schönste in dieser Saison gewesen ist. Stellen diese Tage mit dem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft und seinem Startelfeinsatz beim Bundesligaspiel in Bremen doch den ersten positiven Höhepunkt für den defensiven Mittelfeldspieler dar, der sich bislang in der Liga fast immer mit der Rolle des Reservisten hatte abfinden müssen.

An der Weser jedoch durfte der Sechser, der nach einem Mittelfußbruch im Mai seinen Stammplatz an Sommereinkauf Granit Xhaka verloren hat, zum ersten Mal seit dem 4. Spieltag in der Liga beginnen. Und Xabi Alonso beorderte ihn auch erstmals in dieser Spielzeit auf den Posten des Abwehrchefs in der Dreierkette.

Lob von Rolfes und Alonso

Der Spanier spricht in diesem Fall vom "Libero". Ein Job, den Andrich tadellos erfüllte. "Er hat es richtig gut gemacht. Er baut gut auf, hat ein sicheres Passspiel, bewegt sich clever in den Räumen und den Situationen", lobte Geschäftsführer Simon Rolfes.

Xabi Alonso nutzte mit Andrichs Berufung in die Anfangsformation den Schub, den sein Schützling mit seiner Einwechslung beim Länderspiel der deutschen Mannschaft in Österreich (0:2) erhalten hatte. "Rob hatte eine gute Energie nach seinem Länderspieldebüt", erklärte der Trainer und urteilte mit Bezug auf den ebenfalls in die Abwehrkette gerutschten Piero Hincapie: "Sie haben es sehr gut gemacht Das war nicht unsere typische Dreierkette, aber sie können so spielen."

Die Rolle als zentraler Mann in der Dreierkette ist aus Sicht von Kapitän Lukas Hradecky nicht zwingend nur eine Alternative für Andrich, der sich auf der Doppelsechs mit Xhaka und Exequiel Palacios derzeit brutal starker Konkurrenz gegenübersieht. "Wir wissen, dass Rob alle Positionen da hinten spielen kann - wenn es nicht sogar seine stärkste Position ist", urteilt der Torhüter, "wir haben die Breite im Kader, die auch liefert. Das freut mich für Rob."

Andrich als Abwehr-Joker während des Afrika-Cups

Andrich bestätigte mit seinem Auftritt nochmal, dass er eine Variante darstellt, mit der Bayer während des Afrika-Cups (13.1. bis 11.2.) die drohende Innenverteidiger-Not lindern kann, wenn mit Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) und Edmond Tapsoba (Burkina Faso) zwei Akteure aus Xabi Alonsos Standard-Elf fehlen dürften.

"Es kann sein, dass es der Hintergedanke war, das etwas einzuspielen", sagte Hradecky. Sicher ist: Mit der Maßnahme verhinderte Xabi Alonso, dass der mit vier Verwarnungen vorbelastete Abwehrchef Tah am Sonntag gegen den BVB mit einer Gelbsperre ausfällt.

Ob die vergangene Woche für Andrich also zum Wendepunkt taugt, bleibt abzuwarten. Am Donnerstag in der Europa League beim BK Häcken dürfte er im Rahmen der Rotation diesmal in der Doppelsechs beginnen. Doch was geschieht danach in der Liga?

Dort sind Palacios und Xhaka in der Doppelsechs gesetzt. Selbiges gilt im Abwehrzentrum für Tah, dessen Sperre für das Dortmund-Spiel der Trainer mit Andrichs Nominierung sicher umging. Gut möglich also, dass Andrichs perfekte Woche für diesen erstmal nur ein schönes Intermezzo, aber kein Wendepunkt war.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie Werder Bremen gegen Bayer 04 Leverkusen