Bundesliga

Leverkusens Amiri: Drohendes Saison-Aus, Torschütze, Sperre, offene Zukunft

Leverkusen darf bei Union Berlin auf Wirtz, Tapsoba und Palacios hoffen

Amiris Achterbahnfahrt: Drohendes Saison-Aus, Torschütze, Sperre und offene Zukunft

Nadiem Amiri trifft vom Punkt zum 2:0 für Leverkusen gegen Leipzig

Nadiem Amiri trifft vom Punkt zum 2:0 für Leverkusen gegen Leipzig picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Eine solche Szene wäre vor sieben Monaten noch undenkbar gewesen. Nachdem Schiedsrichter Daniel Schager in der 86. Minute der Partie gegen RB Leipzig (2:0) beim Stand von 1:0 auf Strafstoß für Bayer 04 entschieden hatte, schnappte sich Nadiem Amiri den Ball und verwandelte sicher.

Im Frühherbst wäre der 26-Jährige nie in diese Situation gekommen, spielte er doch unter dem damaligen Trainer Gerrardo Seoane nur eine ganz untergeordnete Rolle. Doch seit Xabi Alonso bei Bayer 04 das Zepter schwingt, sind die Aktien des vielseitigen Mittelfeldspielers wieder gestiegen - und damit auch dessen Selbstvertrauen.

"Ich habe mich spontan entschieden", erklärte Amiri, wie es dazu kam, dass ausgerechnet er zu diesem entscheidenden Elfmeter antrat, "wir üben unter der Woche immer mal Elfmeterschießen. Da fühle ich mich ziemlich sicher und habe auch eine ganz gute Quote. Da war für mich klar, dass ich, wenn ein Elfmeter kommt, den reinmache."

Amiri strahlte dabei die Stärke aus, die derzeit nahezu alle Akteure im Kader fühlen. Und die dazu führt, dass der Werksklub gegen RB sogar den Ausfall von vier absoluten Leistungsträgern übertünchen konnte. Fehlten doch neben dem langzeitverletzten Mittelstürmer Patrik Schick und dem muskulär angeschlagenen Sechser Exequiel Palacios kurzfristig auch noch Innenverteidiger Edmond Tapsoba (muskuläre Probleme) und Ideengeber Florian Wirtz (Magen-Darm-Infekt) - und damit eine komplette Achse.

"Natürlich sind Flo, Eddie, Pala und Patrik super Spieler, aber wir haben viele super Spieler im Kader. Wir haben das heute gut ausgeglichen. Da sieht man, dass wir als Mannschat im Flow sind und du eigentlich jeden spielen lassen kannst", ordnete Amiri, der am Donnerstag beim 4:1-Sieg bei Union Saint-Gilloise im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League für Palacios in die Startelf gerückt war, Bayers Fähigkeit ein, Ausfälle entscheidender Akteure zu kompensieren.

Doch es passt zumindest zu dieser Saison der Extreme, dass Joker Amiri am Sonntag selbst zwischen diesen pendelte. Denn nach seinem Treffer und dem anschließenden Jubel auf dem Zaun vor den Fans sah er seine 5. Gelbe Karte und fehlt somit am Wochenende bei Union Berlin. Amiri wird es verkraften.

Zumal Trainer Xabi Alonso nach der Partie gegen Leipzig in Aussicht stellte, dass Wirtz, Tapsoba und Palacios in dieser Woche ins Training zurückkehren sollten. Damit hätten sich Amiri Einsatzchancen auch ohne Sperre wieder reduziert. Und so wird der frühere Nationalspieler (5 Einsätze) sich in den nachfolgenden Partien empfehlen müssen. Sein Vertrag läuft im Sommer 2024 aus. Verlängern oder verkaufen lautet die Frage für den Klub im Sommer. Entschieden ist nichts.

Amiri über seine Zukunft: "Ich bin tiefenentspannt"

Klar scheint, dass der extrem einsatzfreudige Amiri egal, ob in Leverkusen oder woanders, finanzielle Abstriche machen wird, da er bei seinem Wechsel von 1899 Hoffenheim nach Leverkusen im Sommer 2019 ein sehr gut dotiertes Arbeitspapier erhielt. Der Spieler selbst sieht seine Situation locker: "Was meine Zukunftsplanung betrifft, ist alles offen. Ich bin tiefenentspannt", erklärt er und verriet, dass er sich zuletzt ganz andere Sorgen machte.

"Ich hatte nach dem Dortmund-Spiel sehr lange Adduktorenprobleme und bin einfach nur froh, dass ich wieder gesund bin", sagte der Kämpfer, "weil es zwischendrin hieß, dass vielleicht die Saison für mich zu Ende ist." Zumindest dieses negative Extrem blieb ihm aber letztlich erspart.

Stephan von Nocks

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