2. Bundesliga

Amenyido soll St. Pauli helfen - aber erst nach Braunschweig

St. Pauli-Coach Hürzeler will die Tor-Krise nicht thematisieren

Amenyido soll helfen - aber erst nach Braunschweig

Etienne Amenyido soll St. Paulis Torknoten perspektivisch lösen.

Etienne Amenyido soll St. Paulis Torknoten perspektivisch lösen. IMAGO/Claus Bergmann

Die Erinnerungen an die Niedersachsen sind keine guten. Die Eintracht war im April jener Verein, die dem 30-Jährigen seine erste Niederlage als Profitrainer zugefügt hatte. Die Stärken des Gegners sind für ihn trotz des Wechsels von Michael Schiele zu Jens Härtel ähnliche. "Sie verteidigen sehr kompakt, können gut umschalten, sind unangenehm."

"Meine Spieler sollen frei sein im Kopf"

Gegen tief stehende Gegner, hatte der Coach als Zielsetzung für diese Spielzeit ausgegeben, wolle er noch mehr Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Drei Nullnummern in Folge sprechen gegen einen Lernerfolg, die Vielzahl an Torschüssen und klaren Chancen am vergangenen Sonntag gegen Magdeburg hingegen dafür. Hürzeler hat die in der Öffentlichkeit viel diskutierte Tor-Armut in dieser Trainingswoche deshalb nicht zusätzlich thematisiert und auch keine Inhalte verändert. Aus Furcht, das Thema könnte sich in den Gedanken festsetzen. "Meine Spieler sollen frei sein im Kopf, sie sollen frei sein vor dem Tor. Diese Dinge jetzt immer und immer wieder anzusprechen, würde auch zu Verkrampfung führen. Die wollen wir nicht aufkommen lassen und auch nicht in Selbstmitleid verfallen."

"Benchmark-Szenen"

In einen "Alles-wird-gut"-Modus indes verfällt St. Pauli auch nicht. "Wir müssen uns das Spielglück, das wir in manchen Phasen der vergangenen Rückrunde hatten, wieder erarbeiten", fordert Hürzeler und sagt: "Es ist nicht nur der Kopf. Es gibt konkrete inhaltliche Themen, an denen wir arbeiten, es geht dabei auch um mehr Konsequenz." Konkret zeigt der Trainer seinen Offensivspielern ganz gezielt auch Video-Sequenzen. Und zwar nicht nur aus eigenen Partien, sondern unter anderem aus dem höchsten Regal des nationalen und internationalen Fußballs. "Benchmark-Szenen" nennt er diese Bilder, die Seinen sollen "lernen von den Besten."

"Eti hat Tempo, Tiefgang, ist torgefährlich"

Einer, der den Torknoten aus Hürzelers Sicht perspektivisch lösen könnte, ist Etienne Amenyido. Seit seiner Ankunft vor rund zwei Jahren laboriert der Angreifer immer wieder an Verletzungen, auch zuletzt setzte er mit Fersenproblemen wieder rund vier Wochen aus - einkalkuliert waren zunächst nur wenige Tage. Seit dieser Woche ist der 25-jährige Ex-Osnabrücker wieder voll im Training, und Hürzeler setzt grundsätzlich große Hoffnungen in ihn. "Er hat definitiv einen Mehrwert für uns, ist eine enorme Waffe. Eti hat Tempo, Tiefgang, ist torgefährlich." Hürzeler sieht Amenyido deshalb nicht nur auf den Außenbahnen, sondern erklärt: "Er kann auch im Zentrum spielen." Dort also, wo der Trainer noch nicht die Idealbesetzung gefunden hat. In vier Ligaspielen durfte der neue Mittelstürmer Andreas Albers zwei Mal in der Mitte ran, zwei Mal erhielt Flügelspieler Oladapo Afolayan den Vorzug.

In Braunschweig spricht viel für den gegen Magdeburg gleichermaßen gefährlichen wie glücklosen Albers, denn am Freitagabend ist Amenyido noch keine Option. "Ein Kaderplatz", stellt Hürzeler klar, "kommt zu früh. Wir hoffen, dass er in der dann folgenden Länderspielpause voll dabei ist." Und ein Problem beheben kann, das sie auf St. Pauli am liebsten nicht als solches behandeln wollen.

Sebastian Wolff

Gleich fünf Neue dabei: Die Kapitäne der Zweitligisten 2023/24