Bundesliga

Als in Bremen der Strom ausfiel: "Gibt es eine Lasershow?"

Borowski erinnert sich an das letzte Eröffnungsspiel im Weserstadion

Als in Bremen der Strom ausfiel: "Gibt es jetzt eine Lasershow?"

Erlebte das erste Eröffnungsspiel im Weserstadion unter kuriosen Umständen live mit: Tim Borowski.

Erlebte das erste Eröffnungsspiel im Weserstadion unter kuriosen Umständen live mit: Tim Borowski. imago

Erst zum zweiten Mal findet am Freitag ein Bundesliga-Eröffnungsspiel in Bremen statt. Als das letztmals am 6. August 2004 der Fall war, traf Werder noch als amtierender Deutscher Meister auf den FC Schalke 04 - die Partie ging in die Geschichte ein, weil sie ein Stromausfall erst mit 65-minütiger Verspätung beginnen ließ. Letztlich erzielte auch nie wieder ein Bundesliga-Profi einen späteren Treffer als Nelson Valdez. Damals über die komplette Spielzeit auf dem Platz stand für Werder auch Ex-Nationalspieler Tim Borowski, der das Auftaktspiel zwischen Bremen und dem FC Bayern (20.30 Uhr) diesmal als DAZN-Experte begleiten wird.

Herr Borowski, hatten Sie das Wort Starkstrommuffe in Ihrem Leben eigentlich zuvor schon einmal gehört?

Natürlich! (lacht) Nein, nein - habe ich nicht.

Bremer Auftaktspiele

Im Nachhinein hieß es, dass eine solch beschädigte Kabelmuffe den Stromausfall kurz vor Anpfiff der Partie verursacht hatte. Erst fiel die gesamte Technik aus, Lautsprecher und die Anzeigetafel, das Fernsehen konnte nicht übertragen - nur die Flutlichtmasten brannten zunächst noch. Es hatte einen lauten Knall gegeben.

Den haben wir im Kabinengang gar nicht mitbekommen, weil die Geräuschkulisse in einem Stadion ja immer aufs Feld gerichtet ist. Was wir aber gesehen haben, war, dass es draußen eher dunkel war - und irgendwas nicht stimmte. Heutzutage könnte man denken: Gibt es jetzt eine Lasershow? Doch das war zu der Zeit noch nicht so angesagt ...

Der Anpfiff der Partie wurde auch aus Sicherheitsgründen erst einmal verschoben. Wie haben die Spieler die Zeit überbrückt?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch mal zurück in die Kabine gegangen sind. Es war ja auch erst einmal unklar, wie lange es dauern würde, das Problem zu beheben. Später sind wir wieder raus, um uns neu warmzumachen. Die Fans waren trotzdem gut drauf, damals war es eine laue Sommernacht in Bremen - und das Weserstadion ist ja auch bekannt dafür, dass es dann kreativ wird ...

Inwiefern?

Ich weiß noch, dass zumindest Partystimmung im gesamten Stadion aufgekommen ist. Bei den Fangesängen waren auch ein, zwei Hits dabei, die man sonst von einer bestimmten Mittelmeerinsel kennt.

Einige Schalker Spieler haben mit ihren Fans vor der Kurve sogar zur Laola aufgerufen.

Daran erinnere ich mich bei uns jetzt nicht (lacht) - aber es ist jedenfalls niemandem langweilig geworden.

Wie hat denn Thomas Schaaf reagiert?

Super professionell, so wie man ihn kennt. Mit einer ruhigen Ausstrahlung und der klaren Ansage, fokussiert zu bleiben. Wir wollten das Spiel gewinnen.

Fiel Ihnen das in dieser Situation leicht?

Jein. Vor dem Anpfiff bist du auf die Minute, wenn nicht sogar auf die eine Sekunde mental da. Dass so etwas passiert, damit war nicht zu rechnen. Trotzdem haben wir uns davon letztlich nicht aus der Fassung bringen lassen.

Und als es dann nach etwa 45 Minuten - auch ohne Fernsehbilder - tatsächlich losgehen sollte, fielen auch noch drei der vier Flutlichtmasten aus.

Ach, war das so? (lacht) Ist lange her.

Dank der Notstromversorgung konnte dann weitere 20 Minuten später zumindest mit etwas weniger Flutlicht begonnen werden.

Man wusste da ja bereits, dass das Problem behoben und es eher besser werden würde. Deswegen war das zu dem Zeitpunkt schon okay, mit gedimmtem Licht loszulegen - und nicht mit 3000 oder sonst wie viel Lux.

Sie haben während Ihrer Laufbahn sicherlich nicht sehr viel Kurioseres erlebt, oder?

Definitiv. Und irgendwie gehört so etwas ja auch zu einer Karriere dazu. Im Nachhinein erscheint mir das alles eher lustig.

Und Nelson Valdez stellte mit seinem 1:0-Siegtreffer in der 83. Minute immerhin einen bis heute gültigen Bundesliga-Rekord auf: Seither traf kein Spieler mehr später als um 23:15 Uhr.

Oh - interessant, das mit einigen Jahren Verspätung noch zu erfahren. Ich habe mir im Nachhinein nur noch mal im "Wuseum" die Muffe von damals angeschaut, die dort ausgestellt ist.

Nun also wieder ein Eröffnungsspiel in Bremen.

Und dafür bietet das Weserstadion ja einen Megarahmen, wenn man an einem Freitagabend zum Auftakt auf die Flutlichtmasten zufährt. Als Spieler hofft man doch darauf, in so einem Spiel auf dem Platz zu stehen, wenn die ungeteilte öffentliche Präsenz da ist. Darauf arbeitet man hin.

Wenn man sich den Meister vom Timing her wünschen würde, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt.

Tim Borowski

Besitzt Werder eine Chance gegen die Bayern?

Sie sind jetzt leider mit zehn Spielern im Pokal ausgeschieden und man weiß auch nicht so recht, wo sie stehen. Doch auch die Bayern haben aktuell nicht die Leichtigkeit, es gibt weiter viel Unruhe. Also, wenn man sich den Meister vom Timing her wünschen würde, dann ist jetzt sicherlich genau der richtige Zeitpunkt.

Könnte die Meisterschaft wieder so spannend werden wie in der Vorsaison?

Das finde ich schwierig zu beurteilen, weil ich auch finde, dass sich die anderen Teams gut verstärkt haben. RB Leipzig hat gezeigt, dass sie eine schlagfertige Truppe haben. Dortmund war letztes Jahr ganz nah dran. Warum soll das nicht wieder so kommen? Trotzdem gehört Bayern logischerweise zum engsten Favoritenkreis.

Auch wegen Harry Kane?

Man muss ihn als Gewinn für die Bundesliga sehen. Über die Rahmenbedingungen und wie das zu Stande kam, darüber kann man gespaltener Meinung sein. Aber grundsätzlich ist es doch schön, wenn solch ein Superstar aus einer anderen großen Liga nach Deutschland kommt.

... und wenn auch Niclas Füllkrug Deutschland nicht noch verlassen würde?

Ich gehe fest davon aus, dass er bleibt. Und ich wünsche mir das im Übrigen auch. Klar verstehe ich, wenn er ein Angebot haben sollte, dass er sich darüber Gedanken macht. Aber ich glaube, dass ihm ein weiteres Jahr bei Werder guttun würde.

Tim Lüddecke

Tore, Rekorde, Stromausfall: Die Bundesliga und ihre Eröffnungsspiele