Bundesliga

Als die Bayern ihre Gier entdeckten - und Uli Hoeneß seinen Ehrgeiz

11:1 gegen Dortmund vor exakt 50 Jahren

Als die Bayern ihre Gier entdeckten - und Uli Hoeneß seinen Ehrgeiz

Rekord für die Bayern, bittere Pille für den BVB: Vor 50 Jahren besiegten die Münchner die Dortmunder 11:1.

Rekord für die Bayern, bittere Pille für den BVB: Vor 50 Jahren besiegten die Münchner die Dortmunder 11:1. imago sportfotodienst

Am 16. Spieltag der Saison 1971/72 demontierte der FC Bayern die Borussia aus Dortmund mit 11:1. Beinahe hätten die Münchner den bis dato höchsten Sieg der noch jungen Bundesliga-Geschichte eingestellt, doch der Dortmunder Dieter Weinkauff machte mit dem Ehrentreffer zum zwischenzeitlichen 1:6 diesen Rekord aus dem Jahr 1967 zunichte.

Knapp vier Jahre zuvor hatten die Gladbacher die bemitleidenswerten Schalker mit 11:0 abgezogen - der erste zweistellige Sieg in der Bundesliga-Historie. Fünf weitere sollten folgen - unübertroffen bisher das 12:0-Spektakel dank Jupp Heynckes und den Fohlen zum Ausklang der Spielzeit 1977/78. Auch bei diesem "Gemetzel" traf es die Dortmunder.

Wenn wir so hoch führen wie heute, fehlt bei mir einfach der richtige Ehrgeiz.

Uli Hoeneß

Alle zweistelligen Bundesliga-Siege

Doch zurück zum 27. November 1971. Die Bayern genossen unter ihrem Trainer Udo Lattek den Ruf, sich zu schnell zurückzulehnen. "Wenn wir so hoch führen wie heute, fehlt bei mir einfach der richtige Ehrgeiz", sagte der damals 19-jährige Uli Hoeneß selbstkritisch, nachdem das Scheibenschießen gegen den BVB im Stadion an der Grünwalder Straße vor 17.000 Zuschauern abgepfiffen worden war. 

Coach Lattek dagegen zeigte sich deutlich martialischer und freute sich über den Torhunger seiner Elf. "Heute haben wir gezeigt, dass wir einen Gegner auch killen können." Auch dank Gerd Müller, der diese Mentalität den hochveranlagten Talenten vorlebte. Hoeneß selbst wusste, an wem er sich in Sachen Ehrgeiz orientieren musste. "Da bewundere ich Gerd Müller, der bis zuletzt nach Toren jagt, ganz gleich, ob in der Bundesliga oder in einem Privatspiel." Der 27. November 1971 - es könnte die Geburtsstunde der heute so oft zitierten Bayern-Gier gewesen sein.

40 und 101: FC Bayern stellt zwei Langzeit-Rekorde auf

Apropos Torhunger. In der Saison Saison 1971/72 stellten die Bayern zwei Langzeit-Rekorde auf. Es war die Spielzeit, in der Gerd Müller 40 Tore erzielte - Robert Robert Lewandowski löste diese unheimlich wirkende Marke bekanntlich erst in der vergangenen Spielzeit ab. Und die Münchner trafen insgesamt 101-mal ins Schwarze - eine Ausbeute, die bis heute Bestand hat.

Uli Hoeneß

Tor zum 4:1 gegen Schalke im Meisterschafts-Showdown gegen Schalke: Uli Hoeneß. imago/Horstmüller

Premiere im Olympiastadion: Endspiel gegen Schalke und Meister 

Bayerns Meister-Showdown gegen Schalke

Doch trotz dieser Zahlen war die Meisterschaft für die Bayern damals alles andere als ein Spaziergang. Ganz im Gegenteil. Bis zum letzten Spieltag lieferten sich die Münchner mit den Schalkern ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am 33. Spieltag schafften die Bayern im Rückspiel gegen die zuvor gedemütigten und bereits abgestiegenen Dortmunder mit Ach und Krach einen 1:0-Auswärtssieg, ehe die Königsblauen zum Endspiel um den Titel am 34. Spieltag im Olympiastadion aufkreuzten.

Es war das erste Spiel in der neu gebauten Arena, 79.012 Zuschauer waren Augenzeugen beim Showdown um die Schale, den die Bayern fulminant mit 5:1 gewannen und somit Platz 1 mit drei Punkten Vorsprung vor S04 manifestierten.  

Der von Hoeneß bewunderte Müller ging leer aus, der spätere Bayern-Manager und Präsident machte mit dem zwischenzeitlichen 4:1 den Sack zu. Die Gier nach Toren und Titeln war geweckt - nur zehn Tage zuvor waren sechs Bayern-Profis erstmals Europameister geworden.

bst

Tor für Tor: Wie Lewandowski die Gerd-Müller-Marke knackte