Bundesliga

Ajorque: "Schuhgröße 46,5 ist auf Reunion ein Problem"

Mit 18 noch im Amateurfußball, heute bester Winterzugang der Bundesliga

Ajorque: "Schuhgröße 46,5 ist auf Reunion ein Problem"

Schlägt in Mainz voll ein: Ludovic Ajorque.

Schlägt in Mainz voll ein: Ludovic Ajorque. IMAGO/HJS

Auf Reunion, das östlich von Afrika liegt und ein französisches Übersee-Department ist, leben knapp eine Million Einwohner. Fußball wird nur im Amateurbereich gespielt. Auch ansonsten sind die Entwicklungsmöglichkeiten eher suboptimal. "Meine Schuhgröße ist 46,5. Fußballschuhe in dieser Größe zu bekommen, ist in Europa kein Problem, auf Reunion schon", sagt Ludovic Ajorque und lacht.

Die Fußballgene wurden im wahrsten Sinn des Wortes in die Wiege gelegt, bis er seine Leidenschaft ausleben konnte, hat es jedoch gedauert. Vater Jean-Noel hatte seine Profikarriere beim RC Lens in der 2. Liga Frankreichs gerade beendet und war mit der Familie auf die Insel im Indischen Ozean umgesiedelt, als 1994 klein Ludovic auf die Welt kam. Mit 1,96 Metern ist der heute einer der drei größten Bundesliga-Feldspieler. Dass er, wie gelegentlich behauptet, noch einen Zentimeter mehr misst, stellt er in Abrede: "Ich bin 1,96 Meter groß und 93,5 Kilo schwer."

Kein Winter-Zugang ist torgefährlicher

Damit bringt er seit Mitte Januar eine neue Größe in den Sturm von Mainz 05, wo er auf Anhieb zum Stammspieler wurde. "Tatsächlich bin ich sehr froh, dass ich vor dem Dortmund-Spiel hier unterschrieben habe und schon am nächsten Tag Teil der Gruppe sein konnte. Dadurch konnte ich mich relativ schnell der Mannschaft anpassen und auf Betriebstemperatur kommen. Ich freue mich, dass wir gute Ergebnisse erzielt haben und der Start beim FSV so positiv ist", betont Ajorque, der mit fünf Scorerpunkten (zwei Treffer, drei Vorlagen) der torgefährlichste Winter-Zugang der gesamten Liga ist.

Der Weg bis in die Bundesliga war weit und langwierig. Mit 17 spielte Ajorque noch in einer Auswahlmannschaft, die von seinem Vater trainiert wurde, dann entschied er sich zu einem Wechsel nach Frankreich. "Ich war schon 18 und damit zu alt für ein Nachwuchsleistungszentrum. Ich habe mich bei AJ Auxerre, OSC Lille, RC Lens und FC Nantes vorgestellt, keiner wollte mich nehmen. Beim Zweitligisten Angers SCO hat es endlich geklappt", erinnert er sich an 2014.

Von 2018 an hat er sich bei Racing Straßburg einen Namen gemacht und in 135 Spielen der Ligue 1 46 Tore erzielt. Vergangenen Sommer war er sich schon mit Hertha BSC einig, der Transfer scheiterte jedoch an einer Ablöseforderung von Racing in Höhe von 15 Millionen Euro. "Das war wohl Schicksal. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt in Mainz bin bei einem sehr familiären Klub, wo ich mich sehr wohl fühle. Am Ende des Tages war es die absolut richtige Entscheidung", sagt die Nummer 17 des FSV, die im Januar sechs Millionen Euro Ablöse kostete. Wegen der Herkunft hatte Ajorque in Straßburg den Spitznamen "Vulkan Bomber". "Ich bin froh, dass mich in Mainz alle "Ludo" nennen, das ist in Ordnung", so der Spieler.

Die räumliche Distanz zum Elternhaus bringt es mit sich, dass sich die Familie persönlich nur selten sieht. In der Sommer- und Winterpause reist Ludovic Ajorque regelmäßig nach Hause, ansonsten sind Vater und Sohn täglich per Skype verbunden und "tauschen uns dabei auch über die Spiele aus". Der Antrittsbesuch der Eltern steht noch aus, soll "aber noch vor Saisonende nachgeholt werden".

Michael Ebert

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