Bundesliga

Adamyan wird vom Aussortierten zum Hoffnungsträger

Im entscheidenden Moment fehlt Kölns Angreifer das Glück

Adamyan wird vom Aussortierten zum Hoffnungsträger

Wieder mittendrin statt nur dabei: Kölns Stürmer Sargis Adamyan.

Wieder mittendrin statt nur dabei: Kölns Stürmer Sargis Adamyan. picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Von dem Moment in der 51. Minute dürfte Sargis Adamyan nachts noch geträumt haben. Faride Alidou hatte Rasmus Carstensen gut in Szene gesetzt und der passgenau auf Adamyan geflankt. "Der Ball kommt super, ich wollte ihn gegen die Laufrichtung des Torhüters schießen", beschrieb Kölns Stürmer seinen Abschluss, nachdem er Bayer-Verteidiger Josip Stanisic entwischt war. Aber: "Leider geht er gegen den Innenpfosten und raus." Der Ausgleich blieb so aus - und der 1. FC Köln verlor am Ende mit 0:2.

Für Stieler reichte der Kontakt nicht aus

Eine Partie, in der Adamyan im Mittelpunkt gestanden hätte, wenn einiges nur einen Tick anders verlaufen wäre. Innenpfosten und rein statt Innenpfosten und raus zum Beispiel. Aber auch die Schiedsrichter-Entscheidung kurz vor der Pause, als der 30-Jährige eine Alidou-Flanke in bester Position mit dem Kopf verwerten wollte - aber von Alejandro Grimaldo geschubst wurde. Ein Elfmeter?

Schiedsrichter Tobias Stieler entschied sich gegen den Pfiff. Was vertretbar war, aber auch andersrum hätte ausgehen können. "Ich bin mitten in der Aktion und ich habe schon etwas gespürt", schilderte Adamyan, ließ aber durchscheinen, dass er auch keine gravierende Fehlentscheidung durch den Unparteiischen fühlte. "Ich weiß nicht, das muss ich mir nochmal anschauen", sagte er ratlos und beschrieb Stielers Feedback: "Er meinte, reicht nicht aus."

Achtbar auf verlorenem Posten

Zwei spannende Szenen, in denen dem FC das Glück fehlte. Das man angesichts von mehr als 75 Minuten in Unterzahl nach dem vollkommen korrekten Platzverweis gegen Jan Thielmann gegen den Tabellenführer aber gebraucht hätte. "Ich hätte das Spiel gern elf gegen elf über 90 Minuten gesehen", fand Adamyan. Sein Fazit: "Wir haben es gut gemacht, aber konnten in den wichtigen Phasen kein Tor machen."

Das galt für das ganze Team, aber auch für ihn. Wobei der in der vordesten Reihe allein gegen drei Verteidiger arbeitende Armenier aus seinem verlorerenen Posten noch das Beste herausholte und achtbare 67 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. "Sargis hat es super gemacht und vor der Roten Karte jeden Ball festgemacht", meinte auch Köln Abwehrchef Jeff Chabot. "Danach ist es immer schwer gegen drei, da kann man nicht erwarten, dass er alle ausdribbelt. Im Großen und Ganzen war es aber ein gutes Spiel."

Erst aussortiert, dann mittendrin

Und das hätte man nicht unbedingt erwarten können. Zwar führte Trainer Timo Schultz Adamyan in den vergangenen Wochen mit Joker-Einsätzen immer weiter ans Team heran. In dieser Saison stand der Angreifer aber zum ersten Mal in der Startelf, hatte in der Hinrunde teilweise aus Leistungsgründen im Spieltagskader gefehlt und war in vielen Kölner Köpfen gedanklich bereits aussortiert.

"Ich fand, es war ein vernünftiges Spiel dafür, dass ich so lange nicht gespielt habe", sagte der 30-Jährige zurückhaltend. Schultz hatte ihm gegenüber die Startelf-Nominierung mit guten Trainingsleistungen und den engagierten Einsätzen von der Bank aus begründet - zuletzt etwa beim 1:1 in Stuttgart. Erst außen vor, jetzt wieder der Hoffnungsträger im lahmen Kölner Sturm. "Fußball ist schnelllebig", weiß Adamyan. "Da muss man von Woche zu Woche schauen."

Er hat den Torriecher.

Kölns Trainer Timo Schultz über Sargis Adamyan

Ein Allheilmittel für die mit 16 Toren nach 24 Spieltagen mit Abstand schwächste Offensive der Liga ist Adamyan zwar nicht. Aber er strahlt neben Engagement auch zumindest Zug zum Tor aus, besetzt den Strafraum in klassischer Mittelstürmermanier - ganz anders als etwa Kollege Thielmann, der mit der Rolle im Zentrum oft noch etwas fremdelte.

Die kommenden Kölner Aufgaben

"Sargis hatte einen holprigen Start, seitdem ich hier bin. Er war verletzt und hat dann Woche für Woche reingefunden", beschreibt Schultz die langsame Rückkehr seines Hoffnungsträgers. Adamyan sei ein "Spieler, der im Training Tore schießt. Und das auch aus Situationen, die nicht klar sind." Der Coach attestiert ihm neben Disziplin und Fähigkeiten als Ankerstürmer auch einen "Torriecher".

Ob es nun mit Adamyan im Zentrum weitergeht? Thielmann ist nach seinem Platzverweis am Samstag in Mönchengladbach (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) jedenfalls gesperrt. "Wenn er so weiter Gas gibt, ist er natürlich eine Option", sagt Schultz und gibt angesichts der bedrohlichen Lage im Tabellenkeller zu: "Wir können jeden Spieler brauchen, der Gas gibt."

Jim Decker