2. Bundesliga

Ache oder nicht Ache, das ist hier die Frage

Kaum Personalsorgen beim 1. FC Kaiserslautern

Ache oder nicht Ache, das ist hier die Frage

Kaiserslauterns Ragnar Ache gibt Entwarnung.

Kaiserslauterns Ragnar Ache gibt Entwarnung. IMAGO/Jan Huebner

Obschon der 1. FC Kaiserslautern in Dickson Abiama, Filip Stojilkovic und Ba-Muaka Simakala drei weitere Profis für die Offensive hinzugewonnen hat, kapriziert sich vieles doch auf Ragnar Ache. Kein Wunder. Der 25-Jährige, im vorigen Sommer von der Frankfurter Eintracht verpflichtet, begeisterte sofort die Massen und avancierte mit sechs Toren zum bislang erfolgreichsten Schützen der Roten Teufel. Dabei fehlte Ache noch etliche Wochen wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk. Ohne ihn rauschte der FCK tabellarisch in die Tiefe. Umso größer war der Schreck, der Verantwortlichen und Fans in die Glieder fuhr, als Ache während des Generalprobenduells mit Dynamo Dresden (0:3) im Trainingslager zu Belek stürzte und humpelnd den Platz verließ.

Ache selbst signalisierte dem kicker am Mittwoch Entwarnung. Der Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining glückte, er übte intensiv und blieb dabei schmerzfrei. Ob Ache deshalb für das Gastspiel am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) beim Tabellenzweiten FC St. Pauli als einer von elf Startern angesehen werden kann, ließ Cheftrainer Dimitrios Grammozis in der Spieltags-PK am Donnerstag offen. "Wir müssen noch ein bisschen steuern, dass er nicht von null auf hundert geht, sondern sich von Tag zu Tag steigert", sagte der Grieche, "bis jetzt hat er die Belastung gut gepackt. Wir hoffen, dass er das bis zum Spiel so bestätigt, und dann ist er auf jeden Fall im Kader dabei. Ob er anfängt, müssen wir noch mal mit dem Jungen besprechen."

Herchers knifflige Lage

Fehlen werden dem FCK nur der rotgesperrte Afeez Aremu und Philipp Hercher, der aufgrund einer wieder aufgebrochenen Hüftverletzung vorzeitig aus dem Trainingslager abgereist war und sich nach kicker-Informationen noch nicht entschieden hat, welchen Weg der Behandlung er nun wählen wird. Eine Operation ist nicht ausgeschlossen. So oder so ist die Situation für den 27-Jährigen diffizil. Sein Vertrag läuft am Rundenende aus. Er müsste sich zeigen und auf sich aufmerksam machen. Für den FCK oder einen potenziellen neuen Arbeitgeber. Das kann er nicht.

Ich will, dass die Mannschaft sich sagt: Wir sind der FCK, wir können auch etwas!

Dimitrios Grammozis

Trotz der sechs aufeinanderfolgenden Liga-Niederlagen, die für ein Abgleiten auf den 15. Tabellenplatz gesorgt haben, und des daraus resultierenden Drucks nimmt Grammozis innerhalb der Mannschaft "eine sehr gute Stimmung" wahr. Die Inhalte der Trainingsarbeit würden bestens "aufgesaugt". In der doch recht kurzen Winterpause habe er sich an einem guten Mix aus intensiver Arbeit, Spaß und einem besseren Kennenlernen erfreut, sagt der Trainer.

Was die Taktik anbelangt, scheinen die Roten Teufel zu einer Viererabwehr zurückzukehren. Grammozis betont indes, das Thema "ein bisschen relativieren" zu wollen. "Im modernen Fußball musst du flexibel sein, aber man darf die Systemfrage nicht zu hoch hängen. Der FCK hat sich über all die Jahre nicht über ein System definiert, sondern über die Art und Weise, wie man Fußball spielt", sagt er: "Wir wollen intensiv sein, zweikampfstark sein, versuchen, die Energie, die vor allem hier im Stadion herrscht, mit auf den Platz zu nehmen." Im Grunde sei die Systemfrage ein Papiertiger. Bestes Beispiel: der kommende Gastgeber. "Die spielen aus einer 5-4-1-Kompaktheit defensiv, mit dem Ball schieben sie Smith aus der Dreierkette eine Position nach vorne, dann sind sie auf einmal im 4-3-3 im Spielaufbau."

Gemeinschaft, Spirit, Lust auf Leistung

Mit den erarbeiteten Automatismen zeigt sich Grammozis "zufrieden". Enge Abstände auf dem Spielfeld zu haben, kompakt zu agieren, aber dennoch aggressiv zu sein und nicht in Passivität zu verfallen - das hätten auch die Zugänge verinnerlicht. "Die spielen jetzt schon ein paar Tage Fußball und hören die Sachen auch nicht zum ersten Mal. Man muss sie nicht bei null abholen", sagt der Trainer. "Mir war wichtig, dass eine Gemeinschaft entsteht, dass ein Spirit entsteht, dass die Jungs Bock haben. Wenn ich mir die Einheiten anschaue, bin ich sehr positiv, dass wir das am Wochenende auf den Platz bringen."

Das ist dringend vonnöten, will der FCK in der nahen Zukunft nicht noch tiefer in den Schlamassel rutschen. Mit jeder weiteren Niederlage dürfte die Unruhe wachsen. Womöglich auch innerhalb der Belegschaft, die (mit Hercher) aktuell 26 Feldspieler umfasst. Stattlich wird demnach die Zahl derer, die es nicht mal in den Spieltagskader schaffen. Es werde "zu Enttäuschungen" kommen, dessen ist Grammozis sich bewusst. "Der Kader ist im Moment schon groß", sinnt er, "aber wir pflegen eine offene Kommunikation mit den Spielern. Jeder weiß, woran er ist." Bis dato haben nur Terrence Boyd (zum SV Waldhof Mannheim) und Lex Tyger Lobinger (auf Leihbasis nach Osnabrück) die Pfalz verlassen. Weitere Abgänge bis zum 1. Februar sind denkbar, weitere Zugänge nicht ausgeschlossen.

Lob für den Tabellenzweiten

Dem noch unbezwungenen FC St. Pauli fehlen mit den beim Asien Cup weilenden Australiern Jackson Irvine und Connor Metcalfe zwei Eckpfeiler. Grammozis ist allerdings fest davon überzeugt, dass die Elf vom Millerntor dies wird kompensieren können. "St. Pauli ist eine sehr stabile, spielstarke Mannschaft, die versucht, ihr Ding durchzuziehen." Die Kiez-Kicker mischten längere Ballstafetten mit Zielstrebigkeit, verfügten über eine gute Positionierung, seien flexibel im Spielaufbau. Dem müsse man mit Kompaktheit, Aggressivität, aber auch Mut zur eigenen Offensivtat begegnen. Grammozis' Slogan ist einprägsam: "Ich will, dass die Mannschaft sich sagt: Wir sind der FCK, wir können auch etwas!"

Andreas Böhm

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