Bundesliga

"Ab 15.000 Zuschauern geht es schnell in Richtung Vollauslastung"

Frankfurt: Frankenbach kalkuliert mit 40 Millionen Euro Verlust

"Ab 15.000 Zuschauern geht es schnell in Richtung Vollauslastung"

Bei der Eintracht besteht die Hoffnung, im Sommer wieder Zuschauer im Stadion begrüßen zu können.

Bei der Eintracht besteht die Hoffnung, im Sommer wieder Zuschauer im Stadion begrüßen zu können. imago images

COVID-19 hat Frankenbach nicht nur im beruflichen Alltag vor große Herausforderungen gestellt. Anfang Dezember infizierte sich der 53-Jährige mit dem Virus und durchlebte harte Wochen. "Ich war vier Wochen völlig platt, habe den ganzen Tag und auch nachts nur geschlafen und hatte kein Antriebsgefühl", erzählte Frankenbach nun im vereinseigenen Podcast. Als Asket und passionierter Rennradfahrer zählt er nicht zur Risikogruppe, doch die Krankheit nahm einen nicht zu unterschätzenden Verlauf: "An der Lunge waren leichte Schädigungen zu sehen. Ich wurde auch für eine Nacht stationär im Krankenhaus aufgenommen. Da macht man sich schon Gedanken, ob man einfach wieder so rauskommt und hat die Fernsehbilder vor Augen, die man sonst immer ganz weit weggeschoben hat, weil man sich sagte: Das betrifft mich eigentlich gar nicht." Glück im Unglück: Bleibende Schäden soll es nach Aussage der Ärzte nicht geben.

Frankenbach: ""Wir werden in dieser Saison in Richtung 40 Millionen Euro Verlust machen"

Im übertragenen Sinne gilt das auch für die Eintracht, die an den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie allerdings noch zu knabbern haben wird, wenn Frankenbach mit dem Rad längst wieder durch den Taunus düst. "Die Pandemie trifft uns an allen Ecken und Enden in jedem Bereich. Wir sind durchfinanziert. Aber wenn man Darlehen aufnimmt, wird man die irgendwann zurückzahlen müssen", betont das bereits seit 1998 bei der Eintracht tätige Vorstandsmitglied. Weiter präzisiert er: "Wir werden in dieser Saison in Richtung 40 Millionen Euro Verlust machen. Das macht sich im Eigenkapital und in der Verschuldung bemerkbar. Wir haben auch in den Neubau des Profi-Camps investiert, das kommt also noch hinzu. Die Schulden müssen in den nächsten Jahren zurückgetragen werden. Das kann man nur, wenn man über den Bundesligaspielbetrieb hinaus zusätzliche Erlöse erzielt. Das kann der internationale Wettbewerb sein, ein Transfer oder eine noch weitere Verbesserung in unserer Sponsoren- und Zuschauerstruktur."

Eintrachts Finanzplanung "basiert nur auf der Bundesliga"

Angewiesen ist Frankfurt auf den Einzug in die Europa League oder die Champions League allerdings nicht. "Wenn das überlebenswichtig wäre, hätten wir etwas falsch gemacht", bekräftigt Frankenbach, "unsere Planung basiert nur auf der Bundesliga." Die größten Hoffnungen setzt er in die Rückkehr der Fans in die Stadien. "Das Licht am Ende des Tunnels wäre für mich, wenn wir wieder in einen halbwegs vernünftigen Spielbetrieb mit Zuschauern kämen. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir möglicherweise am letzten oder an den beiden letzten Spieltagen mit irgendeiner Anzahl von Zuschauern im Stadion rechnen können."

Dank der Erlöse aus der TV-Vermarktung wurde bisher kein Profiklub zahlungsunfähig. Was passiert wäre, wenn das im vergangenen Frühjahr zeitweise verhängte Spielverbot nicht aufgehoben worden wäre, beschreibt Frankenbach in deutlichen Worten: "Keiner hätte ohne die TV-Vermarktung über diesen Zeitraum wirtschaftlich überlebt. Keiner. Man hätte über extreme Maßnahmen nachdenken müssen und Verträge mit allen möglichen Menschen im Unternehmen bis hin zum Spieler kündigen müssen, weil man seinen Verpflichtungen nicht mehr hätte nachkommen können." Dieses Worst-Case-Szenario blieb dem Profifußball erspart. Nun ruhen die Hoffnungen vor allem auf den Impfungen. Frankenbach stört sich etwas an der "Eigenschaft der Deutschen, dass ständig an allem herumgemäkelt wird".

Frankenbachs Blick auf die nächsten Monate ist durchaus positiv

Die Gesamtlage sieht er mit Blick auf die nächsten Monate nämlich durchaus positiv: "Ich glaube, dass das irgendwann seinen Lauf nehmen wird und wir dann über den Sommer hinweg wieder zu einer vernünftigen Auslastung kommen. Ein bisschen Vertrauen müssen wir bei unserem gesamten Umfeld auch wieder erzeugen. Wenn wir Dauerkarten in Rechnung stellen, müssen wir auch eine gewisse Sicherheit haben, dass Spiele mit Zuschauern stattfinden." Sinnvoll sei es, in die Richtung einer Marke von 30.000 Zuschauern zu kommen, denn dann sei der weitere Weg nicht mehr so weit. Frankenbachs plausible Annahme: "Ab 15.000 Zuschauern geht es ganz schnell in Richtung Vollauslastung, weil man dann keine Abstands- und Hygieneregeln mehr einhalten kann. Wenn man 30.000 Zuschauer hat, wüsste ich nicht, warum man nicht auch 50.000 haben könnte." Sollte die Eintracht dann auch noch international spielen, könnte das vor dem Hintergrund der aktuell düsteren Zeiten eine Euphorie noch ungekannten Ausmaßes entfachen - in Frankfurt und über die Stadtgrenzen hinaus. Es wäre weit mehr als das Licht am Ende eines langen Tunnels.

Julian Franzke

Frankfurter Dominanz: Das ist die kicker-Elf des 22. Spieltags