Bundesliga

Jupp Heynckes im kicker: "Ich müsste bei Klima-Demos mitmarschieren"

Heynckes im Interview: Die Trainer-Legende wird 75

"Eigentlich müsste ich bei einer Klima-Demonstration mitmarschieren"

Im großen kicker-Interview anlässlich seines nahenden 75. Geburtstags: Jupp Heynckes.

Im großen kicker-Interview anlässlich seines nahenden 75. Geburtstags: Jupp Heynckes. imago images

Selbstverständlich macht sich Jupp Heynckes wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag, den er in seinem Anwesen in Schwalmtal feiern wird, Gedanken über Corona und die Auswirkungen, die die Pandemie auf den Fußball hat. Der Erfolgstrainer, der 2013 mit dem FC Bayern München das Triple und 1998 mit Real Madrid die Champions League gewann, empfiehlt der Branche in der Print-Montagsausgabe des kicker (auch digital abrufbar als e-Magazin), dringend eine tiefgreifende Neuorientierung. "Der Fußball darf nicht nur an den Profit denken", betont Heynckes, die bisherige Entwicklung war für ihn "sowieso unmoralisch".

In Anlehnung an jüngste Aussagen des Bayern-Sportdirektors Hasan Salihamidzic würde der ehemalige Fußballlehrer "auf junge Spieler setzen", im Gegensatz zu Salihamidzic "ganz große Transfers jedoch ausschließen". Heynckes nennt ein konkretes Beispiel: "Sicher müsste ein Kai Havertz in der Bundesliga bleiben, aber nicht für einen utopischen Preis."

Sicher müsste ein Kai Havertz in der Bundesliga bleiben, aber nicht für einen utopischen Preis.

Jupp Heynckes im grossen kicker-Interview

Der Ex-Trainer und -Profi äußert sich in diesem Gespräch aber weit über den Fußball hinaus und erweist sich als aufmerksamer und kritischer Zeitgenosse, der die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen genau verfolgt. Heynckes bittet um allgemeine und disziplinierte Rücksichtnahme zum Schutz der gefährdeten Randgruppen vor Sars-CoV-2; er weist auf das durch den Syrienkonflikt ausgelöste unermessliche Elend hin, bezieht eine entschiedene Haltung gegen Fremdenfeindlichkeit sowie Rassismus und offenbart seine großen Sorgen um "die fatale Klima-Situation", wie er es formuliert: "Eigentlich müsste ich bei einer Klimademonstration mitmarschieren."

Heynckes fehlt die Öffentlichkeit nicht

Heynckes lebt sehr zurückgezogen. Die Öffentlichkeit fehle ihm überhaupt nicht. "Ich bin mit mir im Reinen und happy, wenn ich mein Leben in Stille genießen kann. Ich brauche die Öffentlichkeit nicht. Da ist so vieles so oberflächlich." Mit Uli Hoeneß, seinem langjährigen Partner und Freund, der sich ebenfalls aus dem Tagesgeschäft verabschiedet hat, diskutiere er viel über die Aktualität, über familiäre und alltägliche Dinge. "Uli gewöhnt sich offenbar an dieses neue Leben. Hin und wieder äußert er sich öffentlich, was ich gut finde, weil er es sehr pointiert tut. Mittlerweile", so Heynckes, "ist er auch altersmilde geworden, wie mir scheint. Er hat etwas geschaffen, was keiner sonst im Fußball erreicht hat."

Weitere Themen sind ein bemerkenswerter Brief aus China, 160 Mark Monatsgehalt, 35 Zentner Kartoffeln im Keller, Namen wie Wolfgang Schäuble, Bastian Schweinsteiger, Hansi Flick, Toni Kroos, Franck Ribery und einige andere. Außerdem verrät Heynckes in der Montagsausgabe des kicker (auch digital abrufbar als eMagazine für 99 Cent in der Woche), warum er 2018 beim FC Bayern tatsächlich nicht mehr weitermachen wollte. Schließlich gibt er zutiefst menschliche Einblicke über seinen Umgang mit dem Älterwerden und dem Tod.

kw

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