Bundesliga

Bittencourt: "Es ist wichtig, einen Typen wie mich zu haben"

Werder-Profi spricht über Genugtuung, Denkpause und Fehler

Bittencourt: "Es ist wichtig, einen Typen wie mich zu haben"

Im Aufwärtstrend: Leonardo Bittencourt (re.) und Werder Bremen.

Im Aufwärtstrend: Leonardo Bittencourt (re.) und Werder Bremen. IMAGO/Claus Bergmann

Aus diesem Alter sei Leonardo Bittencourt raus, dass der Bremer Freimarkt für seine Abendplanung am Samstag noch eine Rolle gespielt hätte: "Ich gehe nach Hause. Ich habe die letzten Wochen nicht viel gespielt, das merkt man. Als fast 30-Jähriger muss man ein bisschen regenerieren", erklärte der Werder-Profi mit den brasilianischen Wurzeln, der ohnehin viel lieber "im Sommer rausgeht". Stattdessen würde er es einfach genießen, erschöpft zu sein, nach dem Bremer 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Union Berlin: "Es ist ein schönes Gefühl, dieses Müde-sein, das hatte ich vorher nicht", sagte Bittencourt.

Sechsmal stand der Mittelfeldspieler vom 2. bis zum 7. Spieltag nicht in der Startelf von Trainer Ole Werner, dreimal war er gar nicht zum Einsatz gekommen. Doch nachdem der 237-malige Bundesligaprofi bereits in der Vorwoche beim BVB überraschend sein Comeback von Beginn an gegeben hatte, ist er nun wieder fester Bestandteil im Werder-Zentrum.

Und Bittencourt hat seinen Anteil dazu beigetragen, dass die beiden jüngsten Partien durchaus positiv zu werten sind: Auf die defensive Leistungssteigerung in Dortmund folgte nun der dritte Saisonsieg gegen eine "richtige Männertruppe" aus Berlin: "Das war eine erwachsene Leistung, das hat mir sehr gefallen", bekannte der 29-Jährige, der Jens Stage erneut oftmals als zweiter Sechser unterstützte, "damit wir das Zentrum ein bisschen dichter haben - das hat zu den beiden Gegnern gepasst."

Von einer Form der Genugtuung - dass es mit ihm jetzt wieder besser gelaufen ist als zuvor noch - wollte Bittencourt jedoch nichts wissen, beziehungsweise nur wenig: "Nein, ich weiß auch, dass ich nicht immer die allerbesten Spiele habe, aber für die Mannschaft ist es ein Stück weit wichtig, so einen Typen wie mich auf dem Platz zu haben. Das sieht man jetzt auch", so Bittencourt, der mit einem breiten Grinsen noch ergänzte: "Ich will nicht sagen, dass wir mit mir die Spiele in Darmstadt und Heidenheim gewonnen hätten - wobei: Beide verloren hätten wir, glaube ich, nicht." Zur Erinnerung: Werder war gegen beide Aufsteiger mit 2:4 unterlegen.

Bittencourt und Werner: "Wir haben beide Fehler gemacht"

Ole Werner (li.) mit Leonardo Bittencourt

"Es ist alles gut": Ole Werner (li.) mit Leonardo Bittencourt. IMAGO/Nordphoto

Der Werder-Profi berichtete indes auch davon, sich während seiner "schwierigen Phase" mit Chefcoach Werner zusammengesetzt zu haben: "Wir haben beide ein Stück weit Fehler gemacht, aber es ist alles gut: Das ist manchmal ganz normal, wir sind zwei erwachsene Männer und dann geht das auch wieder. Ich hatte nie ein Problem mit dem Trainer, er hatte auch nie ein Problem mit mir." Ganz im Gegenteil, sagte Bittencourt weiter: "Wir wollen beide den gleichen Weg, deswegen durfte ich mich wieder beweisen. Jetzt heißt es, weiterzumachen, denn da sind ein paar Jungs auf der Bank, die auch Bock haben zu spielen - wie ich davor. Es geht nur über Leistung."

Manchmal ist eine Denkpause für einen Spieler auch ganz gut.

Leonardo Bittencourt

Werner wiederum erklärte, dass es bei diesem klärenden Gespräch lediglich um "Kleinigkeiten und Details" gegangen sei: "Ich habe schon ein gutes Verhältnis zu Leo, trotzdem ist man als Trainer manchmal mit Leistung nicht zufrieden - und dann muss man Entscheidung treffen. Die kann man manchmal noch auf eine andere Art und Weise rüberbringen. Trotz alledem haben wir auch in dieser Zeit einen guten Weg gefunden, in Kontakt zu sein." Was also durchklang, waren offenbar unterschiedliche Vorstellungen von der Leistung des Spielers und der Kommunikation des Trainers.

Beides ist ausgeräumt, weil jeweils Einsicht herrschte. So betonte Werner nun auch, "gerne mit solchen Typen zusammenzuarbeiten", sagte: "Es ist einfach gut, dass Leo wieder zur Verfügung steht und fit ist. Wenn er in der Verfassung der letzten beiden Spiele ist, ist er für uns einfach nach wie vor ein sehr wichtiger Spieler. Das ist offensichtlich." Und Bittencourt meinte: "Manchmal ist eine Denkpause für einen Spieler auch ganz gut, und vielleicht hat sie mir geholfen. Wer weiß…"

Tim Lüddecke

Bilder zur Partie Werder Bremen gegen 1. FC Union Berlin