Frauen

Jenni erstattet Anzeige gegen Luis Rubiales

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach Kuss-Skandal: Jenni erstattet Anzeige gegen Rubiales

Übergriffig bei der Siegerehrung: Luis Rubiales (re.) küsst Jenni auf den Mund.

Übergriffig bei der Siegerehrung: Luis Rubiales (re.) küsst Jenni auf den Mund. IMAGO/Sports Press Photo

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete am Mittwoch, dass eine entsprechende Strafanzeige von Jenni gegen Rubiales bei der zuständigen Staatsanwaltschaft eingegangen sei. Laut den Berichten, die ein Justizsprecher auf dpa-Anfrage bestätigte, hat Jenni bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt und Rubiales anschließend angezeigt. Die Behörde teilte demnach mit, dass eine Strafverfolgung "so schnell wie möglich" eingeleitet wird.

Die Staatsanwaltschaft des Nationalen Gerichtshofs in Spanien hatte bereits Ende August eine Voruntersuchung gegen Rubiales wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung eingeleitet. Jenni waren daraufhin 15 Tage eingeräumt worden, um "über ihre Rechte als Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs informiert zu werden" und gegebenenfalls "Anzeige zu erstatten", wie die Behörde mitteilte. Das ist nun erfolgt. Der Nationale Gerichtshof ist zuständig, weil sich der Vorfall im australischen Sydney ereignet hat.

Freiheitsstrafe steht im Raum

Rubiales muss damit auch strafrechtliche Konsequenzen fürchten. Der Gerichtshof hatte bereits erklärt, dass dem 46-Jährigen im Falle einer Anzeige wegen sexueller Nötigung eine Freiheitsstrafe zwischen einem und vier Jahren drohen könnte. Vom Weltverband FIFA war er bereits im August für 90 Tage gesperrt worden, das nationale Sportverwaltungsgericht TAD beschäftigt sich ebenfalls mit dem Vorfall, eröffnete ein Verfahren gegen Rubiales aber nur wegen "schweren Fehlverhaltens". Eine Suspendierung durch die oberste spanische Sportbehörde CSD wäre nur möglich gewesen, wenn das TAD wegen "sehr schweren Fehlverhaltens" ermittelt hätte.

Rubiales hatte die spanische Offensivspielerin bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale gegen England übergriffig auf den Mund geküsst und damit weltweit für Entrüstung gesorgt. Jenni hatte unmittelbar danach gesagt, dass ihr der Kuss "nicht gefallen" habe, einige Stunden später verteidigte sie Rubiales in einer vom Verband verbreiteten Stellungnahme. Spanische Medien zufolge stammte dieses Statement aber gar nicht von der Nationalspielerin und war ihr vom Verband in den Mund gelegt worden - Berichte, die durch den nun eingeleitete Schritt von Jenni gestützt werden.

Jenni sieht sich "als Opfer einer Aggression"

Einige Tage nach dem Vorfall hatte Jenni klargestellt, dass sie "zu keinem Zeitpunkt in den Kuss eingewilligt habe" und sich "als Opfer einer Aggression, eines impulsiven Verhaltens, eines Machos" sehe. Der spanische Verband hatte diese Einlassungen zurückgewiesen und Jenni wiederum mit Klage gedroht. Das gesamte Weltmeister-Team Spaniens stellte sich hinter Jenni und streikt als Protest gegen Rubiales.

Der Verbandspräsident selbst weist die Vorwürfe zurück, spricht von einem einvernehmlichen Kuss und hat einen Rücktritt von seinem Posten bislang ausgeschlossen. Der spanische Verband hat sich in Form von Interimspräsident Pedro Rocha mittlerweile entschuldigt und "eine ganze Reihe von Maßnahmen" angekündigt, von denen die erste bereits am Dienstag umgesetzt wurde: Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda, der Rubiales' Brandrede bei einer Sondersitzung des Verbands beklatscht hatte, wurde trotz des gewonnen Weltmeistertitels entlassen.

mib

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