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Kritik an Rubiales nach Kuss bei Siegerehrung: "Eine Form der sexuellen Gewalt"

Jenni nimmt den Verbandspräsidenten mittlerweile in Schutz

Kritik an Rubiales nach Kuss bei Siegerehrung: "Eine Form der sexuellen Gewalt"

Jenni Hermoso und der spanische Verbandspräsident Luis Rubiales bei der WM-Siegerehrung.

Jenni Hermoso und der spanische Verbandspräsident Luis Rubiales bei der WM-Siegerehrung. picture alliance / ZUMAPRESS.com

Die Bilder waren eindeutig: Bei der Siegerehrung Spaniens nach dem gewonnen WM-Finale gegen England (1:0) umarmte Rubiales Jenni nicht nur, sondern drückte ihr einen Kuss auf die Wange und die Lippen. Dieser führte im Anschluss zu Entrüstung in klassischen und sozialen Medien - und nicht nur dort.

So schaltete sich auch die spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero in die Debatte ein. "Das ist eine Form der sexuellen Gewalt", schrieb sie auf Twitter/X. Man dürfe "nicht davon ausgehen, dass Küssen ohne Zustimmung etwas ist, das 'passiert'. Nur ein Ja ist ein Ja." Die Tageszeitung El Pais kommentierte: "Wir schreiben das Jahr 2023, diese Gesten sind nicht zu rechtfertigen". Ein solcher Kuss auf den Mund sei "eine Aggression".

WM 2023, Finale

Auch die ehemalige deutsche Nationalspielerin Tabea Kemme fand deutliche Worte: "Ich wünsche mir, dass die Menschen, die für den psychischen Machtmissbrauch im spanischen Verband verantwortlich sind, aus dem System genommen und sanktioniert werden", forderte sie in ihrer Kolumne bei "t-online.de".

Und auch Jenni selbst zeigte sich unmittelbar nach dem Vorfall überhaupt nicht einverstanden mit dem grenzüberschreitenden Verhalten Rubiales': "Hat mir nicht gefallen", sagte die 33 Jahre alte Offensivspielerin später angesprochen auf die Szene.

Jenni: "Nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken"

Mit ein paar Stunden Abstand änderte Jenni aber ihre Meinung und verteidigte ihren Verbandspräsidenten - aus welchen Gründen auch immer: "Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft", teilte sie mit.

 Die Stellungnahme Jennis wurde vom spanischen Verband RFEF  verbreitet. Darin fügt die 33 Jahre alte Stürmerin des mexikanischen Clubs Pachuca hinzu: "Der 'Präsi' und ich haben ein großartiges Verhältnis zueinander. Sein Verhalten uns allen gegenüber war ausgezeichnet, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit." Man solle dieser "nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken", so Jenni, und sich vor allem nicht vom Gewinn des WM-Titels "ablenken lassen".

Ob das Thema damit aber erledigt ist, erscheint zweifelhaft: "Wir alle denken: Wenn sie das vor den Augen ganz Spaniens tun, was werden sie dann nicht auch im Privaten tun?", fragte die spanische Ministerin für soziale Rechte, Ione Belarra, dazu auf Twitter/X: "Sexuelle Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben."

Rubiales beschimpft Kritiker und Kritikerinnen: "Idioten gibt es überall"

Auch Rubiales selbst äußerte sich bei der Abreise des frischgebackenen Weltmeisters aus Australien - und wählte gegenüber seinen Kritikern und Kritikerinnen drastische Worte: "Der Kuss mit Jenni? Idioten gibt es überall. Wenn zwei Menschen miteinander eine unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung teilen, darf man dem Mist, der da gesagt wird, keine Beachtung schenken", sagte er auf dem Weg zum Flughafen in Sydney.

jer

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