Bundesliga

FC Bayern News | Tuchel: "Ich nehme das persönlich"

Tuchel über seine Art der öffentlichen Kritik

"Ich nehme das persönlich, ich kann das fast nicht aushalten"

Thomas Tuchel blickt dem Liga-Start in Bremen entgegen.

Thomas Tuchel blickt dem Liga-Start in Bremen entgegen. picture alliance / SvenSimon

Man muss dem FC Bayern vielleicht auch mal ein kleines Lob dafür aussprechen, dass er gleich am Sonntagmittag die Vorstellung von Harry Kane platzierte. So konnte der Fokus, als im Doppelpass und sonst überall noch über das Supercup-Debakel am Samstag gesprochen wurde, schnell wieder auf den 100-Millionen-Mann, den Rekordeinkauf gelenkt werden.

Bayerns Saisonstart

Denn dieses 0:3 gegen Leipzig hatte nicht nur jedem veranschaulicht, dass der FC Bayern trotz mehrwöchiger Vorbereitung eben nicht so weit ist, wie Thomas Tuchel sich das erhofft hatte. Thomas Tuchel sagte es ja auch ganz laut in jedes Mikrofon. "Das ist erschreckend", meinte er zum Beispiel und fand keine Erklärung für die Darbietung seiner Mannschaft. "Ich erkenne nichts mehr wieder, weder von dem, was wir inhaltlich gemacht haben, noch wie wir zuletzt gespielt und trainiert haben."

Diese Art der öffentlichen Zerpflückung seiner Truppe sorgte sogar trotz Kane-Mania noch für Aufsehen. "Dass ein Trainer seine Ratlosigkeit so klar zu erkennen gibt, ist einerseits ehrlich", schrieb Ex-Bundesligaprofi Maik Franz in seiner kicker-Kolumne. "Andererseits aber auch riskant und aus meiner Sicht kein gutes Zeichen der entscheidenden Führungskraft an die Mannschaft."

Ich fand, dass ich sehr offen und ehrlich beschrieben habe, wie meine Gefühlslage ist.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel

Und was denkt Tuchel mit ein bisschen Abstand darüber? "Ich fand, dass ich sehr offen und ehrlich beschrieben habe, wie meine Gefühlslage ist", erklärte der Bayern-Trainer am Donnerstag. "Meine Enttäuschung war sehr groß. Wer mich kennt und wer mich begleitet, weiß, dass das am nächsten Tag immer inhaltlich weitergehen wird; dass wir immer gut vorbereitet zu jedem Spiel anreisen werden; dass wir alles tun werden, um uns selbst ständig zu hinterfragen im Trainerteam und auch das bestmögliche Trainerteam sind, das wir für die Mannschaft sein können. Je nachdem, was die gerade braucht. Da kann man sich sehr sicher sein."

Dass es viele Schlagzeilen um seine Person gab, hatte auch er, der sonst behauptet, so wenig wie möglich zu lesen, mitbekommen. "Ich glaube, dass viel draus gemacht wird", findet Tuchel. "Ich glaube, dass es normal ist nach einer 0:3-Niederlage. Ich würde fast behaupten, da ist es auch fast egal, was ich sage, weil ich nicht weiß, wie man das erklären kann. Da gibt es nicht die Erklärung, um alle zufriedenzustellen. Das ist, glaube ich, auch nicht mein Job. Ich war extrem unzufrieden. Das war dann eher authentisch als alles andere. Aber klar: Vielleicht war es nicht der diplomatischste Weg an dem Abend. Wenn ich versucht hätte, es sehr diplomatisch zu verkaufen, hätten sich die Leute vielleicht gefragt, ob ich beim richtigen Spiel war und ob ich noch weiß, wie das letzte Heimspiel davor ausgegangen ist." Als die Bayern am 33. Spieltag der Vorsaison auch mit drei Gegentoren gegen Leipzig verloren und beinahe die Meisterschaft verspielt hatten.

Nach drei Monaten sieht der Trainer eben noch nicht den Fortschritt, den er sich erhofft hatte. "In der Summe ist das nach wie vor für mich, für unseren Anspruch und den, den ich an mich persönlich habe … Für mich ist das … Ich nehme das persönlich, wenn wir verlieren. Ich kann das fast nicht aushalten. Deshalb wünsche ich mir, dass wir das auch gemeinsam so entwickeln, Widerstandsfähigkeit entwickeln." Dass demnächst am besten gar nicht mehr geschimpft werden muss.

Mario Krischel