Bundesliga

Union Berlin: Zinglers fragwürdige Argumentation

Union und Quattrex: Ein Investor ohne Sicherheiten?

Zinglers fragwürdige Argumentation

Seine Erklärung hinsichtlich Investoren erscheinen fragwürdig: Union Berlins Präsident Dirk Zingler.

Seine Erklärung hinsichtlich Investoren erscheinen fragwürdig: Union Berlins Präsident Dirk Zingler. IMAGO/Matthias Koch

Der 1. FC Union ist eines der besten Beispiele dafür, dass Investorengeld im Fußball einen positiven Effekt haben kann. Das begann bereits Ende der 1990er, als die Millionen von Medienunternehmer Michael Kölmel, heute bekennender Fan der Köpenicker und nach wie vor Investor an der Alten Försterei, den klammen Klub retteten. Und das ist auch in der jüngeren Vergangenheit so gewesen, als Union im August 2016 einen Vertrag mit dem Luxemburger Quattrex-Fonds schloss.

Unions Erfolg ist auch dank eines Investors möglich

Per "subsidy", also per Zuschuss, so die Übersetzung dieses Begriffs aus der Finanzwelt, pumpte der Investor 6,3 Millionen Euro in drei Tranchen in den damaligen Zweitligisten. Der nutzte diese Zusatzmillionen höchst effizient, festigte zunächst seinen Status als Spitzenteam im Unterhaus, stieg knapp drei Jahre später - übrigens mit dem damals zweithöchsten Personalaufwand in Liga 2 - auf und steht heute an der Schwelle zur Champions League.

Warum sollen wir nicht das tun, was außerhalb des Fußballs gang und gäbe ist? Wenn wir erfolgreiche Klubs haben wollen, müssen wir investieren.

Union-Präsident Dirk Zingler

Insofern ist es durchaus nachvollziehbar, wenn sich Präsident Dirk Zingler im "Wams"-Interview für einen Liga-Investor starkmacht. "Ich bin Logistikunternehmer und tausche regelmäßig meine Lastwagen aus, nehme die moderneren. Ich investiere in IT, in Digitalisierung. Warum also sollen wir nicht auch im Fußball das tun, was außerhalb des Fußballs gang und gäbe ist? Wenn wir erfolgreiche Klubs haben wollen, müssen wir investieren und versuchen, besser zu werden. Nur so werden wir Traditionsvereine erhalten können", erläutert der 58-Jährige im Doppelgespräch des Blattes mit Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer und Sprecher des Liga-Präsidiums.

Zingler ist mit dieser Argumentation in der Branche nicht alleine. Zahlreiche Klubfunktionäre unterstreichen dieser Tage die Notwendigkeit, das Geschäftsmodell der DFL zu erweitern respektive zu verbessern, sei es durch eigene Streaming-Plattformen oder andere Investments in Digitalisierung und Internationalisierung.

Verlust machen können die Investoren kaum

Mindestens erstaunlich aber ist, dass Zingler den Einstieg von Investoren so darstellt, als verzichteten diese auf jedwede Sicherheit: "Bei Union haben wir in den vergangenen Jahren auch investiert, aber nur mit Partnern, die ausschließlich Geld zurückbekommen, wenn es uns gut geht, wenn wir uns entwickeln." Demgegenüber steht beispielsweise Ziffer 1 des Quattrex-Jahresberichts von 2017. Demnach hat der Fonds in der Tat zwar keinen rechtlichen Anspruch auf eine Rückzahlung. Die gezahlten Zuschüsse "geben dem Teilfonds aber das Recht, von den Vereinen bestimmte Zahlungen in variabler Höhe zu bestimmten Zeitpunkten zu erhalten. Dem Teilfonds werden von den Vereinen mehrere Sicherungsrechte und/oder Garantien für Vermögenswerte und Forderungen eingeräumt, um die Rückzahlung der von den Vereinen an den Teilfonds geschuldeten Beträge wirksam zu sichern", so heißt es in dem dem kicker vorliegenden Dokument.

Übersetzt bedeutet das nichts anderes als: Im Falle des Misserfolgs würde Quattrex keine Rendite erwirtschaften, sich aber zumindest so absichern, dass kein Verlust entsteht. Das einzige Risiko des Investors wäre die Zahlungsunfähigkeit. Und selbst beim zwischenzeitlichen Insolvenzfall 1. FC Kaiserslautern hat es das Luxemburger Unternehmen geschafft, am Ende anteilig mehr Geld wiederzuerhalten als zahlreiche andere Gläubiger, die dem Schuldenschnitt von 4 Prozent zugestimmt hatten.

Aus den "subsidy"-Geschäften - neben Union hat der Fonds über dieses Konstrukt noch in einen Zweitligisten und einen polnischen Erstligisten investiert - hat der Fonds 2020 2,6 Mio. Euro und 2021 2,8 Mio. Euro aus den Medienerlösen dieser drei Klubs erhalten. Üblicherweise sind die Rückzahlungen der "Zuschüsse" nach zehn Jahren fällig.

Für Quattrex ist Union ein hervorragendes Geschäft und auch für die Köpenicker ging der Deal dank sehr guter Arbeit von Sportlicher Leitung und Klubführung auf - nur dass es keine Sicherheiten gegeben haben soll, wie von Zingler suggeriert, wirkt vor dem Hintergrund der Ausführungen in den Quattrex-Geschäftsberichten zumindest fragwürdig.

Benni Hofmann

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