Bundesliga

Schmidt erwog Karriereende wegen Depression: "Man hinterfragt alles"

Werders Mittelfeldspieler redet offen über seine Erkrankung

Schmidt erwog Karriereende wegen Depression: "Man hinterfragt alles"

Ich habe einen tollen Trainer: Niklas Schmidt fand bei Ole Werner ein offenes Ohr.

Ich habe einen tollen Trainer: Niklas Schmidt fand bei Ole Werner ein offenes Ohr. IMAGO/pepphoto

Im Januar hatte Schmidt während des Trainingslagers von Werder Bremen erstmals von seinen mentalen Problemen berichtet und dabei auch für einen offeneren Umgang mit dem Thema plädiert. In der Sendung "Sportblitz" von "Radio Bremen" gab der 25-Jährige Einblicke, wie es ihm erging. Selbst über ein frühes Ende seiner sportlichen Karriere hatte er dabei nachgedacht.

"Wenn man in einer Depression ist, hinterfragt man alles", sagte er am Mittwoch in der Sendung und ergänzte: "Abrupt die Karriere zu beenden, der Impuls war nicht da. Aber die Überlegungen waren da, es zu tun."

"Es geht mir wesentlich besser als noch vor einem halben Jahr. Aber es ist schwierig, weil es so dynamisch ist. Es sind unglaubliche Stimmungsschwankungen, die man hat. Jeder Tag ist anders", berichtete Schmidt von der tückischen Erkrankung.

Wenn er auf dem Platz sei, fühle er sich unheimlich wohl und könne alles ausblenden. Privat habe er aber nicht mehr abschalten können. "Es war unglaublich schwer, ich war nie richtig frei im Kopf", sagte Schmidt über die Krankheit, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst. "Es fühlte sich an wie ein Vulkan, der ausbrechen will, aber nicht ausbrechen kann. Irgendwann ist es dann passiert."

Schmidt bedankt sich bei "tollem Trainer" Werner

Kurz bevor er im Oktober 2022 nicht in den Kader für das Auswärtsspiel beim SC Freiburg berufen wurde, habe er einen kleinen Ausbruch gehabt. Kurze Zeit später habe der Mittelfeldspieler das Gespräch mit Werder-Trainer Ole Werner und den Verantwortlichen des Vereins gesucht, erzählte Schmidt. "Ich habe einen tollen Trainer, der mir zugehört und mich verstanden hat. Das hat mir sehr geholfen, ich habe mich direkt sehr gut aufgehoben gefühlt."

"Es war kurz vor zwölf"

Zuvor hatte lediglich Schmidts direktes Umfeld Veränderungen in seinem Verhalten gemerkt. Er habe sich oft zurückgezogen und wollte alleine sein. Oft habe er das nicht hören wollen. Nach einem Besuch seiner Mutter beschloss er schließlich, sich Hilfe zu suchen. Er befinde sich seitdem in psychologischer Behandlung. "Es war kurz vor zwölf", sagte Schmidt in dem Interview rückblickend.

Bereits im Januar war es ihm wichtig, das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Schmidt möchte dazu beitragen, dass "die Leute - auch im Fußball -, wenn sie Probleme haben, diese nicht in sich hineinfressen". Er erinnerte dabei an das Beispiel Robert Enke - und daran, dass es "leider immer noch ein Tabuthema ist", von mentalen Problemen zu sprechen, deshalb sollte man offener damit umgehen. Sein Appell laute, "dass es keine Schande ist", sich zu outen.

Wo finde ich Hilfe, wenn ich betroffen bin? Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe gibt es verschiedene Anlaufstellen für Betroffene. 

tru, dpa