Bundesliga

Die Eintracht befindet sich auf einem gefährlichen Weg

Kommentar

Die Eintracht befindet sich auf einem gefährlichen Weg

Frankfurt fehlen die Konstanz und formstarke Profis.

Frankfurt fehlen die Konstanz und formstarke Profis. IMAGO/Eibner

Markus Krösche gab zu Jahresbeginn die Marschrichtung vor: Platz 4 sollte verteidigt, die Leistungen aus den Spielen bis zur Weltmeisterschaft getoppt werden. "Ich möchte, dass wir alle im Klub und im Team ab jetzt den Fuß wieder aufs Gaspedal treten. Und zwar so, dass wir ab sofort wieder Vollgas haben", betonte der Sportvorstand. In Leipzig lieferte die Mannschaft vor der Halbzeit das exakte Gegenteil: Schlafwagenfußball. Zum fünften Mal in Folge blieb Frankfurt auswärts ohne Sieg.

Was auffällt: Die Eintracht hat in diesem Kalenderjahr in noch keiner Partie über die komplette Spielzeit am oberen Limit agiert. Mal fehlt die Kompaktheit, mal die Durchschlagskraft, mal die Aggressivität. Hinzu kommen grobe individuelle Fehler wie diesmal von Tuta oder Schlafmützigkeiten und fehlende Galligkeit bei Standards.

Selbst bei den deutlichen 3:0-Heimsiegen gegen Schalke 04 und Hertha BSC traten einige Probleme zu Tage. Die Performance beim 1:1 in Freiburg war äußerst schwach, im DFB-Pokal geriet die Mannschaft gegen Zweitligist Darmstadt (4:2) nach der Führung sogar zeitweise in Rückstand. Beim 0:3 in Köln pennte das Team bei gegnerischen und eigenen Standards, im Champions-League-Achtelfinale gegen Neapel (0:2) häuften sich nach starker Anfangsphase die individuellen Patzer. Bleiben ein überwiegend guter Auftritt beim 1:1 in München und eine defensiv stabile Leistung gegen an diesem Tag ungewöhnlich ideenlose Bremer (2:0). Unterm Strich ist das zu wenig.

Möglicherweise beschäftigt sich der eine oder andere zu sehr mit der eigenen Zukunft

Das weiß auch Oliver Glasner. "In mir brodelt es", grantelte der Coach am Samstagabend. Dass die Niederlage gegen Neapel in den Köpfen noch eine Rolle gespielt haben könnte - wie von Djibril Sow geäußert - sei eine "Ausrede". Glasner fordert: "Ärmel hochkrempeln und alles dafür tun, dass wir es schaffen, über 90 Minuten unsere beste Leistung abzurufen, damit wir auch solche Spiele gewinnen können."

Gewisse Schwankungen auch innerhalb einzelner Spiele sind zwar normal, schließlich handelt es sich bei Fußballern nicht um Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren. Bei den Hessen schlägt das Pendel derzeit aber zu extrem aus. Die Spieler müssen sich jetzt endlich am Riemen reißen, zu viel Akteure sind aktuell nicht in Form. Möglicherweise beschäftigt sich der eine oder andere (Ndicka, Kamada, Lindström) in diesen Tagen zu sehr mit der eigenen Zukunft, statt sich zu 100 Prozent auf das Hier und Jetzt und die eigene Leistung zu fokussieren. Es liegt an den Profis, diesen Verdacht mit guten Leistungen in den kommenden Wochen zu entkräften.

Vor zwei Jahren hatte Frankfurt nach 22 Spieltagen vier Punkte mehr auf dem Konto, verspielte am Ende aber Platz 4 und die Champions League. Nun muss die Mannschaft auf der Hut sein, nicht auch noch die Europa League zu verpassen. Die Teilnahme an der Conference League könnte in Frankfurt niemand als Erfolg verkaufen. Bei einer weiteren Niederlage in Wolfsburg drohen unruhige Zeiten.

Im Kader steckt genügend Qualität, um in die Erfolgsspur zurückzukehren

Die gute Nachricht: Im Kader steckt trotz der lediglich durchschnittlichen Verteidiger genügend Qualität, um in die Erfolgsspur zurückzukehren und auch mal wieder mehrere Spiele am Stück zu gewinnen. Die Rückeroberung von Platz 4 erscheint weiterhin möglich, im DFB-Pokal sind die Aussichten mit dem Heimspiel gegen Union Berlin gut. In der Champions League wurde das Ziel mit dem Einzug ins Achtelfinale bereits erreicht. Sollte die SGE gegen Napoli ausscheiden, entspräche das objektiv betrachtet den Erwartungen.