Bundesliga

Krösche kritisiert destruktiven Fußball bei WM

Sportvorstand benennt Eintracht-Identität

Krösche kritisiert destruktiven Fußball bei WM

"Uns erwarten oft enge Spiele": Markus Krösche schärft die Sinne in Frankfurt.

"Uns erwarten oft enge Spiele": Markus Krösche schärft die Sinne in Frankfurt. IMAGO/HMB-Media

Aus Frankfurts Trainingslager in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) berichtetet Julian Franzke

Viele Spiele bei der WM in Katar haben Markus Krösche nicht gerade vom Hocker gerissen. "Das fußballerische Level und die Qualität der Spiele sind gesunken. Es wird sich oft aufs Verteidigen und Umschalten beschränkt. Dadurch werden die Spiele sehr destruktiv", moniert Frankfurts Sportvorstand. Brasilien und die beiden Finalteilnehmer Argentinien und Frankreich klammert er dabei aus. "Man sieht generell, dass sich der Fußball deutlich verändert hat. Es geht um den Sicherheitsaspekt, darunter leidet das Spiel. Sind beide Mannschaften darauf bedacht, kein Gegentor zu bekommen, wird das Spiel passiv. Wenn man sich immer nur auf das Umschalten beschränkt, geht natürlich das Niveau des Spiels verloren. Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir auch mit dem Ball mutiger und offensiver sind", fordert der 42-Jährige.

So wie die Eintracht, die schon unter Ex-Coach Adi Hütter für eine offensive Spielphilosophie stand und in den vergangenen Jahren zahlreiche mitreißende Spiele zeigte. "Wir sind immer dazu in der Lage, Tore zu schießen und Chancen zu kreieren. Warum gucke ich denn Fußball? Schaue ich mir lieber ein 0:0 an oder ein 4:2? Jetzt können wir darüber sprechen, dass wir besser verteidigen müssen, das ist auch vollkommen richtig. Aber im Großen und Ganzen geht es um das Spiel, dessen Sinn und Ziel es ist, Tore zu schießen", betont Krösche.

Wenn jemand nach einem 0:0 ein Interview gibt, heißt es: 'Wir haben gut verteidigt, im Spiel nach vorne aber noch Luft nach oben.' Das wird akzeptiert.

Markus Krösche

Exemplarisch erläutert er: "Wenn jemand nach einem 0:0 ein Interview gibt, heißt es: 'Wir haben gut verteidigt, im Spiel nach vorne aber noch Luft nach oben.' Das wird akzeptiert." Bei einem 5:3 werde hingegen über die Anzahl der Gegentore gesprochen. "Die Wahrnehmung muss eine andere sein", fordert der Manager, der selbst in Besitz der Fußballlehrerlizenz ist. Die Eintracht soll in seinen Augen eine klare Identität haben: "Wir stehen für einen gewissen Spielstil: für Mut, Offensive und Aktivität. Natürlich musst du immer eine Balance haben, das ist klar, aber es soll Spaß machen, Spiele von Eintracht Frankfurt zu sehen."

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Im weiteren Saisonverlauf erwartet er, dass die Herausforderungen noch größer werden. "Durch unseren Erfolg verändert sich die Wahrnehmung. Die Gegner werden sich anders gegen uns aufstellen, also müssen wir besser werden und uns in allen Bereichen weiterentwickeln, um diesen Platz verteidigen zu können", fordert Krösche und präzisiert: "Im vorderen Bereich müssen wir noch variabler sein und in der Verteidigung deutlich konsequenter. Uns erwarten oft enge Spiele."

Krösche und das Lob: "Das ist okay, aber jetzt reicht es halt auch"

So wie beim letzten Bundesligaspiel vor der Pause in Mainz (1:1), wo die Mannschaft zwar nach einem Rückstand zurückkam, sich insgesamt gegen einen kompakten und robusten Gegner aber ungemein schwertat. "Mainz ist ein gutes Beispiel, das wird uns oft erwarten", glaubt Krösche, "viele Mannschaften haben diese Robustheit und verteidigen kompakt." Wie gut es dem Team gelingt, damit umzugehen, könnte sich schon beim Auftakt gegen Schalke zeigen. Der Tabellenletzte wird in Frankfurt bestimmt nicht im Hurra-Stil nach vorne spielen, sondern eher wie viele Teams bei der WM agierten: aufs Verteidigen und schnelle Umschalten bedacht.

Auch auf anderer Ebene versucht Krösche, die Sinne zu schärfen. "In der sechswöchigen Pause sind wir mit Lob überschüttet worden, jeder hat gesagt, wie toll wir sind. Das ist alles okay, aber jetzt reicht es halt auch. Nichts ist so vergänglich wie der Erfolg", mahnt der Boss. Er weiß: "Wir haben keine Zeit, uns eine Schwäche zu erlauben. Es geht Schlag auf Schlag. Wir müssen immer bei 100 Prozent sein und als Mannschaft funktionieren. Jeder muss versuchen, jeden Tag besser zu werden, damit wir da oben bleiben können", betont Krösche. Die vergangene Rückrunde hat er nicht vergessen. Da sorgte die Eintracht zwar in Europa für Furore, stürzte in der Liga aber vom sechsten auf den elften Rang ab.

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Sportvorstand Krösche: "Weitreichende Entscheidungen für die Spieler"

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