Bundesliga

Werder Bremens Ikone Wynton Rufer wird 60 Jahre

"Kiwi" und Rehhagel prägt eine besondere Verbindung

"Warum hast du nicht bei Real Madrid gespielt?" - Wynton Rufer wird 60

Ein Tor für die Geschichtsbücher: Wynton Rufer trifft zum 2:0 gegen Monaco. 

Ein Tor für die Geschichtsbücher: Wynton Rufer trifft zum 2:0 gegen Monaco.  IMAGO/Jan Huebner

Es gibt sie natürlich bei jedem Verein, diese Tore, die kein Fan jemals vergessen wird. Genau so einen Treffer erziele Wynton Rufer am 6. Mai 1992 im Finale des Europapokals der Pokalsieger. "Kiwi", wie er von allen aufgrund seiner Herkunft Neuseeland genannt wird, machte gegen die AS Monaco das 2:0, letztlich entscheidend für den Bremer Titelgewinn. Das 1:0 von Klaus Allofs hatte er vorbereitet. Es war der größte Erfolg der Werderaner auf internationaler Bühne. 

Die Worte von Hörfunkkommentator Walter Jasper dazu bleiben im Ohr. "Der AS Monaco kommt wieder mit Roger Mendy, ja, dem Ein-, Zweiunddreißigjährigen aus Senegal. Fehlpass. Ein Bremer hat aufgepasst. Keine Abseitsposition. Wynton Rufer hat die Möglichkeit zum 2:0, umspielt den Torhüter. Dann ist er am Ball und er macht das Tor! Goal! Goal! Goal! 2:0 für Werder Bremen nach diesem Riesen-Abwehrfehler des AS Monaco", hallte es damals ins Mikrofon und wird den SVW-Anhängern wohl immer wieder eine Gänsehaut bescheren.  

Es war wohl das Highlight von Rufer in der Zeit beim SV Werder, wo er von 1989 bis 1995 spielte und in 242 Spielen 103 Tore schoss. "Eigentlich hätte mich Jupp Heynckes zu Borussia Mönchengladbach holen wollen. Als sich das zerschlagen hat, habe ich bei Werder unterschrieben. Es war fantastisch in Deutschland und die Zusammenarbeit mit Otto Rehhagel sensationell", erinnert sich der Stürmer in einem Interview bei "Der Standard", das im Juli 2021 geführt wurde. 

Rehhagel und Rufer: Das passt!

Otto Rehhagel und Wynton Rufer

Freundschaft fürs Leben: Otto Rehhagel und Wynton Rufer. imago sportfotodienst

Die Liebesgeschichte zwischen dem Neuseeländer, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, und Werder Bremen beziehungsweise Otto Rehhagel wäre also beinahe nicht zustande gekommen. "Das war absolut traumhaft", blickt Rufer auf seine Zeit an der Weser zurück. "Wir haben jedes Jahr etwas gewonnen: die Bundesliga, den Pokal, den Europacup. Ich habe viele lukrative Angebote bekommen, aber wegen der Beziehung zum Verein, zur Mannschaft und zu Otto wollte ich nie weggehen."

Neben beschriebenem Titel im Europapokal wurde Rufer mit Werder einmal Meister und zweimal Pokalsieger. In Deutschland spielte der Angreifer, der 1989, 1990 und 1992 zu Ozeaniens Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde und 1982 bei Neuseelands erster WM-Teilnahme dabei war, neben Bremen auch noch für den 1. FC Kaiserslautern. In der Aufstiegssaison in die Bundesliga 1996/97 schoss er für die Roten Teufel in 14 Spielen vier Tore.

Trainer? Natürlich Rehhagel! "Otto war wie ein Vater für uns. Er hat die Mannschaft menschlich geführt, mir als Ausländer hat er noch einmal speziell geholfen. Wir haben heute noch eine sehr enge Beziehung und treffen uns jedes Jahr", beschreibt Rufer seine besondere Beziehung zur Trainerlegende. 

Und das Lob beruht auf Gegenseitigkeit. "Er hatte außergewöhnliche Qualitäten. Er war schnell, intelligent und hatte eine gewisse Raffinesse. Alles Qualitäten, die ihn zu einem großen Spieler gemacht haben. Ich habe ihn gefragt: Warum hast du eigentlich nicht bei Real Madrid gespielt? Mit deinen Qualitäten, die du hattest. Aber natürlich war ich glücklich, er hat für uns und für mich vieles gewonnen", sagte Rehhagel über seinen einstigen Lieblingsschüler.

Beide verstehen sich blendend. Daher war der mittlerweile 84-Jährige auch einer der ersten, die Rufer Genesungswünsche aussprachen, nachdem dieser 2019 nach dem Besuch eines Basketballspiels in Auckland auf offener Straße mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen war. Anschließend ging es wieder bergauf, dem Stürmer geht es mittlerweile wieder gut. 

Enge Beziehung zu Werder Bremen

Im Weserstadion ein gern gesehener Gast: Wynton Rufer.

Im Weserstadion ein gern gesehener Gast: Wynton Rufer. IMAGO/Jan Huebner

Der Kontakt zu Werder ist nie abgerissen, im Weserstadion ist Klub-Ikone Rufer immer ein gern gesehener Gast. Als "Vollblutsstürmer, der alles kann" wurde der Offensivmann von seinem ehemaligen Trainer Ottmar Hitzfeld bezeichnet. Und in der Tat war "Kiwi" sehr komplett. Er war schnell, kopfballstark, beidfüßig, verfügte über eine außergewöhnliche Sprungkraft, gute Technik und einen ausgeprägten Torinstinkt. All das bescherte ihm mit acht Toren in zehn Spielen die Torjägerkanone in der Champions-League-Saison 1993/94. In Erinnerung blieben auch seine Elfmeter, bei denen er, für ihn markant immer verzögerte, den Keeper ausschaute und dann ins leere Eck verwandelte. 

Und was macht Rufer heute? Das stressige Leben eines Klubtrainers hat er beendet, viel lieber kümmert er sich um junge Talente auf den Cook Islands. Der ehemalige Stürmer ist dort eine große Nummer, genießt als Ozeaniens Fußballer des 20. Jahrhunderts einen sehr guten Ruf. "Das, was hier passiert, ist absolute Weltklasse", schwärmt Rufer im Gespräch mit der "Deichstube". Fakt ist, "Kiwi" hat im Südpazifik viel vor, will jungen Fußballerinnen und Fußballern eine gute Ausbildung bieten. "Hier finden wir bestimmt noch einige Füllkrugs und Sargents, die wir irgendwann nach Bremen bringen können", lacht Rufer und hat natürlich immer seine alte Liebe im Hinterkopf. 

Mirko Strässer

Ein Aufsteiger auf Platz 3: Das Zuschauer-Ranking der Bundesliga