Bundesliga

Angebot ausgeschlagen: Mislintat verlässt den VfB sofort

Trennung vom Sportdirektor offiziell - Kandidat Labbadia

Angebot ausgeschlagen: Mislintat verlässt den VfB sofort

Hört nach fast vier Jahren in Stuttgart auf: Sportdirektor Sven Mislintat.

Hört nach fast vier Jahren in Stuttgart auf: Sportdirektor Sven Mislintat. IMAGO/Sven Simon

Es war schon eine kleine Sensation, als der VfB Stuttgart im April 2019 verkündete, dass Sven Mislintat als neuer Sportdirektor kommt. Dreieinhalb Jahre später informierten die Schwaben nun über dessen Abschied: Mislintat, dessen Vertrag im Sommer ausgelaufen wäre, verlässt den VfB mit sofortiger Wirkung. "Dies ist das Ergebnis mehrtägiger Gespräche zwischen Vorstand und Sven Mislintat sowie dem Aufsichtsrat des VfB", heißt es in der Mitteilung. Der noch bis Saisonende laufende Vertrag wurde "einvernehmlich" aufgelöst.

Nach kicker-Informationen hatten die Stuttgarter dem 50-Jährigen ein Angebot - offenkundig über zwei Jahre - unterbreitet, das Mislintat nach einigen Tagen Bedenkzeit nun ausgeschlagen hat. Knackpunkt ist eine Klausel, die sein bisheriges Arbeitspapier enthielt, wonach er das letzte Wort in allen sportlichen Belangen hat. Dass dieser Passus künftig nicht mehr Teil des Vertrags gewesen wäre, kam für ihn nicht infrage.

Mislintat: "Kein gemeinsamer Nenner"

"Wir haben in unseren Gesprächen keinen gemeinsamen Nenner für eine Fortsetzung meiner Tätigkeit beim VfB gefunden", wird Mislintat vom VfB zitiert. "Ich bedauere das sehr, weil mir der VfB in den vergangenen Jahren zu einer echten Herzensangelegenheit geworden ist und ich gerne weiter meinen Teil zu einer positiven Entwicklung dieses großen Vereins beigetragen hätte. Ich werde die Zeit in Stuttgart nie vergessen, emotionale Höhepunkte wie der Aufstieg oder der Last-Minute-Sieg am letzten Spieltag der vergangenen Saison bleiben für immer. Ich danke allen, die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben und wünsche der Mannschaft und den großartigen Fans nur das Beste."

Kommentar

Hitzlsperger hatte Mislintats Verpflichtung im April 2019 eingefädelt. Standen in dessen Vita zuvor die Topklubs Borussia Dortmund und FC Arsenal, ging es mit dem VfB dagegen nach dem Abstieg im Sommer erst einmal in die 2. Liga - und ein Jahr später mit einem umgebauten Kader direkt wieder hoch.

Wehrle: "Ändert nichts an unserer gegenseitigen Wertschätzung"

"Sven hat sich entschieden, unser Vertragsangebot nicht anzunehmen. Das bedauern wir", sagt Vorstandschef Alexander Wehrle. "Die Verhandlungen jetzt zu beenden, ist eine gemeinsame Entscheidung aller Verantwortlichen. Sie ändert aber nichts an unserer gegenseitigen Wertschätzung. Sven Mislintat war dreieinhalb Jahre Teil unseres Teams und hat sich immer geradlinig und leidenschaftlich für den VfB eingesetzt. Für seine geleistete Arbeit gelten ihm unser Dank und Respekt. Sven Mislintat wird in Stuttgart und beim VfB immer ein gern gesehener Gast sein."

Bei allem Respekt vor Mislintats Arbeit und mehreren beachtlichen Transfers gab es im Klub zuletzt jedoch auch eine Reihe von Kritikpunkten, darunter Kompetenz-, Budget- und Transferfragen. Auch das weitere Vorgehen in der Trainerpersonalie wurde zuletzt zur Hängepartie. Seit dem 10. Oktober ist Michael Wimmer Interimstrainer.

Vor allem zwischen Wehrle und Mislintat war es zu Differenzen gekommen, die rund um die Vorstellung von Christian Gentner, Sami Khedira und Philipp Lahm, die allesamt im Klub eingebunden wurden, öffentlich geworden waren. In der Folge und nach einer Aussprache waren beide Seiten allerdings darum bemüht, sich versöhnlich zu zeigen.

Gedankenspiele um Labbadia - VfB kündigt zeitnahe Entscheidungen an

Dennoch hatte sich die Trennung zuletzt abgezeichnet, die für den VfB nicht ohne Risiko ist: Mislintat genießt bei vielen Fans ein hohes Ansehen. Und: Mit der lange ersehnten Kontinuität im Klub ist es vorerst endgültig vorbei. Nach dem Abgang von Wehrle-Vorgänger Thomas Hitzlsperger Anfang des Jahres war auch der beliebte Trainer Pellegrino Matarazzo im Oktober nach über 1000 Tagen Amtszeit entlassen worden. Zudem stecken die Schwaben einmal mehr mitten drin im Abstiegskampf.

Als Mislintat-Nachfolger haben die VfB-Verantwortlichen, wie berichtet, unter anderem Rachid Azzouzi (SpVgg Greuther Fürth) und Marcus Mann (Hannover 96) auf dem Zettel. Danach soll auch die Trainerfrage zeitnah geklärt werden. Eine dauerhafte Anstellung von Wimmer ist eine Option - außerdem ist die Rückkehr von Bruno Labbadia ein Gedankenspiel. Der 56-Jährige, seit dem Aus bei Hertha BSC im Januar 2021 vereinslos, coachte den VfB bereits zwischen Dezember 2010 und August 2013.

Der VfB machte am Mittwoch noch keine Angaben zu den offenen Personalien. Bis zum Trainingsstart am 12. Dezember werde man jedoch "die nötigen Personalentscheidungen treffen, um mit einem starken Team in die zweite Saisonhälfte zu gehen".

jpe, tru

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