Bundesliga

Nach zwei Pandemie-Jahren: 100 Millionen Euro weniger Umsatz, 31,4 Millionen Verlust

Gladbach legt die Geschäftszahlen für 2021 vor

Nach zwei Pandemie-Jahren: 100 Millionen Euro weniger Umsatz, 31,4 Millionen Verlust

Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers muss mit der Borussia große finanzielle Verluste hinnehmen.

Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers muss mit der Borussia große finanzielle Verluste hinnehmen. imago images/Jan Huebner

Wie der kicker bereits berichtete, beendete die Borussia das Geschäftsjahr 2021 mit einem Verlust in Höhe von 14,6 Millionen Euro. Es war das zweite Geschäftsjahr in Folge mit roten Zahlen nach einem Minus von 16,8 Millionen Euro im Jahr 2020. Auch aufgrund der Pandemie verzeichneten die Fohlen in jedem der beiden Geschäftsjahre einen Umsatzrückgang von jeweils rund 50 Millionen Euro, sodass man sich bei den Gesamterträgen weit weg von den Rekordjahren aus der Vor-Corona-Zeit bewegte. 2021 lagen die Umsatzerlöse bei 169,2 Millionen Euro und 2020 bei 163,4 Millionen Euro. Der Umsatzrekord in Höhe von 213 Millionen Euro wurde im Geschäftsjahr 2019 erzielt - damals vermeldete der fünfmalige Deutsche Meister einen Gewinn in Höhe von 12,2 Millionen Euro.

Eine weitere Kennzahl aus der jetzt veröffentlichten Bilanz: Der Personalaufwand in 2021 verringerte sich auf 98,1 Millionen Euro nach 104,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020. Von diesen Personalkosten entfallen zwischen 85 und 90 Prozent auf den Lizenzspielerbereich.

Fast 70 Millionen Euro der Umsatzeinbußen konnten aufgefangen werden

Betrachtet man die beiden Pandemie-Geschäftsjahre 2020 und 2021 zusammen, musste die Borussia Umsatzeinbußen von rund 100 Millionen Euro verkraften. Fast 70 Millionen Euro davon konnten (z.B. über Sparmaßnahmen, neue Abschlüsse von Sponsorenverträgen oder das Verschieben von Bau-Projekten) aufgefangen werden, sodass der Verlust in Summe bei 31,4 Millionen Euro liegt. Entsprechend schmolz das Eigenkapital, das 2019 noch mit 103,3 Millionen Euro ausgewiesen wurde, auf 71,8 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 36,5 Prozent.

Schippers zeigte in einer Zusammenstellung auf, wie schwer den Klub die fehlenden Zuschauer trafen. "In den Jahren 2020 und 2021 haben wir im Zuge der Pandemie 24 Geisterspiele durchgeführt, zwölf Spiele mit eingeschränkter Zuschauerkapazität und drei Spiele ohne Zuschauerbegrenzung. Da kann man sich vorstellen, zu welchen Einnahmeverlusten das - in allen Bereichen - geführt hat. Es ist ja nicht nur das Ticketing, sondern betrifft zum Beispiel auch das Sponsoring, das Catering oder auch das Merchandising", erklärte Borussias Finanzchef, "wir mussten mit beiden Füßen auf die Bremse steigen." Die Borussia sei trotz des Verlusts von über 30 Millionen Euro für die vergangenen beiden Geschäftsjahre aber "gesund", versicherte Schippers. In einem kicker-Interview hatte er vor kurzem gesagt: "Wir sind bis jetzt mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen. Es hat sich ausgezahlt, dass wir in der Vergangenheit mit sehr viel Augenmaß gewirtschaftet haben."

Corona hat uns um fünf Jahre zurückgeworfen.

Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers

"Von den Umsatzzahlen her bewegen wir uns auf dem Niveau von vor fünf Jahren", erklärte Schippers am Rande der Mitgliederversammlung - und zog mit Blick auf die Pandemie-Auswirkungen das Fazit: "Corona hat uns um fünf Jahre zurückgeworfen. Die Pandemie hat uns weh getan, natürlich. Trotzdem stehen wir heute sauber da und beschweren uns als Borussia Mönchengladbach auch nicht. Wir arbeiten daran, dass es Stück für Stück wieder besser wird." Für das Geschäftsjahr 2022 könne er "noch keine Prognose abgeben", erklärte Borussias "Herr der Zahlen".

Hat das Stadion bald einen neuen Namen? "Nicht im Fokus"

Keinen neuen Stand vermeldete Schippers bei einem Dauerthema der vergangenen Jahre: dem Verkauf des Stadionnamens. "Es ist es nicht ausgeschlossen", sagte Schippers, "aber es steht bei uns nicht im Fokus." Bedeutet: Aktuell bahnt sich in dieser Hinsicht nichts an.

Generell hält man im Borussia-Park jedenfalls die Augen offen nach neuen Wegen und Finanzierungsmöglichkeiten. Oft wurde von den Verantwortlichen in der Vergangenheit das Modell des FC Bayern positiv hervorgehoben, "eine strategische Partnerschaft von Sponsoren gesellschaftsrechtlich zu unterlegen", so die Aussage. "Trotzdem", führte Schippers am Montag aus, "muss man auch schauen, wie es Borussia Dortmund gemacht hat. Dortmund ist ein Traditionsverein, wir sind ein Traditionsverein - und Dortmund ist an der Börse notiert."

Der Gang an die Börse ist nicht ausgeschlossen

Grundsätzlich wird ein Börsengang in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Zeitnah und unter den aktuellen Gegebenheiten ist er aber kein Thema. Das betonte Schippers ausdrücklich: "Es steht kein Börsengang ins Haus. Wir wollen auch erst mal aus Corona herauskommen."

Jan Lustig

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