Bundesliga

Nianzou und das Ziel, die Prognose zu bestätigen

Der Innenverteidiger braucht Zeit - und Bayern seine Qualitäten

Nianzou und das Ziel, die Prognose zu bestätigen

Steht vor einer wegweisenden Saison: Bayerns Tanguy Nianzou.

Steht vor einer wegweisenden Saison: Bayerns Tanguy Nianzou. IMAGO/aal.photo

In höchsten Tönen wurde er angepriesen. Nicht nur von Seiten des FC Bayern, sondern auch von Ralf Rangnick beispielsweise. Der Ex-Coach von Manchester United und aktuelle Nationaltrainer Österreichs sah in Tanguy Nianzou "ein absolutes Ausnahmetalent, einer der besten Innenverteidiger der nächsten zehn Jahre". Zu dieser Erkenntnis kam auch die Scouting-Abteilung an der Säbener Straße. So gesehen war es eine nachvollziehbare Entscheidung, den Youngster im Sommer 2020 ablösefrei von Paris St. Germain nach München zu holen und ihn mit einem Vierjahresvertrag auszustatten.

Die erste Saison war eine zum Abhaken

Im Schatten von David Alaba und Jerome Boateng konnte er im ersten Jahr wachsen. Das Problem: Die Saison lief mehr als nur durchwachsen. Erst fiel Nianzou verletzungsbedingt aus. 60 Tage verpasste der heute 19-Jährige aufgrund von Oberschenkelproblemen, 51 weitere wegen eines Muskelbündelrisses. Danach dauerte es mehr als einen Monat, bis er wieder mitwirken konnte - Ende März 2021. Bei seinem Comeback merkte man ihm den fehlenden Rhythmus, das mangelnde Timing in den Aktionen an. Insgesamt standen am Ende sechs Einsätze, jeweils eingewechselt, und eine unnötige Rote Karte beim 6:0 gegen Mönchengladbach am 32. Spieltag zu Buche. Mehr nicht.

"Ich arbeite an meiner Technik, an der Ballkontrolle, an der Antizipation und am Verhalten im Eins-gegen-eins" -

Tanguy Nianzou

Das alles sollte besser werden in dieser abgelaufenen Saison 2021/22. Mehr Spielzeit erhielt der Youngster. Diesmal waren es 17 Einsätze, wovon er elfmal ein- und dreimal ausgewechselt wurde. Aber immerhin: Er stand viermal über 90 Minuten auf dem Feld. Das Fazit: Nianzou hat super Anlagen, eine teils sehr übersichtliche Spieleröffnung, ein gutes Kopfballspiel - wie er auch bei seinem Debüttreffer gegen Union Berlin zeigte. Arbeiten muss er, so sagte er selbst mal in einem Interview mit dem Vereinsmedium, an seiner "Technik, an der Ballkontrolle, an der Antizipation und am Verhalten im Eins-gegen-eins".

Trainer Julian Nagelsmann kritisierte den Jungspund noch im Februar wegen seiner manchmal ungestümen Art. "Bei Abwehrspielern", so der Chef-Coach, "muss die große Überschrift über einer Leistung immer sein: Verlässlichkeit." Und die war beim Franzosen nicht so präsent wie erhofft. "Er hat immer wieder Momente, wo er herausragende Pässe ins Mittelfeld spielt, wo er eine sehr gute Spieleröffnung hat", erklärte Nagelsmann: "Aber er hat auch immer wieder Situationen, wo er haarsträubende Fehler macht." So als wirke Nianzou mental nicht frisch genug, etwas behäbig, als würde ihm das Gespür für die Situation fehlen.

Die kommende Saison wird eine wegweisende für Nianzou

Darum ist auch das zweite Jahr beim FC Bayern für den Abwehrspieler, der ebenfalls rechts verteidigen und als Sechser spielen kann, noch nicht so gelaufen wie gewünscht. Ein Fortschritt jedenfalls ist, dass er nahezu frei von Verletzungen blieb, sich sein Körper also stabilisiert hat. Wohlwissend, dass jeder Profi nach langer Pause Zeit benötigt, um die Abläufe zu verinnerlichen. "Das war sehr schwer für meinen Kopf", sagte Nianzou. Und nicht zu vergessen: Er ist 19 Jahre jung. Doch die kommende Saison, die am 4. Juli mit dem Trainingsauftakt beginnt, wird auch für ihn eine wegweisende sein. Da entscheidet sich: Hat Nianzou langfristig das Zeug für den FC Bayern? Gebrauchen könnten die Münchner seine ihm einst prognostizierten Qualitäten mehr als gut. Er selbst sagte über sich und seinen Anspruch beim Rekordmeister: "Ich will ein Leader sein."

Georg Holzner

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