Bundesliga

Das Märchen von der Demut ist auserzählt

Kommentar: Die Krise kommt an - nur nicht bei Profis & Beratern

Das Märchen von der Demut ist auserzählt

Die DFL-Zentrale in Frankfurt.

Die DFL-Zentrale in Frankfurt. imago images/Jörg Halisch

Was wurde nicht alles erzählt am Anfang der Pandemie? Von Solidarität, von Gemeinsinn, von Verzicht. Die Zahlen, die die Vereinigung der 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga in Deutschland, die Deutsche Fußball-Liga DFL, nun publiziert hat, geben Anlass zur Frage nach der Glaubwürdigkeit. Denn die deutsche Beletage bezahlte ihre Profis in der von Geisterspielen geprägten Saison 2020/21 auf Rekordniveau. Trotz eines massiven Umsatzrückgangs um 546 Millionen Euro seit der letzten Vor-Pandemie-Spielzeit 2018/19 ist der Personalaufwand Spielbetrieb im gleichen Zeitraum um 135,7 Millionen Euro gestiegen. 1,57 Milliarden Euro griffen die Profis 2020/21 ab. 120,6 Millionen Euro mehr als 2019/20!

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Dass das Stück für Spieler und Berater größer wurde, solange der Kuchen insgesamt wuchs, ist nachvollziehbar. Dass Profis und Vermittler aber ihren Anteil an einem stark geschwundenen Kuchen weiter steigern konnten, ist absurd. Wie glaubwürdig waren die Erzählungen vom Gehaltsverzicht, als Corona den Spielbetrieb lahmlegte? Mit dem Wissen von heute muss man sagen: Das war offenbar ein Marketing-Instrument, eine schöne Geschichte für die Öffentlichkeit. Mehr nicht. Das Märchen von der Demut ist auserzählt!

Zumindest für die Bundesliga. In der 2. Liga sanken die Spieleretats nämlich sehr wohl, von 261,8 auf 219 Millionen Euro. Das bestätigt den Trend im gesamteuropäischen Fußball: Die Schere zwischen den superreichen und den "normalen" Klubs wächst weiter, der Wettbewerb wird zunehmend zementiert. Und der Fußball? Muss nicht über schlechte Imagewerte rätseln, solange er PR-Maschen wie die vom angeblichen Gehaltsverzicht öffentlichkeitswirksam propagiert.

Benni Hofmann