Bundesliga

Der VfL Wolfsburg erhebt Widerklage gegen Pongracic

Gütetermin vor dem Arbeitsgericht ohne Einigung

Der VfL Wolfsburg erhebt Widerklage gegen Pongracic

Marin Pongracic heute im BVB-Trikot (li.) und im vergangenen Jahr im Dress der Wölfe.

Marin Pongracic heute im BVB-Trikot (li.) und im vergangenen Jahr im Dress der Wölfe.

Es war ein virtuelles Treffen im Arbeitsgericht Braunschweig. Via Skype kamen die Rechtsanwälte von Marin Pongracic und des VfL Wolfsburg zusammen. Notwendig geworden war dies, weil der Spieler seinen Arbeitgeber verklagt hat. Er fordert 250.000 Euro an Erfolgsprämien, die seiner Meinung nach nicht vertragsgemäß an ihn ausgeschüttet worden seien. Der VfL sieht das anders und hat seinerseits eine Widerklage über 85.000 Euro erhoben. Der Grund: Pongracic hat sich im vergangenen November in einem Twitch-Interview arg negativ über den VfL und dessen damaligen Trainer Mark van Bommel geäußert, nach Ansicht des Klubs zieht dies eine Vertragsstrafe nach sich.

Pongracic berichtete damals auch von der Ablöse in Höhe von neun Millionen Euro, die der VfL im Januar 2020 an RB Salzburg überweisen habe, führte an, dass dies nun auch die Summe sei, die Borussia Dortmund zu zahlen habe, sollte der BVB Gebrauch von der Kaufoption machen. Und erklärte, dass sein Leihklub aktuell sein gesamtes Gehalt übernommen habe.

Versuche eines Vergleichst im Vorfeld gescheitert

Versuche eines Vergleichs, berichtete Pongracics Anwalt Prof. Dr. Claus Köhler aus München, seien im Vorfeld gescheitert. "Der VfL Wolfsburg hat mitgeteilt, dass die Vorstellungen von Kläger und Beklagter zu weit auseinanderliegen." Kernpunkt ist eine Sondervereinbarung zwischen Pongracic und dem VfL. Die allgemeine Wolfsburger Prämienvereinbarung sah 250.000 Euro für das Erreichen der Champions League vor, der Kroate sollte 300.000 Euro erhalten. Die sollten gestückelt in 25.000 Euro ausgezahlt werden, die aufs monatliche Grundgehalt draufgerechnet wurden. Im Juli und August 2021 erhielt Pongracic insgesamt 50.000 Euro, dann wechselte er per Leihe zum Nulltarif nach Dortmund. Die Wolfsburger Sicht, dargelegt von Rechtsanwalt Dr. Joachim Rain aus Ludwigsburg: Weitere Prämienzahlungen gibt es nicht, schließlich sei das Dortmunder Grundgehalt ja höher. Rechtsanwalt Köhler hält entgegen: "Das Gehalt mit Dortmund wurde vollkommen autonom vereinbart, Dortmund hat nicht die Prämien übernommen." Anwalt Rain konterte: "Wenn wir den Spieler schon kostenlos verleihen, dann muss klar sein, dass Borussia Dortmund das Gehalt übernimmt. Wäre er beim VfL geblieben, hätte er das erhöhte Grundgehalt bekommen."

Richter Lutz Bertram: "Ich frage mich, wer dabei eigentlich gewinnen kann"

Verhärtete Fronten, die durch die Wolfsburger Widerklage nicht aufgeweicht wurden. "Es sind nicht ganz einfache Auslegungsfragen, die beide Punkte betreffen", sagt Richter Lutz Bertram und wundert sich dennoch: "Ich finde es einigermaßen überraschend, dass man diesen Rechtsstreit öffentlichkeitswirksam austrägt. Ich frage mich, wer dabei eigentlich gewinnen kann."

Marin Pongracic besitzt in Wolfsburg zwar einen Vertrag bis 2024, dennoch steht die sportliche Zukunft in den Sternen. Klar ist, dass Dortmund die Kaufoption für den Verteidiger, der in dieser Saison in zwölf Ligaspielen zum Einsatz kam, nicht ziehen wird, Pongracic also nach heutigem Stand nach Wolfsburg zurückkehrt. Dass der Kroate für die Niedersachsen, für die er bislang 23 Pflichtspiele absolviert hat, noch einmal zum Einsatz kommt, erscheint jedoch äußerst unwahrscheinlich. Allerdings ebenso die Wolfsburger Hoffnung, neun Millionen Euro für den Defensivmann erzielen zu können.

Nächster Termin stünde am 9. Juni an

Der Gütetermin in Braunschweig brachte nach 30-minütiger Verhandlung jedenfalls keine Einigung, was die Klagepunkte betrifft. Sollten sich die Parteien nicht außergerichtlich verständigen, kommt es am 9. Juni um 13 Uhr zum Kammertermin.

Thomas Hiete

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