Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Was Lammers von Borré lernen kann

Frankfurt: Erster Doppelpack für den Kolumbianer

Was Lammers von Borré lernen kann

Unterschiedlich gut drauf: Rafael Borré und Sam Lammers.

Unterschiedlich gut drauf: Rafael Borré und Sam Lammers. imago images/Sven Simon

Es dauerte einige Monate, ehe der im Sommer vom argentinischen Spitzenklub River Plate ablösefrei verpflichtete Borré zur erhofften Verstärkung reifte. Der lediglich 1,74 Meter große Angreifer war zwar von Beginn an Stammspieler, litt aber spürbar unter den fehlenden Automatismen in der Offensive. Zu oft schlugen seine Mitspieler aus den hinteren Reihen hohe lange Bälle nach vorne, wo der 26-Jährige gegen die körperlich meist deutlich überlegenen gegnerischen Innenverteidiger zwangsläufig einen schweren Stand hatte.

Für seine Zweikampfquote kann Borré wenig

Eines konnte man Borré jedoch nie vorwerfen: mangelnden Einsatz. Der kolumbianische Nationalspieler agiert giftig und bissig, geht keinem Zweikampf aus dem Weg. Mit insgesamt 232 geführten Zweikämpfen in dieser Bundesligasaison liegt er laut Datenanbieter Opta ligaweit auf Platz 3 hinter Bielefelds Fabian Klos (241) und Freiburgs Lucas Höler (284). Dass Borré lediglich jedes dritte Duell für sich entscheidet (32,3 Prozent), ist sicherlich verbesserungswürdig, liegt zum Teil aber auch an den erwähnten hohen Bällen, die gegnerische Verteidiger oft mühelos wegköpfen können und damit den Zweikampf gewinnen.

Mit dem in den Wochen vor Weihnachten einsetzenden spielerischen Aufschwung der gesamten Mannschaft blühte auch Borré mehr und mehr auf. Sieben Scorerpunkte (vier Tore, drei Assists) aus den vergangenen fünf Partien dokumentieren seine ansteigende Formkurve. Nach dem Doppelpack gegen Dortmund lobte Sportvorstand Markus Krösche: "Die Tore hat er sehr gut gemacht, das freut mich für ihn ganz besonders. Man sieht, welche Qualität er hat - nicht nur, wie er für die Mannschaft arbeitet, sondern auch seine Abschlussqualität." Borré erntet nun die Früchte für den hohen Aufwand, den er schon die ganze Zeit betrieben hat.

Gefühlt spielte die Eintracht mit einem Mann weniger

Davon ist der in der 66. Minute für den ausgepowerten Jesper Lindström eingewechselte Lammers weiterhin ein großes Stück entfernt. Der Niederländer fand wie so oft keine Bindung zum Spiel (acht Ballkontakte) und wirkte wie beispielsweise in der Entstehung des 2:2 teilnahmslos. Man muss es so deutlich sagen: Gefühlt spielte die Eintracht nach diesem Wechsel mit einem Mann weniger. Lammers sorgte nicht für Entlastung, ging - wieder einmal - nicht dahin, wo es wehtut und provozierte keinerlei Unterbrechungen, um den Dortmunder Spielfluss zu stören.

Im Strafraum verfügt der ohne Kaufoption von Atalanta Bergamo ausgeliehene Stürmer zwar durchaus über die nötigen Abschlussqualitäten, um auf diesem Niveau zu bestehen. Doch ohne die von Borré vorgelebte Einsatzbereitschaft reicht es in der Bundesliga nicht. Dabei hatte sich Lammers laut Oliver Glasner in der kurzen Vorbereitung geradezu aufgedrängt. "Sam hat sehr gut trainiert in diesen neun Tagen, seit wir wieder zusammen sind. Er war sehr agil im Training und hat viele Tore erzielt", berichtete der Coach. Zeigen konnte er das im Spiel nicht.

Goncalo Paciencia absolvierte wiederum wegen einer COVID-19-Infektion "nicht das gesamte Trainingspensum" (Glasner) und kam deshalb erst in der Nachspielzeit zum Einsatz. Grundsätzlich hat der Portugiese im Vergleich mit Lammers aber die Nase vorn und dürfte demnächst wieder den Vorzug erhalten.

Julian Franzke

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