Bundesliga

Anwalt Schickhardt: "Bellingham kann nicht belangt werden"

Recht auf freie Meinungsäußerung

Anwalt Schickhardt: "Bellingham kann nicht belangt werden"

Der Frust saß tief: Jude Bellingham (links) sucht das Gespräch mit Felix Zwayer.

Der Frust saß tief: Jude Bellingham (links) sucht das Gespräch mit Felix Zwayer. AFP via Getty Images

Herr Schickhardt, wie bewerten Sie Jude Bellinghams Aussage über Felix Zwayer?

Ich habe 2004/05 alle Verfahren begleitet und jede Seite der Akten gelesen. Zwayer hat damals einen Riesenfehler begangen. Es war eine jugendtypische Verfehlung in untergeordneter Form. Er war damals zu schwach gewesen, sich zu wehren. Seine angemessene Strafe hat er längst verbüßt und ist resozialisiert. Es ist unredlich und eine Frechheit, diese Geschichte nach 15 Jahren wieder aufzurufen. Sie steckt aber noch immer in den Köpfen der Bundesliga, einmal pro Jahr bekomme ich Hinweise auf die damalige Geschichte, wenn einem Klub eine Entscheidung dieses Unparteiischen nicht gefällt. Dabei muss man doch einem Schiedsrichter die Chance geben, mit Redlichkeit und Leistung aus dieser längst vergangenen Geschichte wieder herauszukommen.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
34
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
30
3
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
27

Muss Bellingham mit Sanktionen rechnen?

Es ist nicht zu verfolgen, was Bellingham gesagt hat. Seine Aussage ist unanständig, aber nicht zu beanstanden, sie ist ganz klar vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Sie ist legal, aber nicht legitim. Wer so etwas wie Zwayer angestellt hat, muss damit leben. Der DFB kann aus meiner Sicht nicht gegen Bellingham vorgehen. Der ganze Vorfall zeigt uns aber, dass es mit dem Videobeweis immer schlimmer wird.

Inwiefern?

Der Videobeweis zerstört die Autorität des Schiedsrichters auf dem Platz. Der DFB und die Liga müssen da endlich Farbe bekennen. Zwayer hatte auf dem Feld in der Szene mit Mats Hummels die Situation im Blick und einen Gesamteindruck vom kompletten Ablauf. Der VAR seziert das Ganze und zieht den einen Moment, als der Arm mit dem Ball in Kontakt kommt, heraus. Die Einschätzung des Schiedsrichters auf dem Feld war überhaupt keine krasse Fehlentscheidung, sondern von seinem Blick, seiner Erfahrung und von viel Fingerspitzengefühl unterlegt. Seine Entscheidung war die richtige gewesen. Man kann von den Schiedsrichtern nicht eine souveräne Spielleitung verlangen und sie dann vorführen. Jetzt ist der Schiedsrichter nur noch der Vollstrecker einer technischen Gegebenheit.

Was muss passieren, damit es besser wird?

Der VAR muss sich zurücknehmen. Er sollte nur bei Verwechslungen und klaren Schwalben eingreifen. Sonst macht man den Fußball kaputt. Der Fußball ist kein Operationssaal.

Interview: Karlheinz Wild