2. Bundesliga

Werder Bremens Zickzackkurs: La Ola und schnelle Kritik

Die Lage nach neun Spieltagen

Werders Zickzackkurs: Zwischen La Ola und schneller Kritik

Der SV Werder sorgte im ersten Saison-Viertel für schwankende Stimmungen im Umfeld.

Der SV Werder sorgte im ersten Saison-Viertel für schwankende Stimmungen im Umfeld. imago images/Joachim Sielski

Hätte man sich an der branchenüblichen 100-Tage-Marke orientiert, zu der einem neuen Angestellten meist pünktlich eine erste Bilanz ausgestellt wird, wäre diese wohl etwas anders ausgefallen. Dass Markus Anfang in der Länderspielpause nun bereits seit 109 Tagen als Trainer beim SV Werder Bremen die Geschicke auf dem Trainingsplatz leitet, verändert das Zwischenfazit insofern, dass ein 3:0-Sieg im zurückliegenden Spiel gegen den 1. FC Heidenheim dessen Ende markiert - und nicht ein doppeltes Negativerlebnis. Ein Rückblick.

Baumann: "Die Kritik keimt recht schnell wieder auf"

Umfeld: Frank Baumann konnte gar nicht genau sagen, wann zuletzt mal gleich mehrere La-Ola-Wellen durch das Wohninvest Weserstadion geschwappt sind - was verständlich ist, angesichts zweier sportlich enttäuschender Jahre in der Bundesliga und einer globalen Pandemie. Am vergangenen Freitag bahnte sich jene Begeisterung auf den Zuschauerrängen also erstmals wieder einen Weg. "Das war vielleicht das i-Tüpfelchen an diesem Abend", zeigte sich zwar auch der Werder-Sportchef darüber erfreut - überbewerten will er die durchaus schwankenden Stimmungen von außen jedoch nicht. Nach zuvor zwei Niederlagen in Folge im Nordderby gegen den Hamburger SV (0:2) und in Dresden (0:3) waren in Bremen bereits wieder einige dunklere Wolken aufgezogen. "Die Kritik keimt recht schnell wieder auf, wenn es von den Ergebnissen nicht so passt", hat auch Baumann festgestellt. Für einen Bundesliga-Absteiger und Traditionsklub dieser Größenordnung ist das aber wahrscheinlich auch einfach normal.

Anfangs Erfahrungsschatz kann dem Team nur guttun

Trainer: Dass Markus Anfang diese besonderen wie erschwerten Bedingungen händeln kann, hat der 47-Jährige bereits in der Saison 2018/19 beim 1. FC Köln unter Beweis gestellt, den er nach dem Abstieg zurück auf Bundesliga-Kurs brachte. Durch seine weiteren Stationen in Darmstadt und Kiel besitzt Anfang vereinsintern zudem wohl die größte Zweitliga-Expertise. Der Mannschaft kann sein Erfahrungsschatz nur guttun, auch wenn der Coach seit Beginn der Saison nicht selten auf die Schwierigkeiten der für viele Spieler neuen Spielklasse hingewiesen hat: "Das ist 2. Liga." Als zusätzliche Herausforderung für Anfang erwies sich zudem die turbulente Transferperiode mit der stetigen Ungewissheit, auf welche Profis er bauen kann - und welche nicht. Die fußballerische Findungsphase machte das gewiss nicht einfacher. Trotzdem spielt Werder schon wieder deutlich ansehnlicher. In Anfangs offensiv ausgelegter 4-3-3-Grundformation ergab sich in den bisherigen Spielen oftmals eine Vielzahl an Chancen. Die Ausbeute war indes nicht immer optimal.

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Transfers: Für jene Tore sorgen soll insbesondere Neuzugang Marvin Ducksch, dessen Verpflichtung sich Werder im Fall des Wiederaufstiegs bis zu 3,5 Millionen Euro hat kosten lassen. Seinen Wert als Toptorjäger in der 2. Liga hat der 27-Jährige bereits in Kiel und während der zurückliegenden zwei Jahre bei Hannover 96 nachgewiesen - in Bremen macht er bislang genau so weiter. Vier Tore und zwei Vorlagen in fünf Spielen dienen als Beleg, obwohl Ducksch auch noch einige hochkarätige Chancen liegen ließ. Mit Nicolai Rapp hat ein ebenfalls zweitligaerprobter Profi das Bremer Mittelfeld stabilisiert. Anthony Jung hat sich solide eingefügt. Die ausgeliehenen Lars Lukas Mai und Mitchell Weiser haben ihr komplettes Potenzial bislang noch nicht ausgeschöpft. Roger Assalé (Leihe plus Kaufoption) wirkte bei seinen vier Einwechslungen noch wie ein Fremdkörper.

Tabelle: Von aktuellen Platzierungen will Trainer Anfang eigentlich nichts hören. Das mag einerseits daran liegen, dass er natürlich weiß, wie eng die Vereine in der Tabelle aktuell beieinander liegen - als Achter hat Werder nur fünf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter St. Pauli. Der veranschaulichte Saisonverlauf des Klubs im Tableau gleicht einem Zickzackkurs. Zugleich warnt Anfang: "Wir dürfen uns mit einer Mannschaft, die wir entwickeln, nicht an der Tabelle orientieren." Der zu jeder Zeit zitierte "Wiederaufbau" steht in Bremen an allererster Stelle. Den jungen Spielern - gegen Heidenheim standen gleich fünf maximal 21-Jährige in der Startelf - soll die Zeit zugestanden werden, sich zu entwickeln. Dass die Ergebnisse währenddessen allerdings nicht komplett ausbleiben dürfen, "wissen wir schon", sagt Sportchef Baumann: "Aber es muss nicht immer sein, dass man sich ein Ziel setzt: ob das Punktzahlen sind oder Tabellenplätze." Eine Lehre hat auch der 45-Jährige bei der Akklimatisation des Klubs in der 2. Liga offenbar bereits gezogen: "Jedes Spiel konzentriert anzugehen, halte ich für wichtiger."

Tim Lüddecke

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