Bundesliga

Danso im Interview: "Sie haben mich an der Nase herumgeführt"

Der Ex-Augsburger spricht über das Wechseltheater

Danso im Interview: "Sie haben mich an der Nase herumgeführt"

Arbeiten nicht mehr zusammen: Kevin Danso und FCA-Trainer Markus Weinzierl.

Arbeiten nicht mehr zusammen: Kevin Danso und FCA-Trainer Markus Weinzierl. imago images/Krieger

Kevin Danso hat sein Ziel erreicht: Am Freitag unterschrieb der Abwehrspieler in Lens einen Vertrag bis 2026. Der FCA kassiert für das Eigengewächs eine Ablöse in Höhe von 5,5 Millionen Euro, weitere zwei Millionen Euro sind durch Boni möglich. Mit dieser Einigung endet ein gut dreiwöchiges Wechseltheater.

Ein erstes Angebot von RC Lens traf am 12. Juli über einen Zwischenhändler beim FCA ein, dem Vernehmen nach über rund drei Millionen Euro. Die Augsburger Verantwortlichen antworteten darauf zunächst nicht, weil sie die Offerte als nicht angemessen empfanden und sich beraten wollten. Intern machten sie Danso deutlich, dass sie auf ihn bauen und ihn brauchen. Doch der Spieler bewertete seine Situation komplett anders. Am 16. Juli kam es zur Eskalation, Danso verließ das Augsburger Trainingslager. Nun erklärt der Österreicher seine Sicht der Dinge.

Herr Danso, fangen wir am besten von vorne an: Um einen Wechsel zu forcieren, teilten Sie dem FC Augsburg vor drei Wochen mit, nicht mehr für den FCA trainieren und spielen zu können. Warum war dieser Schritt aus Ihrer Sicht nötig?

So wurde es dargestellt, aber so war es nicht. Ich bin keiner, der einfach sagt: Ich habe keine Lust mehr. Ich hatte dem FCA oft genug mitgeteilt, dass ich den Verein verlassen möchte, weil ich keine Perspektive sehe, regelmäßig zu spielen. Es hieß dann, dass ich nicht innerhalb der Bundesliga wechseln könne, sondern nur ins Ausland. Und dass der Verein sich dann mit einem Transfer beschäftigen wird, sollten diese Voraussetzungen passen. Dann kam ein Angebot, aber Augsburg hat sich nicht damit beschäftigt. Der FCA hat sein Wort nicht gehalten. Das war für mich als Spieler schwer zu verstehen und eine schwere mentale Belastung.

Zwei Stunden später wurde ich aus dem Trainingslager nach Hause geschickt. Es war nicht so, dass ich von mir aus gehen wollte.

Kevin Danso

Was taten Sie dann?

Ich ging zum Trainer und sagte, ich bin mental nicht bereit zu spielen. Jeder weiß, dass in so einer Situation auch viel passieren kann, wenn man nicht zu 100 Prozent fokussiert ist. Es ging mir um meine Gesundheit! Trainieren hätte ich können, aber spielen ging zu dem Zeitpunkt nicht. Der Trainer gab mir dann drei Optionen: Entweder du trainierst und spielst oder du packst deine Sachen. Oder du findest einen Verein, der dich für zwölf Millionen Euro kauft. Da habe ich gesagt, dass das unrealistisch und auf keinen Fall marktgerecht ist für jemanden wie mich, der zuletzt in der 2. Liga gespielt hat.

Wie ging es weiter?

Ich bin auf den Platz gegangen und habe trainiert, aber das hat dem Trainer nicht gereicht. Zwei Stunden später wurde ich aus dem Trainingslager nach Hause geschickt. Es war nicht so, dass ich von mir aus gehen wollte.

Anschließend waren Sie krankgeschrieben. Warum?

Wegen der mentalen Belastung. Das ist kein Palaver, sondern es ging mir nicht gut. Ich war verzweifelt und habe mich nicht ernst genommen gefühlt. Das kann gefährlich sein hinsichtlich möglicher Verletzungen. Über meinen Zustand gab es ein ärztliches Attest.

Trainer Markus Weinzierl und Manager Stefan Reuter hatten Sie zuvor öffentlich gelobt. Augsburg hatte auf Ihrer Position große Personalprobleme. Muss es da nicht der Anspruch eines Profis sein, mit aller Macht um einen Platz zu kämpfen?

Ich habe im Training Gas gegeben, mich aber nicht mehr wohlgefühlt. Mir wurde gesagt, dass ich mich diese Saison durchsetzen kann. Hintenrum bekam ich aber mit, dass die gleichen Personen sagten, dass sie mich eh nur als Back-up sehen. Ich möchte aber kein Back-up mehr sein. Ich bin in einem Alter, in dem ich mich durchsetzen muss, um meine Ziele zu erreichen.

Aber Konkurrenz ist im Profifußball ganz normal. Mit Anfang 20 sind die wenigsten Spieler gesetzt.

Ich liebe Konkurrenzkampf, deshalb bin ich Profi geworden. Aber ich will einen fairen Konkurrenzkampf, in dem ich die Chance habe, die Nummer 1 oder 2 in der Innenverteidigung zu werden. Ich bin ehrgeizig und will den nächsten Schritt machen. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Möglichkeit dazu woanders größer ist, dann möchte ich diese Chance ergreifen.

Es war eine Entscheidung für meine Karriere, ich will das Bestmögliche herausholen.

Kevin Danso

Aber Sie hatten in Augsburg einen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Da können Sie nicht alleine entscheiden, wann Sie gehen wollen.

Der Klub wusste seit über zwei Jahren, dass ich wegwill. Und jedes Jahr haben Sie so getan, als ob es eine Überraschung wäre, dass ich gehen will.

Hatten Sie das Gefühl, dass Ihr Wechselwunsch nicht ernstgenommen wird, solange Sie brav Ihre Arbeit machen?

Genau so war es. Ich habe gefragt: Muss ich erst schwach trainieren oder reagieren, wie andere Spieler in der Vergangenheit, bevor ihr versteht, dass ich einen Neustart will?

Fürchten Sie, Ihren Ruf durch Ihr Verhalten nachhaltig beschädigt zu haben?

Angst habe ich nicht. Es war eine Entscheidung für meine Karriere, ich will das Bestmögliche herausholen. Ich bin dem FC Augsburg auf der anderen Seite auch dankbar. Leider konnten wir nicht im Guten auseinander gehen, sondern mussten uns auf diesem Weg trennen. Das ist sehr schade.

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Sie wechselten mit 15 Jahren aus England nach Augsburg. Anfang 2019 unterschrieben Sie einen Fünfjahresvertrag. Wie passierte es, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und dem Klub so in die Brüche ging?

Der FCA hat mich zum Profi gemacht, dafür bin ich sehr dankbar. Aber es war nicht nur eine Sache, sondern viele Dinge, die zum Vertrauensbuch führten. Es wurden immer wieder andere Spieler für meine Position geholt. Ich wurde teilweise nach einem schwächeren Spiel auf die Bank gesetzt, obwohl ich der einzige fitte Innenverteidiger war. Als ich den Trainer fragte, warum ich draußen sitze, warf man mir vor, ich sei aggressiv. Es gab auch einmal Vorwürfe, dass ich undiszipliniert sei, aber das ist völlig aus der Luft gegriffen. Der Verein kennt mich, seit ich 15 bin. Als sie mich jetzt so dargestellt haben, wusste ich: Sie haben mich an der Nase herumgeführt.

Nach zähem Ringen durften Sie nun wechseln. Sie hatten zuletzt drei Wochen kein Mannschaftstraining, am Sonntag startet die Saison mit Lens. Fühlen Sie sich fit? Was sind Ihre Ziele?

Ich habe in den vergangenen Wochen, soweit es ging, alleine trainiert und fühle mich bereit. Ich will mich durchsetzen und so viele Spiele wie möglich machen, was in Augsburg leider nicht möglich war.

Interview: David Bernreuther