Bundesliga

Djibril Sow wittert seine Chance bei Eintracht Frankfurt

Ambitioniertes Ziel Champions League

Sow wittert Chance: "Die Leute können nicht mehr sagen, dass ich wegen des Trainers spiele"

Einer von zwei Doppelsechsern bei Eintracht Frankfurt?  Djibril Sow wittert seine Chance.

Einer von zwei Doppelsechsern bei Eintracht Frankfurt?  Djibril Sow wittert seine Chance. imago images/Beautiful Sports

Erst vor gut einer Woche stieg der Schweizer EM-Teilnehmer Djibril Sow ins Mannschaftstraining ein, prompt stand er am vergangenen Samstag im Test gegen St. Etienne (2:1) in der Startelf, zeigte eine überzeugende Leistung und wurde von Glasner ausdrücklich gelobt. "Ich hatte ja auch ein bisschen Urlaub bei der EM", scherzt Sow angesichts seiner guten Frühform - beim Turnier kam er lediglich zweimal als Joker zum Einsatz.

Ein "Kindheitstraum" erfüllte sich für ihn mit der EM-Teilnahme trotzdem, sichtlich gut gelaunt und "mit Freude" kehrte er zur Eintracht zurück. Speziell vom Trainerwechsel in Frankfurt erhofft er sich nun neue Impulse. "Oliver Glasner kann mich wahrscheinlich noch einmal weiterbringen. Er arbeitet sehr detailliert und redet mit uns viel während des Trainings. Das ist gut für meine Entwicklung", glaubt Sow und betont: "Ich bin sehr motiviert."

An der Seite von Hasebe funktionierte Sow vergangene Saison

Unter Trainer Adi Hütter hatte Sow vor seiner Zeit in Frankfurt bereits bei YB Bern gearbeitet, bei seiner Verpflichtung vor zwei Jahren galt er als Wunschspieler des Österreichers. Das schwang häufig negativ mit, wenn Hütter auch nach schwächeren Leistungen an dem Mittelfeldspieler festhielt. Sow ist sich dessen bewusst, durch den Trainerwechsel, sagt er, sei "Last von meinem Rücken genommen" worden. "Jetzt können die Leute nicht mehr sagen, dass ich wegen des Trainers spiele."

Vergangene Saison hatte der 24-Jährige seine stärkste Phase, als er an der Seite des 13 Jahre älteren Makoto Hasebe auflief und von dessen Abgeklärtheit profitierte. Im Saisonendspurt, als Frankfurt die Königsklasse verspielte, baute er allerdings wie die meisten seiner Mitspieler deutlich ab. Wenn es Sow gelingt, im dritten Jahr sein Potenzial noch konstanter abzurufen, könnte er den Schritt zum Leistungsträger schaffen.

Hasebes Partner laufen viel, er selbst spiele "mehr mit Auge"

Der Mittelfeldspieler ist ungemein laufstark, schnell und dabei auch ein durchaus feiner Fußballer. Ein klassischer Sechser, der das Spiel von hinten heraus liest und dirigiert, ist er indes nicht. Vielleicht passt es auch deshalb so gut mit Hasebe, auf den genau das zutrifft. Der Japaner erklärt: "Mit Djibril habe ich gut harmoniert, mit Seppl Rode aber auch, zum Beispiel beim 2:1-Sieg gegen die Bayern. Und im letzten Saisonspiel gegen Freiburg spielte ich mit Ajdin Hrustic zusammen. Sie können viel laufen und sind viel unterwegs, ich spiele mehr mit Auge." Sow ergänzt, dass er an Hasebes Seite den "etwas offensiveren Part" übernehme; im Grunde ist es aber auch nebensächlich, ob man seine Rolle eher als Sechser oder als Achter umschreibt, denn: "In Wolfsburg hatte unser Trainer mit Arnold und Schlager auch zwei Spieler, die nicht wirklich klare Sechser sind. Da ist er flexibel."

Sow will "mit Eintracht Frankfurt etwas Großartiges erreichen"

Selbstkritisch räumt Sow ein, auf dem Platz zuweilen "ein bisschen zu wild" unterwegs gewesen zu sein, nun nimmt er sich vor, "für die wichtigen Momente Kraft zu sparen", und konstatiert: "Der Trainer legt Wert darauf, dass alle zusammen im richtigen Moment die Läufe machen." Mehr mannschaftliche Geschlossenheit und taktische Disziplin sollen dazu beitragen, die Zahl der Gegentore zu reduzieren. Zur Erinnerung: 53-mal schlug es vergangene Saison hinten ein. "Wenn wir alle zusammen pressen, hat es der Gegner sehr schwer, Torchancen herauszuarbeiten. Letzte Saison haben wir viel zu viele Tore bekommen. Vielleicht sind wir auch deswegen zum Schluss eingebrochen", analysiert Sow und spricht angesichts der verpassten Champions League von einer "großen Enttäuschung".

Ungeachtet der zusätzlichen Belastung durch die Europa League glaubt er, dass Frankfurt erneut ganz vorne angreifen kann. "Die Mannschaft ist sehr hungrig und die Spieler geben viel Gas. Ich will mit Eintracht Frankfurt etwas Großartiges erreichen", sagt Sow voller Selbstvertrauen. Er erinnert daran, dass die Hessen Platz vier und die Champions League nur um einen Zähler verfehlten, für ihn ist deshalb klar: "Wir waren so nah dran, nächstes Jahr wollen wir das packen!"

Große Auswahl für Glasner im zentralen Mittelfeld

Routinier Hasebe mahnt zwar wie eh und je zu Bescheidenheit, legt aber keine Widerworte ein: "Wir haben einen qualitativ guten und breiten Kader, deswegen können wir über die Champions League sprechen." Eine stabile und gut abgestimmte Doppelsechs ist auf dem Weg dahin unerlässlich. Wer sich dort in den kommenden Wochen festspielt, bleibt abzuwarten, auch wenn Hasebe und Sow aktuell die Nase vorne zu haben scheinen. Zumal Hasebe hier und da auch im Zentrum der Dreierabwehrkette gefragt sein dürfte - eine Rolle, die ihm mindestens ebenso liegt.

Mittelfeldkonkurrent Sebastian Rode fehlte zuletzt immer mal wieder angeschlagen, ist von Glasner aber zum Kapitän bestimmt worden. Die 30-jährige Kämpfernatur wird - Gesundheit vorausgesetzt - gewiss regelmäßig zum Einsatz kommen. Zudem hinterließ Ajdin Hrustic vor seiner COVID-19-Infektion einen positiven Eindruck in der Vorbereitung. In Stefan Ilsanker steht Glasner darüber hinaus noch ein resoluter und kopfballstarker Zerstörer zur Verfügung. Auch wegen dieser Breite im Mittelfeldzentrum ist es nachvollziehbar, dass die Eintracht den zweifellos talentierten Rodrigo Zalazar an Schalke 04 abgegeben hat.

Julian Franzke

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