Bundesliga

Miroslav Klose über eine überraschende Diagnose und das Nein zum DFB

Zwangspause und Absage an den DFB

Klose: "Diese Diagnose - ein kleiner Schock für mich"

Strebt nach einem Cheftrainer-Posten: Miroslav Klose (hier bei der Verabschiedung durch Bayern-Präsident Herbert Hainer)

Strebt nach einem Cheftrainer-Posten: Miroslav Klose (hier bei der Verabschiedung durch Bayern-Präsident Herbert Hainer) imago images

Wie sieht es mit Ihrer beruflichen Zukunft aus, Herr Klose?

Eigentlich lief alles sehr gut, und ich war auch grundsätzlich schon sehr weit in diversen Gesprächen. Doch dann kam plötzlich etwas anderes dazwischen, und ich muss jetzt eine unfreiwillige Pause einlegen.

Eine Pause: Was heißt das konkret?

Es fing vor knapp drei Wochen an, dass ich auf einmal heftige Schmerzen im Bein bekam, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Ich bin dann, kurz bevor wir mit dem FC Bayern in die Hotelquarantäne gefahren sind, zu unseren Ärzten gegangen, um mich genauer untersuchen zu lassen, da die Schmerzen im Bein immer stärker wurden. Ich hatte erst gedacht, es handle sich um einen eingeklemmten Nerv oder Ähnliches. Die Diagnose war dann schon ein kleiner Schock für mich.

Wie lautete sie?

Ich habe zwei Thrombosen im Bein. Ich wurde sofort medikamentös eingestellt und habe direkt Spezialstrümpfe erhalten, die ich jetzt rund um die Uhr tragen muss. Die Ärzte haben mir sehr deutlich gemacht, dass man mit dieser Situation nicht spaßen sollte. Für die erste Zeit haben sie fast totale Ruhe verordnet. Ich darf keinen Schlag abbekommen, kann nicht joggen, nicht schwimmen - aber vor allem nicht Fußball spielen. Ich bin fast durchgedreht im Trainingslager. Nicht kicken oder den Spielern die Übungen vormachen zu können... einfach nichts aktiv machen zu können: Es war grausam! Nur am Spielfeldrand zu stehen und aufzupassen, dass ich keinen Ball abbekomme, ohne Laufwege vormachen zu können ... nein, das geht einfach nicht, so will und kann ich als Trainer nicht arbeiten. Mir wurde in den folgenden Tagen klar, dass ich so niemals meine Trainerkarriere im Profifußball starten möchte. Entweder richtig oder gar nicht. Oder eben etwas später. Mir war klar, jetzt geht es erst um meine Gesundheit. Die Gesundheit muss jetzt Vorrang haben.

Weiterhin Co-Trainer zu sein, fühlt sich als der falsche Weg an, auch wenn es mit Hansi Flick als Bundestrainer menschlich und fachlich gepasst hätte.

Miroslav Klose

Wie geht es Ihnen aktuell?

Besser. Die Schmerzen sind weg, aber ich muss weiterhin die Medikamente nehmen und diese bescheuerten Strümpfe tragen. Ich muss es jetzt halt machen...

Wie sind die weiteren Perspektiven?

Ich bin in knapp zwei Wochen bei einem absoluten Spezialisten. Es sind dann vier Wochen vorbei, und ich hoffe, dass sich die bereits getroffenen Vorkehrungen als positiv herausstellen. Dann wird man auch deutlich konkreter sagen können, wie lange es dauern wird, bis ich wieder zu 100 Prozent fit bin. Ich muss mir diese kurze Auszeit jetzt leider nehmen, aber danach werde ich angreifen, genau wie ich als Trainer sein muss, um eine Mannschaft begeistern zu können. Nur leblos im Training an der Seite Anweisungen zu geben, das kommt für mich nicht infrage.

Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Pläne jetzt aus?

Ich habe allen Interessenten abgesagt. Wenn ich wieder gesund bin, möchte ich alles, was ich an Erfahrungen als Spieler und Trainer beim DFB und beim FC Bayern sowie im Trainerkurs gesammelt habe, als Cheftrainer einbringen. Ich brenne darauf, meine Vorstellungen mit einer Mannschaft umzusetzen. Weiterhin Co-Trainer zu sein, fühlt sich als der falsche Weg an, auch wenn es mit Hansi Flick als Bundestrainer menschlich und fachlich gepasst hätte. Aber es wäre der bequemere Weg, den will ich nicht gehen. Ich habe immer den steinigen Weg gewählt. Beim Fußballlehrer-Kurs fehlte ich keinen einzigen Tag, weil ich merkte, dass ich da so viel mitnehmen konnte. Die Zeit jetzt nutze ich, um alles, was ich da gelernt habe, zu sortieren für meine Spielphilosophie und meine Organisationsstrukturen. Anschließend greife ich voll an. Ich spüre schon jetzt die Vorfreude auf eine Tätigkeit als Cheftrainer.

Interview: Karlheinz Wild