Bundesliga

Kommentar zum Bremer Abstieg: Die Quittung für eine Saison ohne Plan B

Kommentar zum Abstieg

Werder Bremen: Die Quittung für eine Saison ohne Plan B

Aus und vorbei: Nach über 40 Jahren muss Werder Bremen wieder den Gang in die 2. Liga antreten.

Aus und vorbei: Nach über 40 Jahren muss Werder Bremen wieder den Gang in die 2. Liga antreten. imago images

Wenn eine Mannschaft nach dem 24. Spieltag für das einzig erklärte Saisonziel des Klassenverbleibs bereits 30 Punkte angehäuft hat, am Ende aber trotzdem noch absteigt, wirft das insbesondere zwei Fragen auf. War vorher nun doch nicht alles so rosig wie gedacht? Oder hat den SV Werder Bremen einfach das Glück verlassen? In den zehn darauffolgenden Spielen sprang ja gerade mal noch sage und schreibe ein Punkt heraus.

Es ist nicht ganz so einfach, diese Fragen verlässlich zu beantworten, doch irgendwie ist wohl an beiden Ansätzen etwas dran. Die zwischenzeitlich beruhigende Punkteausbeute war nicht unbedingt unverdient, trotzdem ist sie teilweise äußerst schmeichelhaft zu Stande gekommen. Wären etwa die glücklichen Siege gegen die direkte Abstiegskonkurrenz aus Augsburg (in der Hinrunde) und Bielefeld (zweimal) ausgeblieben, hätte sich Werder schon viel früher in einer Situation wiedergefunden, wie sie den Klub bereits in der vergangenen Saison ereilt hatte.

Kohfeldt gab offensive Spielphilosophie für ergebnisorientierte Spielweise auf

Da hatte dieser so langjährige Bundesligist, der am 33. Spieltag erstmals seit dem ersten Spieltag den Relegationsplatz in der Tabelle einnehmen musste, über ganz weite Strecken noch wesentlich schlechter dagestanden. Deshalb überlegte sich (Ex-)Trainer Florian Kohfeldt für die neue Saison eine in erster Linie ergebnisorientierte Spielweise - ohne jegliche Rücksicht auf die sonst von ihm gepredigte attraktive Offensivspielidee. Der Plan schien einigermaßen aufzugehen: Das Punktekonto füllte sich, der spielerische Anspruch verabschiedete sich; zu Anfang des Jahres stellte Werder zusammen mit dem VfL Wolfsburg zwischenzeitlich sogar die beste Defensive der Bundesliga. Bei der 0:4-Niederlage im Februar in Sinsheim wurde die Mauer-Taktik dann allerdings jäh entzaubert.

Allmählich wurde anschließend auch deutlich, dass die Mannschaft nur in den seltensten Fällen in der Lage war, auf einen Plan B zurückzugreifen. Insbesondere während der zwischenzeitlichen Negativserie von sieben Niederlagen in Folge fand Kohfeldt keine Mittel, den freien Fall irgendwie zu stoppen - auch wenn in diese Phase tatsächlich ein paar unglückliche Fügungen (zwei Eigentore, ein aberkannter Treffer gegen Mainz) hineinfielen.

Auch die Werder-Führung hatte keinen Plan B

Einen solchen Plan B hatte indes auch die Werder-Führung um Sportchef Frank Baumann nicht, der Trainer Kohfeldt, als die Tabellensituation immer bedrohlicher wurde, erst infrage stellte, ihm dann das Vertrauen wieder aussprach - um es ihm letztendlich doch noch endgültig zu entziehen. Vor dem allerletzten Spieltag. Weil Baumann sich bis dahin nicht wirklich näher mit einer alternativen Lösung beschäftigt hatte, sich stattdessen blenden ließ von der vermeintlichen ein Jahr zuvor unter Beweis gestellten Krisenfestigkeit Kohfeldts, bekam der Sportchef (der jetzt noch stärker hinterfragt werden dürfte) dafür die Quittung ausgestellt - und damit der SV Werder.

Dass sich Trainer-Legende Thomas Schaaf bei diesem undankbaren Job bereiterklärt hatte auszuhelfen, innerhalb von nur wenigen Tagen die Wende herbeizuführen, ehrt ihn wirklich. Allerdings wird nach dem 2:4 gegen Gladbach nun auch sein Name mit dem ersten Bremer Abstieg seit über 40 Jahren in Verbindung gebracht. Nach zwei Spielzeiten ohne jegliche fußballerische Entwicklung ist dieser jedoch nur verdient.

Bilder zur Partie Werder Bremen - Bor. Mönchengladbach