Bundesliga

Leverkusen: Sven Bender vor Abschiedsspiel in Dortmund

Leverkusen Abwehrchef vor Abschiedsspiel bei Ex-Klub Dortmund

Tapsoba hilft Wolf aus der Bender-Zwickmühle

Weil der eine gesperrt ist, darf der andere wohl spielen: Edmond Tapsoba und Sven Bender.

Weil der eine gesperrt ist, darf der andere wohl spielen: Edmond Tapsoba und Sven Bender. imago images

Es war nur ein taktisches Foul. In der 16. Minute der Partie von Bayer 04 gegen Union Berlin riss Edmond Tapsoba den im Zentrum ohne Ball allein Richtung Tor eilenden Berliner Robert Andrich zu Boden, so dass sich Max Kruse kurz danach nicht mehr die Möglichkeit bot, seinen Mitspieler aus halblinker Position einzusetzen. Kruse schoss stattdessen, Bayer-Keeper Lukas Hradecky parierte zur Ecke.

Eine Szene, die in mehrerlei Hinsicht eine große Bedeutung hatte. Unmittelbar, weil Tapsoba so eine frühe Berliner Führung beim 1:1-Unentschieden im Endspiel um Platz 6 verhinderte. Und angesichts der äußerst mäßigen Leistung der Werkself an diesem Tag wären dann durchaus Zweifel angebracht gewesen, ob sich Bayer Platz 6 schon einen Spieltag vor Schluss gesichert hätte.

Aber auch für das Saisonfinale kam Tapsobas Foul passend. Denn die Gelbe Karte, die der Mann aus Burkina Faso zwangsläufig für sein Vergehen sah, war die fünfte für den Innenverteidiger, der somit in Dortmund fehlen wird. Wodurch Trainer Hannes Wolf einer Zwickmühle in seiner Heimatstadt entgeht.

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Union Berlin

Denn so wird durch Tapsobas Fehlen ein Platz in der Innenverteidigung für Sven Bender frei, der mit der Partie am Samstag seine Karriere beenden wird. Jetzt, da Bayer Platz 6 und damit die Teilnahme an der Europa League gesichert hat, steht auch einem Einsatz Benders, der von 2009 bis 2017 beim BVB vier nationale Titel (zweimal Meister, zweimal Pokalsieger) sammelte, bei dessen "Abschiedsspiel" nichts mehr im Wege.

Ohne Tapsobas Sperre wäre dies potenziell kniffelig geworden für Wolf, der - anders als sein Vorgänger Peter Bosz in der Endphase - das Leistungsprinzip konsequent anwendet. Und dies übrigens sogar mit eindeutiger Unterstützung von Sven Bender, der bei seinem letzten Heimspiel seiner Karriere gegen Union so nur in den Schlussminuten zum Einsatz kam.

Wolf: "Sven ist ein unglaublicher Mensch"

Auf diesen Zwiespalt angesprochen, geriet Wolf über Sven und dessen Zwillingsbruder Lars, der verletzungsbedingt ohne Einsatz die Bundesligabühne verlassen wird, ins Schwärmen. "Sven ist ein unglaublicher Mensch. Es ist einfach so, dass sein Fuß nicht mehr 100 Prozent gut wird. Wir hatten ein langes Gespräch vor dem Bremen-Spiel, in dem wir sehr intensiv darüber gesprochen haben. Wir haben die Verfassung von Drago (Innenverteidiger Aleksandar Dragovic, Anm. d. Red.) gesehen, der super Spiele für uns gemacht hat. Und dann hat es mir Sven sehr, sehr leicht gemacht, diese Entscheidung so zu treffen."

Die Benders, ganz die Teamplayer, nahmen Wolf jegliche Möglichkeit für Gewissenbisse: "Weil sie immer gesagt haben: Das Ziel zu erreichen, die Europa League, ist das Wichtigste. Es geht gar nicht so sehr um uns beide. Bemerkenswerte Persönlichkeiten!" In der Tat.

"Sehr, sehr schön" und "sehr, sehr schade"

Dank Tapsoba und der sicheren Qualifikation für die Europa League bleibt Wolf am Samstag nun die Inkonsequenz einer Abkehr vom Leistungsprinzip erspart. "In Dortmund haben wir eine andere Situation", sagt der Trainer, der Sven Bender von Beginn an spielen lassen dürfte. So lange diesen die Füße tragen.

Dennoch wird es für den 32-Jährigen ein zwiespältiger Abschied, wie auch Wolf weiß: "Sehr, sehr schön, dass Svens letztes Spiel in Dortmund ist. Sehr, sehr schade, dass es ohne Fans ist. Sonst würden wir da noch etwas ganz Besonderes erleben." Verdient hätte es Sven Bender wie sei Bruder allemal gehabt.

Stephan von Nocks