Bundesliga

DFL-Boss Christian Seifert über Reformpläne der Champions League

DFL-Boss positioniert die Liga in der Reformfrage und fordert im exklusiven Gastbeitrag einen Salary Cap

Seifert: "Die nationalen Ligen sind Herzkammer des Profifußballs"

Sieht die Reformpläne kritisch: DFL-Boss Christian Seifert.

Sieht die Reformpläne kritisch: DFL-Boss Christian Seifert. imago images

Auf einer Mitgliederversammlung der Liga im Mai 2019 in Offenbach erklärten die 36 Profiklubs laut Seifert "dass sie die zu diesem Zeitpunkt kolportierten Vorschläge für eine Reform der europäischen Klub-Wettbewerbe ab 2024 grundsätzlich ablehne. Champions-League-Spiele am Wochenende und eine Qualifikation nicht mehr über nationale Wettbewerbe, sondern im Wesentlichen über eine einmal festgelegte Tabelle hätten alle nationalen Ligen im Kern getroffen."

Das nun zur Diskussion stehende Modell trage "einigen Bedenken Rechnung." Seifert skizziert die unterschiedlichen Interessenslagen: "Da sind die Profis, deren Belastung angesichts zusätzlicher Spieltage noch einmal steigen wird. Da ist ein immer wieder kolportiertes "Super-League"-Modell, das vor allem aus wirtschaftlichen Gründen von Top-Klubs aus Südeuropa massiv getrieben wird. Die Komplexität wird aber auch durch andere Aspekte deutlich, beispielsweise: Einerseits betrachten gerade die Ligen in den "kleineren" Fußball-Nationen auch den jetzt angedachten Ansatz mit Sorge. Medienerlöse könnten bei ausgeweiteten internationalen Wettbewerben in Richtung UEFA abfließen und so den nationalen Ligabetrieb beeinträchtigen. Andererseits fordern gerade auch aus kleineren Ligen einige Top-Klubs mehr internationale Spiele, da sie sich in den nationalen Ligen zu wenig gefordert sehen."

Umso wichtiger sei es daher, "dass die UEFA bei der Verteilung der Erlöse einen guten Weg findet, die Balance mit Blick auf den nationalen Wettbewerb in allen nationalen Ligen zu halten. Schließlich bilden die nationalen Ligen nach wie vor die Herzkammer des Fußballs."

Das sind die Kritikpunkte

Die nicht im UEFA-Exekutivkomitee vertretene DFL kann die Position der European Leagues (Vereinigung der europäischen Ligen) nachvollziehen. Seifert schreibt: "Weiterhin bestehende Kritikpunkte betreffen vor allem die Anzahl der Vorrundenspiele sowie die diskutierte Möglichkeit, dass zumindest einzelne Klubs sich nicht auf sportlichem Weg für die europäischen Wettbewerbe qualifizieren würden, sondern über eine Koeffizientenregel."

Die Vorstellungen der Bundesliga werden bei der geplanten Reform wohl nur bedingt einfließen. Seifert macht sich in diesem Punkt nichts vor: "Dass angesichts der teilweise frappierend auseinandergehenden Vorstellungen, wie sich der Profifußball in Europa entwickeln soll, voraussichtlich nicht alle Vorschläge aus Deutschland oder der European Leagues umgesetzt werden, liegt allerdings auf der Hand. Wenn in Deutschland über eine Regionalliga-Reform jahrelang debattiert wird, dann kann man sich vorstellen, wie komplex sich eine Diskussion über eine Champions-League-Reform auf europäischer Ebene gestaltet. Wir sollten uns - übrigens nicht nur im Fußball - davor hüten, zu glauben, die Wahrheit sei für die deutsche Sichtweise gepachtet."

Es ist Zeit für einen Salary Cap

Organisatorische Dinge wären für die Bundesliga "leichter zu stemmen als in anderen Ligen. In Deutschland besteht der nationale Wettbewerb seit 1965 aus 18 Mannschaften, mit einer Ausnahme nach der Wiedervereinigung. Es gibt zudem - anders als beispielsweise in England - keinen zweiten Pokal-Wettbewerb."

In der Diskussion um die Reform sieht Seifert die "UEFA mit Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr denn je gefordert" beim Thema "Reform des Financial Fairplay". Da sei eine "gestärkte Regulierung unabdingbar". Im Sinne wirtschaftlicher Nachhaltigkeit hält der DFL-Boss "den Zeitpunkt für einen Salary Cap auf europäischer Ebene für gekommen."

Rainer Franzke