Bundesliga

Pavards Formtief - und was es mit Sanches und Klose zu tun hat

Wie planen die Bayern ab Januar rechts hinten?

Pavards Formtief - und was es mit Sanches und Klose zu tun hat

Seine Saison ist es noch nicht: Benjamin Pavard.

Seine Saison ist es noch nicht: Benjamin Pavard. Getty Images

Mit einem Kraftakt und zwei 2:1-Siegen gegen den VfL Wolfsburg und bei Bayer Leverkusen hat der FC Bayern vor Weihnachten die Tabellenspitze zurückerobert. Für Benjamin Pavard blieb dabei zweimal über 90 Minuten nur ein Platz auf der Reservebank, obwohl der Rechtsverteidiger bis dahin als Dauerspieler auf dieser Position gegolten hatte.

Flick liegt mit seiner Wahl für Süle richtig

Lange schaute sich Hansi Flick das Formtief Pavards an, ehe er reagierte. Nicht der frühere Stuttgarter, nicht Oktober-Neuzugang Bouna Sarr und auch nicht Talent Chris Richards vertraute Flick das Mandat für die letzten beiden Partien 2020 hinten rechts an, seine Wahl fiel auf Innenverteidiger Niklas Süle - womit Flick richtiglag. Süle hielt seine Seite dicht, nicht weniger, aber auch nicht mehr war von ihm erwartet worden.

Diesen Auftrag erledigt Pavard in dieser Spielzeit nicht mehr so zuverlässig wie in der Triple-Saison. Da gehörte der für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart Verpflichtete zu den positiven Erscheinungen. Defensiv stand er zumeist stabil, offensiv setzte er ebenfalls Akzente, trug in allen Pflichtspielen vier Tore und sieben Assists zum Erfolg bei. Seit September kam nur noch eine magere Vorlage beim 2:1 bei Lokomotive Moskau hinzu, und im Rückwärtsgang war seine Seite viel zu häufig eine offene Flanke für den Gegner.

Pavards kicker-Notenschnitt ist Bayern-untypisch

Pavards Notenschnitt in der Bundesliga ist von 3,24 aus der Vorsaison auf 4,19 gesunken. Bayern-Spieler mit einem Schnitt jenseits der 4 bei mindestens acht benoteten Partien sind in diesem Jahrhundert eine Rarität. Die letzten zwei vor Pavard waren Renato Sanches (4,19 in 2016/17) und Miroslav Klose (4,11 in 2010/11).

Zu Pavards Ehrenrettung sei gesagt, dass es in dieser Saison weitere Bayern-Spieler gibt, die bislang ähnlich schlecht bewertet worden sind: Alphonso Davies, Bouna Sarr, Javi Martinez, Leroy Sané, Corentin Tolisso, Eric Maxim Choupo-Moting und Joshua Zirkzee stehen ebenfalls 4,0 oder schlechter, haben aber auch - zum Teil erheblich - weniger benotete Einsätze als die acht von Pavard, sodass einzelne Ausreißer stärker ins Gewicht fallen. Pavards Notenschnitt in der Champions League ist übrigens mit 3,88 etwas besser als in der Liga, allerdings auch von 3,21 gesunken.

Auch bei Dribblings und Flanken sind Pavards Werte gesunken

Statistisch auffällig ist, dass der Franzose in dieser Saison noch kein einziges Dribbling in der Liga aufgezogen hat. In der kompletten Vorsaison waren es 26, von denen er jedes zweite gewann. Kamen 2019/20 noch 28,8 Prozent seiner Flanken an, sind es nun nur noch 11,5. Immerhin steigerte er die Quote gewonnener Zweikämpfe von 57 auf 58,3 Prozent.

Es wird spannend sein zu beobachten, wie Flick diese Personalie ab Januar managt. Süle ist rechts hinten keine Dauerlösung, Pavard muss sich dennoch steigern. Beim Finalturnier der Champions League im August war er nach einer Bänderverletzung nur eine Randfigur, fehlte zunächst und kam dann nur im Halbfinale (3:0 gegen Lyon) für acht Minuten plus Nachspielzeit zum Einsatz.

Mancher hielt beim CL-Finalturnier Pavards Pech für Bayerns Glück

Nicht wenige hielten das persönliche Pech Pavards damals für Flicks Glück, der dadurch Thiago, Leon Goretzka und Joshua Kimmich auf den Platz bringen konnte. Letzteren als Pavard-Ersatz rechts hinten, von wo aus er aber immer wieder nach innen zog, beispielhaft bei seiner Flanke zu Kingsley Comans Siegtor im Endspiel gegen Paris St. Germain. Nach Thiagos Abschied zum FC Liverpool ist Kimmich ein für alle Mal als Sechser in die Mitte gewechselt, die Konkurrenz mit Sarr eigentlich zu schwach für Pavard. Sicher sollte er sich seiner Sache jedoch nicht sein, wie Flick mit Süle bewiesen hat.

Frank Linkesch