Bundesliga

Augsburg-Keeper Gikiewicz: "Das hier ist kein Kindergarten"

Augsburgs neuer Keeper über seinen Wechsel und seine Ziele

Gikiewicz: "Das hier ist kein Kindergarten"

Will sich beim FCA durchsetzen: Torwart Rafal Gikiewicz.

Will sich beim FCA durchsetzen: Torwart Rafal Gikiewicz. imago images

Die Haare sitzen, die Seiten sind akkurat gestutzt. Von Teamkollege Alfred Finnbogason hat sich Rafal Gikiewicz einen Friseur empfehlen lassen, wie er lachend erzählt. Nun sitzt der neue Keeper des FC Augsburg gut gelaunt vor einem Laptop. In einer digitalen Medienrunde sprach Gikiewicz am Freitag über ...

... seine ersten Wochen in Augsburg: "Seit dem zweiten Tag fühle ich mich so wie in den letzten zwei Jahren in Berlin. Ich hatte keine Probleme, mich hier einzufinden. Wir haben eine tolle Truppe, ich habe schon ein Haus für meine Familia und einen Kita-Platz für meine Kinder."

... die Entscheidung für den FCA: "Für mich ist das der nächste Schritt nach vorne in meiner Karriere. Der FCA ist ein stabiler Verein, hat mit Heiko Herrlich einen sehr guten Trainer und mit Stefan Reuter einen sehr erfahrenen Sport-Geschäftsführer. Mein Vertrag bei Union Berlin lief aus. Ich hatte noch ein paar Optionen in der Türkei, aber meine Familie und ich wollten in Deutschland bleiben. Der FCA wollte mich haben - und ich war mir nach den ersten Gesprächen sicher, dass ich nach Augsburg kommen will."

... den Abschied aus Berlin: "Ich habe mit Union Geschichte geschrieben, wir sind aufgestiegen und haben die Liga gehalten. Nach zwei Jahren wollte Union nicht mehr mit mir arbeiten. Für mich ist es kein Argument, dass ich zu alt bin. Aber so ist das Fußball-Business, das muss ich akzeptieren. Ich hatte eine gute Zeit in Berlin und will nicht gegen den Verein schießen. Mein Herz tut ein bisschen weh. Aber jetzt will ich in Augsburg ein neues Kapitel beginnen."

Mein Herz tut ein bisschen weh.

Rafal Gikiewicz

... die Partie bei Union am ersten Spieltag: "Mit Fans wäre es ein heißes Spiel, aber ohne Zuschauer und ohne Stimmung ist es ein bisschen anders. Ich hoffe, dass zumindest ein paar Zuschauer ins Stadion dürfen. Es wird ein super Tag, ich will mit Augsburg gewinnen. Danach wünsche ich Union alles Gute."

... den "Tausch" mit Andreas Luthe, der von Augsburg zu Union wechselte: "Ich bin Rafal Gikiewicz, er ist Andreas Luthe, ich kenne ihn nicht persönlich. Bei Union habe ich gezeigt, was ich auf dem Platz und in der Kabine leisten kann. Ich bekomme viele Nachrichten aus Berlin. So weiß ich, dass ich in den letzten 24 Monaten alles richtiggemacht habe."

... den Konkurrenzkampf im Tor beim FCA: "Ich bin jetzt das siebte Jahr in Deutschland, in keinem Verein bekommst du etwas geschenkt, ich muss jeden Tag Gas geben. Nach zwei sehr guten Saisons in Berlin ist es natürlich mein Ziel zu spielen. Aber das hier ist kein Kindergarten. Wir haben drei gute Torhüter mit Tomas Koubek, Benni Leneis und mir. Ich denke, der Kampf ist bis zum ersten Spieltag offen."

... das Torwartproblem beim FCA in den vergangenen zwei Jahren: "Ich weiß nicht, was in Augsburg in den letzten zwei Jahren passiert ist, weil ich mich auf meinen Job konzentriert habe. Aber jetzt bin ich in Augsburg und will eine gute Saison spielen. Ich bin 32 und will noch ein paar Jahre auf Top-Niveau agieren."

Die Zettel am Kühlschrank sind der Maßstab

... einen Zettel an seinem Kühlschrank: "Das mache ich seit vier oder fünf Jahren vor jeder Saison. Ich sage meine Ziele, meine Frau schreibt sie auf, wir kleben sie an die Kühlschranktür. Jeden Morgen, wenn ich Frühstück mache, habe ich den Zettel vor Augen. Das sind persönliche Ziele und Ziele mit dem Verein. Vor zwei Jahren bei Union waren es acht Ziele, ich habe alle erreicht: der Aufstieg, eine Nominierung für die Nationalelf, 15 Spiele zu null und so weiter. Das mache ich auch vor dieser Saison, aber ich habe ja noch ein paar Tage Zeit ..."

... den neuen Torwarttrainer Kristian Barbuscak: "Nach jedem Training schreibe ich meiner Frau, dass Augsburg eine gute Entscheidung war. Er ist der beste Torwarttrainer, den ich hatte, seit ich in Deutschland bin. Ich habe jeden Tag viel Spaß im Training und bin gespannt, was wir machen. Die Übungen sind gut, von der ersten bis zur letzten Sekunde ist alles perfekt organisiert. Es ist eine sehr moderne Torwartschule. Einmal im Monat will er sich mit jedem Torwart treffen und Kaffee trinken. Er kommt aus der Slowakei, wir haben eine ähnliche Mentalität."

... Trainer Heiko Herrlich: "Er ist sehr sympathisch, aber zwischendurch auch mal sehr streng. Er ist Kumpel, aber auch Chef, das ist ein guter Mix. Wir haben Respekt vor ihm. Er und seine Co-Trainer machen einen positiven Druck, sie wollen jeden Spieler pushen."

... seinen Umgang mit der Corona-Pandemie: "Du musst mit dem Virus leben und diese Zeit akzeptieren, trotzdem musst du weiterleben. Wenn du dich an die Regeln hältst, passiert hoffentlich nicht so viel. In der Bundesliga sind wir in einer guten Position, wir haben alle drei Tage einen Corona-Test. Mein Zwillingsbruder Lukasz spielt in Jordanien (bei Al-Faisaly Amman, d. Red), er ist einer von acht Spielern aus seiner Mannschaft, die positiv getestet wurden."

... die Situation seines Bruders: "Er hatte ein bisschen Fieber und hat noch zwei Spiele gemacht, dann wurde er getestet. Jetzt muss er zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, dann eine Woche zu Hause in Quarantäne. Wenn er nach 21 Tagen negativ ist, kann er wieder normal trainieren und leben."

Aufgezeichnet von David Bernreuther

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