Bundesliga

Keine neue Leihe: Barkok wittert in Frankfurt seine Chance

Frankfurt: Der Rückkehrer trifft auf große Konkurrenz

Keine neue Leihe: Barkok wittert seine Chance

Aymen Barkok - Durchbruch im zweiten Anlauf?

Aymen Barkok - Durchbruch im zweiten Anlauf? imago images

Der Kontrast am Dienstagmittag hätte kaum größer sein können. Erst nahm um 12 Uhr Hartmut Scherzer (82) zusammen mit Eintracht-Vorstand Axel Hellmann auf dem Podium im Pressekonferenzraum Platz, um sein neues Buch "Welt Sport" (Societäts-Verlag, 736 Seiten) vorzustellen. Scherzer plauderte munter aus dem Nähkästchen seines jahrzehntelangen und noch immer nicht beendeten Reporterlebens, erzählte von besonderen Begegnungen mit Legenden wie Muhammad Ali oder Lance Armstrong und erntete einige Lacher.

Nach einer kurzen Pause betrat pünktlich um 13 Uhr der 60 Jahre jüngere Aymen Barkok den Pressekonferenzraum und sprach in den folgenden knapp 20 Minuten etwas schüchtern über seine schwierige Zeit in Düsseldorf sowie seine Ziele bei der Eintracht. Die große Welt des Sports wurde plötzlich wieder ganz klein. "Hartmut, du bist ja auch achtmal so alt", flachste hinterher ein Reporter. Will heißen: Barkok hat mit seinen gerade einmal 22 Jahren noch immer die Chance, seine eigene Geschichte zu schreiben. "Ich bin happy, wieder hier bei meiner Familie und meinem Verein zu sein. Es gibt nichts Schöneres, als als gebürtiger Frankfurter hier Fußball spielen zu dürfen und die Stadt und den Verein zu repräsentieren", sagt Barkok.

Auf den vielversprechenden Beginn folgten kaum weitere Highlights

Rückblick: Als der "Frankfurter Bub" vor zwei Jahren auf Leihbasis zu Fortuna Düsseldorf wechselte, schien das die goldrichtige Entscheidung zu sein, um den nächsten Entwicklungsschritt zu vollziehen und dem damaligen Aufsteiger etwas mehr spielerischen Glanz zu verleihen. Der offensive Mittelfeldspieler debütierte bereits vor knapp vier Jahren, am 20. November 2016, in der Bundesliga. Sein Last-Minute-Siegtor zum 2:1 in Bremen, ein herrlicher Schlenzer aus 20 Metern, ist vielen bis heute gut in Erinnerung. Im Grunde ist genau das Barkoks Problem: Auf den vielversprechenden Beginn folgten kaum weitere Highlights. Ein Treffer gegen Mainz einige Wochen später blieb bis heute sein letztes Bundesligator. Die Entwicklung des früheren deutschen Juniorennationalspielers stagnierte, 2017/18 wurden die Einsätze unter Trainer Niko Kovac immer weniger. Dabei bringt das hinter den Spitzen variabel einsetzbare Talent eine Menge mit: Dynamik, Tempo und die Technik eines Straßenfußballers, der verblüffende Tricks beherrscht. Auf dem Platz unterliefen ihm aber in der Summe zu viele einfache Fehler, teilweise wirkte er auch zu verspielt.

Körperlich fit, aber Spielrhythmus fehlt

Ob er den Durchbruch im zweiten Anlauf schafft, ist schwer einzuschätzen. Bei der Fortuna kosteten ihn 2018/19 muskuläre Verletzungen praktisch die komplette Hinrunde. Vor einem Jahr zog er sich schließlich eine Schultereckgelenksprengung zu, erst kurz vor Weihnachten kam er zu drei Einsätzen in der Liga. Nach der Winterpause schaffte er nicht mehr den Anschluss, spielte ein paarmal in der zweiten Mannschaft und ließ sich etwa eineinhalb Monate vor dem Saisonende eine Metallplatte aus der Schulter entfernen, "um fit in die neue Saison zu starten". Nun stellt er zufrieden fest: "Körperlich bin ich bei 100 Prozent, meiner Schulter geht es gut und die Laufwerte sind bis jetzt ebenfalls gut." Was fehlt, sei der Spielrhythmus. In den bisherigen Testspielen gegen Monaco und in Eindhoven drängte er sich noch nicht so recht auf. Weitere Chancen bieten sich am Samstag im Test bei Ajax Amsterdam und eine Woche später gegen Mainz 05.

"Der Trainer sieht mich auf der Acht und auf der Zehn im Mittelfeld. Ich könnte auch rechts oder links spielen, die Hauptsache ist, dass ich auf dem Platz stehe", sagt Barkok. Angesichts der namhaften Konkurrenz (Kamada, Kohr, Rode) wird er sich allerdings mächtig strecken müssen, um über eine Joker-Rolle hinauszukommen. Eine weitere Ausleihe komme für ihn nicht infrage, betont Barkok; sein Vertrag in Frankfurt läuft noch bis zum 30. Juni 2022. Man merkt ihm die große Lust an, sich nach zwei "lehrreichen Jahren" in Düsseldorf bei seinem Heimatklub durchzusetzen. "Ich weiß, dass der Konkurrenzkampf groß ist. Aber ich gebe Gas und will dem Trainer die Entscheidung schwer machen, wer auf dem Platz steht." Ausgerechnet sein Konkurrent Daichi Kamada ist das beste Beispiel dafür, wie schnell sich das Blatt im Fußball manchmal wenden kann. Den Japaner hatte vor einem Jahr kaum einer auf der Rechnung, als er von einer Leihe aus Belgien (VV St. Truiden) zurückkehrte - und aufblühte.

Julian Franzke

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