Bundesliga

Ein unglaubliches Ende und vielleicht der Anfang einer goldenen Ära

Kommentar

Ein unglaubliches Ende und vielleicht der Anfang einer goldenen Ära

Der Henkelpott in Bayerns Händen: Der Rekordmeister hat am Sonntag das zweite Triple seiner Vereinsgeschichte unter Dach und Fach gebracht.

Der Henkelpott in Bayerns Händen: Der Rekordmeister hat am Sonntag das zweite Triple seiner Vereinsgeschichte unter Dach und Fach gebracht. imago images

Am Ende einer in jeglicher Hinsicht außergewöhnlichen Fußballsaison steht der FC Bayern mit dem Triple da. Der deutsche Rekordmeister hat alles gewonnen, was er gewinnen kann. Davon traute sich vor zehn Monaten, im Herbst 2019, niemand an der Isar auch nur im Ansatz zu träumen. Im Jahr 2020 hingegen war dann alles anders. Die Bayern spielten sich von Woche zu Woche in einen beeindruckenden, einen grandiosen Siegesrausch. Sie befanden sich in einem Tunnel des Erfolgs - kein Links, kein Rechts, sie marschierten nur geradeaus, direkt auf dieses Triple zu. Total konzentriert, total fokussiert, unheimlich gierig.

Flick hat dieser Mannschaft ein Gesicht und einen Auftrag gegeben

Die Münchner dominierten die nationale wie die internationale Konkurrenz: Chelsea 7:1, Barcelona 8:2, Lyon 3:0 - und nun die Stardelegation von Paris St. Germain mit 1:0. Kein Team zuvor hat jemals alle CL-Spiele in einer Saison gewonnen. Kein Team zuvor hat je eine bessere Torquote erreicht (3,91). Und der Vater des Erfolgs heißt, ganz klar: Trainer Hansi Flick. Der 55-Jährige hat dieser Bayernmannschaft ein Gesicht und einen Auftrag gegeben. Ein klaren Plan, dem jeder Profi alles andere untergeordnet hat. Persönliche Eitelkeiten wurden hintenangestellt, von Ersatz- und Ergänzungsspielern gab es kein Gemecker, und in der Führungsebene, wo es bei Niko Kovac noch unterschiedliche Meinung gab, herrschte schnell Ruhe. Flick, vor einem Jahr erst als Co-Trainer verpflichtet, hat auf dem Feld und abseits des Feldes Großartiges geleistet, den FCB vereint und ihm wieder seine DNA zurückgegeben.

Coman tritt im größten Spiel aus dem Schatten von Ribery und Robben

Sieben Jahre nach dem ersten Triple der Vereinsgeschichte und ein paar verzweifelte Versuche später wiederholt der FC Bayern diesen phänomenalen Triumph in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League. Weil diese Mannschaft als Team funktionierte. Weil diese Mannschaft mit Manuel Neuer hinten und Robert Lewandowski vorne den jeweils Besten seines Fachs hat. Weil dazwischen eine Generation heranwuchs und weiterwächst, die unbedingt an die Ära der goldenen 2013er Bayern anknüpfen möchte. Ein gereifter Joshua Kimmich, ein Leon Goretzka, ein David Alaba mit neuer Führungsrolle, ein Thomas Müller, der seine Erfahrung weitergibt. Und: Mit einem Kingsley Coman, der seit fünf Jahren in München ist; der im Schatten von Franck Ribery und Arjen Robben stand; der einige Verletzungen verdauen musste; und der nun gegen seinen Ex-Verein zum Matchwinner wurde.

Diese 2020er Bayern könnten soeben eine neue goldene Ära eingeläutet haben

Sieht man sich diesen bereits verjüngten Kader an; betrachtet man diesen Teamgeist unter Trainer Flick; berücksichtigt man diese kollegiale Atmosphäre in der Mannschaft; denkt man an die neuen Strukturen mit Oliver Kahn im Vorstand; und beachtet man den Willen eines jeden einzelnen Profis beim FC Bayern - dann kann dieses Triple 2020 nicht nur ein sensationelles Ende einer außergewöhnlichen Saison gewesen sein, sondern auch erst der Anfang einer neuen goldene Ära. Denn eines hat dieses Triple auch gezeigt: Ein angeknockter FC Bayern, der im Herbst von der Konkurrenz nicht mehr so ernst genommen wurde, wie es der Branchen-Primus gewöhnt war, ist oft der gefährlichste FC Bayern.