Bundesliga

Union Berlin: Max Kruse macht Fortschritte

Union: Manager Ruhnert kritisiert "Rumgejaule"

Kruse mit Fortschritten, aber wohl erst im Oktober bei 100 Prozent

Laufarbeit im Kurort: Max Kruse in Bad Wörishofen.

Laufarbeit im Kurort: Max Kruse in Bad Wörishofen. imago images

Aus dem Trainingslager in Bad Wörishofen berichtet Jan Reinold

"Immer dieses Rumgejaule. Das klappt nicht, das Spiel wird abgesagt, jenes funktioniert nicht - das ist dann einfach mal so", sagt Oliver Ruhnert, der sich manche Dinge auch anders vorstellt, aber akzeptieren muss: "Es ist im Augenblick kein Wunschkonzert."

Das ist es auch für den 1. FC Union, Ruhnerts Arbeitgeber, nicht. Seit fast einer Woche bereiten sich die Eisernen im Trainingslager in Bad Wörishofen auf die neue Saison vor. Ein Reinfall ist das Camp im Allgäu sicher nicht, optimal läuft es aber auch nicht. Die Trainingsplätze in Bad Wörishofen, von Ruhnert vorab persönlich inspiziert, sind zu weich. Befanden einige Profis. Befand Trainer Urs Fischer. Sahen die mitgereisten Journalisten. Räumt auch Ruhnert ein, der von einem "nicht optimalen Untergrund" spricht.

Klimaanlage defekt - 500 Kilometer Busfahrt für Testspiele

Nicht optimal liefen auch die beiden Testspiele im Rahmen des Trainingslagers, wobei es da weniger um die Ergebnisse geht. Bei der Anreise zum Testspiel im österreichischen Feldkirch fiel die Klimaanlage im Bus aus. Bei 35 Grad Außentemperatur. Beim 0:3 gegen die WSG Tirol zeigte Fischers Mannschaft dann eine schwache Leistung. Am Tag danach war es in Friedrichshafen am Bodensee gegen den 1. FC Köln (1:2) etwas besser, von gut aber noch ein sehr gutes Stück entfernt. Vor allem aber musste Union für beide Tests insgesamt über 500 Kilometer zurücklegen.

Schlechter Rasen in Friedrichshafen

Hinzu kam, dass der Platz in Friedrichshafen ramponiert war. Zweieinhalb Stunden vor dem Test zwischen Köln und Union hatte auf dem Rasen noch ein Verbandsliga-Spiel stattgefunden - bei strömendem Regen. Wie der gastgebende VfB Friedrichshafen erklärte, sei das den beiden Bundesligisten vorab klar und deutlich angekündigt worden. Sowohl Köln als auch Union als auch die Agentur, die das Trainingslager organisiert, hätten sich damit einverstanden erklärt. Dass nach der Partie kritische Stimmen von den Gästen über den Zustand des Rasens kamen, verwundert dann allerdings. "Wir wussten vorher, wie die Thematik war. Für uns war es wichtig, überhaupt erst mal einen Spielort zu haben", sagt Ruhnert dazu, der überlegen will, noch einmal auf den VfB Friedrichshafen zuzugehen.

Trotz mancher Probleme, die allerdings auch kein Drama darstellen, ist der Manager der Eisernen froh, überhaupt ein Trainingslager und zwei Tests absolviert haben zu können. Auch das ist in diesem Sommer wohl keine Selbstverständlichkeit. "Andere Vereine bekommen ihre Testspiele fünf Minuten vorher abgesagt. Der eine kann nicht ins Trainingslager anreisen, weil es einen positiven Fall gibt. Andere Mannschaften reisen an und können wieder nach Hause fahren, weil die Anlage gesperrt ist", sagt Ruhnert und bilanziert: "Am Ende haben wir ein schönes Hotel. Wir haben zwei Spiele gespielt, bei denen auch die Gegner lange Anreisen in Kauf genommen haben. Alles so perfekt wie möglich zu machen wie in den Vorjahren gelingt bei allem Respekt gerade so gut wie keinem."

Personalprobleme in der Offensive

Am Dienstagvormittag fliegt Union zurück in die Hauptstadt. Dann dürften die organisatorischen Probleme und Problemchen schnell in Vergessenheit geraten. Andere Dinge werden die Eisernen hingegen noch etwas begleiten. Das Trainingslager war wie die ersten drei Wochen der Vorbereitung insgesamt in sportlicher Hinsicht davon geprägt, dass die Köpenicker gerade in der Offensive mit Verletzungen und Erkrankungen zu kämpfen haben.

Top-Stürmer Sebastian Andersson litt Klubangaben zufolge zu Beginn der Vorbereitung an einem Magen-Darm-Virus, hat noch Trainingsrückstand. Anthony Ujah unterzog sich nach der Saison einer Arthroskopie im Knie, die als Routine-Eingriff bezeichnet wurde. Wie Ruhnert am Sonntag in Bad Wörishofen berichtete, lief aber nicht alles wie geplant bei dem Mittelstürmer, der bislang nur individuell trainiert. "Die Wunde hat reagiert", sagte Unions Manager und bestätigte auf Nachfrage, dass es zu einer Entzündung gekommen sei. "Gott sei Dank macht Tony Fortschritte. Aber da muss man sagen, dass ist eine Geschichte, die hatten wir anders eingeschätzt. Er sollte eigentlich relativ schnell auf dem Platz stehen." Dass es anders gekommen sei, sei "ein bisschen nervig", bekennt Ruhnert.

Gogia erneut angeschlagen - Kruse "im Zeitplan"

Neben Ujah und Andersson, der im Test gegen die WSG Tirol zurückgekehrt war, fiel auch Marcus Ingvartsen aus. Der Däne stand gegen Köln immerhin erstmals wieder auf dem Platz. Akaki Gogia jedoch, in der vergangenen Saison durch einen Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt, ist erneut angeschlagen und trainiert nur individuell. In Bad Wörishofen verletzte sich außerdem Mittefeldspieler Robert Andrich, der laut Ruhnert eine "muskuläre Verletzung" erlitt, aber "wenn überhaupt", so der Manager, lediglich zehn bis 14 Tage ausfalle. Bleibt noch Neuzugang Max Kruse, der ebenfalls noch nicht am Mannschaftstraining teilnimmt. Bei der Verpflichtung des 32-Jährigen war bekannt, dass er noch in Diensten von Fenerbahce eine Sprunggelenkblessur erlitten hatte. Wie Ruhnert erklärte, sei der Angreifer aber länger ausgefallen, als ursprünglich gedacht. "Die erste Diagnostik war wohl nicht gut. Da ging man davon aus, dass die Verletzung anders ist, als sie sich nach Einschätzung der Ärzte hier ergeben hat", sagte der 48-Jährige. Inzwischen sei man bei Kruse aber zuversichtlich. "Es ist alles im Zeitplan. Es läuft so, wie wir uns das vorstellen", sagte Ruhnert, der zugleich aber betonte: "Wir werden ihn noch nicht in der nächsten Woche im Mannschafstraining haben, glaube ich. Das wird schon noch einen Moment dauern."

Um Kruse und den anderen genannten Profis mit Trainingsrückstand noch Spielpraxis zu ermöglichen, soll vor dem Pokalspiel beim Karlsruher SC am zweiten September-Wochenende wahrscheinlich noch ein weiteres Testspiel vereinbart werden. "Dann haben wir möglicherweise schon eine Chance, Max einige Minuten zu erleben. Das wäre ein optimaler Verlauf", sagte Ruhnert, der mit einen topfitten Kruse aber erst im Herbst rechnet. Spätestens nach der Länderspielpause Anfang bis Mitte Oktober "muss er bei 100 Prozent sein. Das wäre der Plan", sagte Ruhnert, "aber ich sage mal so: Dass soll nicht die Zeit sein, in der er erst in der Lage ist, Fußball zu spielen."

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