Aus dem Bremer Trainingslager in Zell am Ziller berichtet Thiemo Müller
"Ich würde mich freuen, wenn er hierher kommt", sagte Vizekapitän Davy Klaassen noch am Samstagnachmittag über Werders designierten Neuzugang Tahith Chong. Keine 24 Stunden später dürfte Klaassen dann tatsächlich schon erstmals mit seinem niederländischen Landsmann im Zillertal auf dem Trainingsplatz stehen. Auch nach kicker-Informationen ist die Ausleihe des 20-jährigen Flügelspielers von Manchester United perfekt. Manager Frank Baumann, der den Deal in trockene Tücher brachte, wurde am Samstagabend gemeinsam mit Chong im Teamhotel in Zell am Ziller erwartet. "Persönlich kenne ich ihn nicht ganz so gut", sagt Klaassen über seinen neuen Teamkollegen, "aber ich habe ihn ein paar Mal spielen sehen. Er ist ein guter Offensivspieler mit einem guten Dribbling. Ein Spielertyp, den wir nicht so oft im Kader haben. Er kann mit seinen Qualitäten eine gute Verstärkung für uns werden."
Nicht zuletzt dank seiner Dynamik gilt Chong als möglicher Ersatz für Milot Rashica, sobald dessen Wechsel zu RB Leipzig über die Bühne geht. Die Ablöse-Verhandlungen zwischen den Klubs stocken zwar seit Wochen, dennoch ist mit dem von allen Beteiligten angestrebten Transfer grundsätzlich weiterhin zu rechnen. So klar sich Rashica intern zu Leipzig als seinem Wunschziel bekannt hat, so unumstößlich hatte sich Chong offenbar frühzeitig auf Werder festgelegt.
United zahlt einen Großteil des Gehalts
Klaassen berichtete jedenfalls auch, dass bei einer Kontaktaufnahme keinerlei Überredungskünste seinerseits mehr vonnöten gewesen seien. Und: Ohne Chongs eindeutiges Votum pro Werder hätte der Bundesligist vermutlich gar nicht den Zuschlag bekommen. United hätte dem Vernehmen nach lieber einen Leihklub ausgewählt, der Chongs Gehalt von kolportiert über zwei Millionen Euro weitestgehend übernimmt. Für die klammen Bremer nicht darstellbar. Jetzt zahlt der Premier-League-Klub einen Großteil von Chongs Bezügen weiter, Werder muss sich allerdings vorerst mit einer nur einjährigen Leihe begnügen. Ursprünglich hatten die Grün-Weißen eine zweijährige Laufzeit angestrebt.
Chong, der 2016 ablösefrei von Feyenoord Rotterdam in die U 18 von ManUnited gewechselt war, kam in der vergangenen Saison auf drei Kurzeinsätze in der Premier League, zählte weitere vier Mal zum Kader. In der Europa League durfte er sechs Mal ran, davon zweimal in der Startelf, steuerte bei den 5:0-Siegen gegen Brügge und beim Linzer ASK je einen Assist bei. Wie rasch Chong in der Bundesliga Fuß fassen kann, bleibt abzuwarten. Werder-Coach Florian Kohfeldt machte bereits klar, dass sich der Youngster naturgemäß noch entwickeln muss - aber dafür überdurchschnittliches Potenzial mitbringt. Beim Versuch, dieses zu entfalten, ist angesichts der kurzen Vertragsdauer Chongs Schnelligkeit gleich in doppelter Hinsicht gefragt.
