Bundesliga

Philip Holzer, der kommende Aufsichtsratschef & Frankfurter Netzwerker

Der kommende Aufsichtsratschef der Eintracht

Holzer, der Frankfurter Netzwerker

Der Aufsichtsrat der Eintracht Frankfurt Fußball AG wählt aller Voraussicht nach Philip Holzer zum neuen Chef.

Der Aufsichtsrat der Eintracht Frankfurt Fußball AG wählt aller Voraussicht nach Philip Holzer zum neuen Chef. imago images

Philip Holzer erzählt besonders gerne eine Geschichte aus dem Fußball-Team, das er bei Goldman-Sachs installierte, nachdem er nach erfolgreichen Jahren als Investmentbanker in New York und London 2009 die Führung des Sitzes in Frankfurt/Main als Vorstand und Co-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz übernahm. Der Praktikant senste ihn, den Boss, um. Holzers Schlussfolgerung: Der traut sich was, der kriegt eine Chance. Der Ungestüme machte Karriere. "Beim Fußball lernst du den Menschen kennen, da zeigt sich der Charakter. Beim Fußball siehst du alles", erzählte Holzer einmal der Frankfurter Rundschau, bei der sein 2016 verstorbener Vater Werner lange als Chefredakteur fungierte.

Anders als den Papa zog es Holzer junior aber nicht zur schreibenden Zunft. Holzer machte Karriere in der Welt der Bankentürme. Das klingt nach einem Mann der Zahlen, selbstredend ist der gebürtige Münchner das auch, doch wer ihn darauf reduziert, beginge einen Fehler. Wie Steubing auch engagiert sich Holzer für zahlreiche soziale Projekte, gründete etwa den Business for Sports e.V. Der Förderverein ist im sportlich-sozialen Sektor unterwegs, hat beispielsweise eine Bolzplatzliga, Box- und Tischtennisprojekte angeschoben - oder auch den jährlich in Frankfurt ausgetragenen Lauf für Mehrsprachigkeit.

Unternehmer im Beteiligungsmanagement

Seit 2009 gehört der leidenschaftliche Tischtennisspieler dem Aufsichtsrat der Fußball-AG des Bundesligisten an, als Vorsitzender des Prüf- und Finanzausschusses und Mitglied des Hauptausschusses (mit Steubing und e.V.-Präsident Peter Fischer) war Holzer bereits in den vergangenen Jahren in richtungsweisende Entscheidungen involviert. 2014 schied er bei Goldman-Sachs aus der Operative aus, ist seither als Unternehmer im Beteiligungsmanagement tätig, etwa als Aufsichtsratschef des Münchner Finanzunternehmens CRX Markets AG.

Holzer sucht nicht bewusst das Rampenlicht, er ist mehr Netzwerker als Rampensau. So hob er beispielsweise mit einem weiteren Aufsichtsrat, Stephen Orenstein, der Steubing im Hauptausschuss beerben soll, die "Freunde des Adlers GmbH" aus der Taufe. 2018 übernahm das Duo über diese GmbH einen Teil der Aktien eines weiteren Gesellschafters, der "Freunde der Eintracht Frankfurt AG" - was eine Eigenkapitalerhöhung um rund 15 Millionen Euro zur Folge hatte. Das stärkte die Solidität des Klubs, der nicht zuletzt dadurch Zukunftsprojekte angehen konnte. Etwa den gerade laufenden Neubau des Profi-Camps an der Arena und den geplanten Ausbau selbiger auf eine Kapazität von 60.000 Zuschauern.

"Frankfurt ist ein Tor zur Welt"

Es ist Holzer wie so vielen im Klub ein Anliegen, dass der Ausbau die Zahl der Stehplätze und damit die der günstigeren Tickets erhöht. Der frühere Oberligatorwart der SpVgg Bad Homburg begreift die Eintracht neben Messe und Flughafen als Aushängeschild Frankfurts, zudem als Grenzen überwindendes Element. Im sozialen wie im geographischen Sinne. "Wir sind ein internationaler Klub, das Weltoffene passt zu uns, Frankfurt ist ein Tor zur Welt", sagte Holzer einmal.

Wohl wissend, dass die Pandemie diese Welt und damit auch den Fußball verändert. Vor der Eintracht liegt eine spannende Zeit - mit Holzer.

Benni Hofmann

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