Seit Heiko Herrlich beim FC Augsburg Trainer ist, hat sich Baiers Rolle schlagartig verändert. Der langjährige Kapitän und Mittelfeldchef sah sich im Saisonfinale plötzlich an den Rand gedrängt. In neun Spielen stand er nur zweimal in der Startelf, zweimal wurde er eingewechselt, dreimal saß er 90 Minuten auf der Bank. Zweimal gehörte Baier gar nicht zum Kader, offiziell wegen einer Mandelentzündung.
Dem verdienten Mittelfeldchef fiel es schwer, die ungewohnte Nebenrolle zu akzeptieren. Im Juni drückte er öffentlich seine Enttäuschung aus. Der Trainer reagierte bei Fragen nach dem Stellenwert des Kapitäns wiederum ziemlich kühl. "Ich muss nach Leistung aufstellen und entscheiden, was der Mannschaft am meisten weiterhilft", sagte Herrlich nach dem letzten Saisonspiel gegen RB Leipzig, bei dem die Nummer 10 einmal mehr außen vor geblieben war.
Strobl ist sechs Jahre jünger
Carlos Gruezo hatte Baier auf der Doppelsechs den Rang abgelaufen. Mit Tobias Strobl verpflichtete der FCA für die neue Saison einen weiteren Spieler, der ein ähnliches Profil hat wie Baier, aber sechs Jahre jünger ist. Spätestens da war abzusehen, dass für den Routinier in der kommenden Saison keine Hauptrolle mehr vorgesehen ist.
Dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommen muss, ist bei einem 36 Jahre alten Profi zwangsläufig. Der Knackpunkt ist, wie beide Seiten mit der veränderten Situation und miteinander umgehen. In einem Gespräch nach Saisonende teilten Herrlich und Manager Stefan Reuter dem dienstältesten FCA-Profi mit, wie sie seine künftige Rolle sehen. Er soll offenbar keine Stammkraft mehr sein, aber seine Erfahrung an Kollegen weitergeben. Doch ist Baier bereit, diese Rolle anzunehmen? Fühlt er sich von den Verantwortlichen mitgenommen? Die Anzeichen verdichten sich, dass sich Baier und der FCA an diesen Fragen entzweien könnten. Eine vorzeitige Vertragsauflösung steht deshalb im Raum.
Seit zwölf Jahren in Augsburg
Baier spielt (mit kurzer Unterbrechung) seit 2008 in Augsburg, erst im Januar hatte er bis 2021 verlängert. "Dass ein Spieler so lange bei einem Verein spielt, ist in der heutigen Zeit bemerkenswert. Daniel Baier identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem FCA und hat das Spiel in den letzten Jahren geprägt. Daher freuen wir uns, dass wir den Weg gemeinsam fortsetzen", wurde Reuter damals zitiert. Nun könnte die außergewöhnlich lange und erfolgreiche Verbindung ein unwürdiges Ende finden.
