Bundesliga

Watzke über Favre: "Er kann ja mit den Vorurteilen aufräumen"

BVB-Geschäftsführer über die Saison, den Trainer und Bayern München

Watzke über Favre: "Er kann ja mit den Vorurteilen aufräumen"

Hans-Joachim Watzke ist seit 2001 bei Borussia Dortmund tätig. Im Frühjahr 2005 wurde er Geschäftsführer.

Hans-Joachim Watzke ist seit 2001 bei Borussia Dortmund tätig. Im Frühjahr 2005 wurde er Geschäftsführer. imago images

Einen Tag nach dem enttäuschenden 0:4 gegen die TSG Hoffenheim hat Watzke über das Saisonfazit, die Kaderplanung und den Abstand zum FC Bayern Auskunft gegeben. Der Geschäftsführer über...

...die 0:4-Niederlage gegen Hoffenheim: "Ich war gestern Abend ziemlich geladen. Wenn ich nach dem Spiel ein Interview gegeben hätte, hätte man heute die Sendezeit um eine Stunde verlängern müssen. Ich glaube, der Schlüssel zur Leistung lag im letzten Spieltag in Leipzig. Die Spieler wollten zeigen, wer die Nummer zwei in Deutschland ist. Das hat aber zu einem totalen Spannungsabfall geführt. Das gestern war eine Nicht-Leistung, dafür kann man sich nur entschuldigen."

...den Verlust der Heimstärke: "Es ist nach Corona alles anders gewesen. Es gibt keinen Heimvorteil mehr, gerade davon hatten wir immer profitiert. Nach der Pause haben wir jedes Auswärtsspiel gewonnen, haben aber zuhause dreimal verloren. Jedes weiß, in einer Phase, in der nichts mehr geht, kann dich nur noch ein ausverkauftes Stadion nach vorne bringen."

Das Aus im Pokal war indiskutabel. Wenn du zweimal gegen Werder Bremen im Achtelfinale rausfliegst - das ist schwer zu akzeptieren.

...die Frage, ob die 0:4-Pleite den Unterschied zum FC Bayern verdeutliche: "Bayern ist momentan das Maß aller Dinge. Wer 49 von 51 Punkten (in der Rückrunde, d.Red.) holt - Chapeau, das ist Weltklasse. Aber auch Bayern München hat vor drei Jahren mal am letzten Spieltag zu Hause gegen den VfB Stuttgart 1:4 verloren. Es geht nicht darum, dass die Mannschaft keine Lust hatte. Manchmal kriegst du den Schalter auch nicht mehr umgelegt. Wir werden das am Montag ganz genau analysieren, und das wird weniger harmonisch als jetzt."

...sein Fazit zur BVB-Saison: "Das Abschneiden in der Bundesliga ist okay. Auch die Saison in der Champions League ist einigermaßen okay. Gegen Paris kann man ausscheiden, wir sind vorher gegen Barcelona und Inter Mailand durchgekommen. Das Aus im Pokal war dagegen indiskutabel. Wenn du zweimal gegen Werder Bremen im Achtelfinale rausfliegst - das ist schwer zu akzeptieren."

Die ganze Woche habe ich gelesen, welch tolle Mentalität wir in Leipzig hatten.

...die Diskussion um Lucien Favre, der über das Saisonende hinaus Trainer bleibt: "Lucien ist mit uns zweimal Vize-Meister geworden und hat noch Vertrag (bis 2021, d.Red.). Ich kenne die Vorurteile. Er kann ja jetzt mit den Vorurteilen im nächsten Jahr aufräumen, die Chance hat er verdient. Das Spiel gegen Hoffenheim hätte jeder Trainer der Welt verloren, weil es an der Mannschaft lag. In Leipzig war es ja derselbe Trainer."

...die auch von Roman Bürki befeuerte Debatte um fehlende Mentalität: "Wenn man siegt, stimmt die Mentalität immer. Die ganze Woche habe ich gelesen, welch tolle Mentalität wir in Leipzig hatten."

...über eine mögliche Teilnahme von Neuzugang Thomas Meunier mit PSG am Champions-League-Turnier: "Wenn er die Champions League spielen möchte, dann müssen wir mit Paris die Rahmendaten aushandeln. Du kannst das nicht einfach auf blauen Dunst machen. Da musst du versicherungstechnische und finanzielle Fragen klären. Er hat sich noch nicht entschieden, es ist noch nicht klar. Thomas hat jetzt so lange Urlaub gehabt, dass ihm der vielleicht schon zum Hals raushängt. Er ist ausgeruht und könnte nach den Champions-League-Spielen bei uns sofort einsteigen. Das wäre für unsere Vorbereitung zwar nicht gut. Aber wenn das ein Spieler möchte, muss man ihm das ermöglichen. Die Champions League ist nach einer WM das Größte."

Ich wage die steile These, dass den ganz großen Unterschied bei den Bayern zwei Spieler ausmachen: Manuel Neuer und Robert Lewandowski.

...den Unterschied zwischen dem BVB und dem FC Bayern: "Ich wage die steile These, dass den ganz großen Unterschied bei den Bayern zwei Spieler ausmachen: Manuel Neuer und Robert Lewandowski. Ich war ja glücklicherweise bei den letzten beiden Meisterschaften, die Bayern nicht gewonnen hat, dabei. Neuer hat damals noch auf Schalke gespielt. Lewandowski war noch bei uns. Wir waren damals nicht so viel besser als heute. Ohne dass die Bayern mal schwächeln - und das länger als drei Wochen - wird es schwierig."

...die Konkurrenz aus Leipzig: "Es wird gut gearbeitet. Keine Frage. Ich komme mit den handelnden Personen in Leipzig gut aus. Vom Konstrukt bin ich allerdings kein Fan. Fakt ist: Am Ende des Tages haben auch sie nicht unbeschränkt Geld. Sie haben sicherlich das drittmeiste, aber das liegt auch daran, dass sie Champions League gespielt haben."

pau