2. Bundesliga

1. FC Nürnberg: Erst Holstein Kiel! Dann Tabula rasa beim Club?

Club will Ruhe demonstrieren und keine Personaldebatten führen

Erst Kiel! Dann Tabula rasa beim FCN?

Sie alle wollen den Sturz in die 3. Liga verhindern: FCN-Coach Jens Keller, Felix Lohkemper und Sportvorstand Robert Palikuca (v.l.).

Sie alle wollen den Sturz in die 3. Liga verhindern: FCN-Coach Jens Keller, Felix Lohkemper und Sportvorstand Robert Palikuca (v.l.). imago images

Einerseits sehr verständlich, denn im Vorfeld dieser Partie über Personal zu debattieren, ist nur eines, und zwar kontraproduktiv. Andererseits kann es der Club angesichts des jüngsten 0:6 gegen den VfB im Speziellen und des deprimierenden Saisonverlaufs im Generellen gar nicht verhindern, dass in seinem Umfeld hitzige Diskussionen über die handelnden Personen geführt werden - wie übrigens schon seit Wochen. Das Los eines Traditionsvereins eben.

Mitten in dieses Augen-zu-und-durch ist die Meldung der "Bild" geplatzt, dass für den Aufsichtsrat das Aus von Trainer Jens Keller nach Saisonschluss bereits beschlossene Sache sei. Ein Umstand, dem von verschiedensten Seiten des Gremiums jedoch unisono vehement widersprochen wird - was auch sonst, könnte man einwenden. Der Aufsichtsrat müsste sich bildlich gesehen mit dem Hammer kämmen, wenn er seinen Trainer vor diesem eminent wichtigen Spiel offiziell derart demontieren würde. So gesehen sind die Beteuerungen glaubhaft und nachvollziehbar, dass die grundlegende Analyse über diese Saison inklusive der Folgen erst erfolgt, wenn diese Spielzeit beendet ist. Zumal der Aufsichtsrat gar kein Ende des Trainers beschließen, sondern nur eine Empfehlung aussprechen kann. Soweit zu den Statuten. Dass besagte Empfehlung in der Praxis aber den Charakter einer Weisung bekommen kann, hat sich im Februar 2019 gezeigt, als der damalige Sportvorstand Andreas Bornemann der Empfehlung, Trainer Michael Köllner zu entlassen, nicht nachkommen wollte. Der Rest ist bekannt.

Fürth wird sich nicht hängen lassen

Was auch bekannt ist: Der Club hat den Ligaverbleib selbst in den Händen, in Kiel ein Sieg und die Kuh wäre vom Eis. Bei einem Remis oder einer Niederlage wäre er indes ironischerweise auf die Schützenhilfe des Nachbarn aus Fürth gegen den KSC angewiesen. Dass sich die SpVgg, wie gerade in den sozialen Medien vielmals behauptet, hängen lassen würde, um den Club zu schaden, ist ausgemachter Blödsinn. Die SpVgg will diese Partie zwar nicht für den Ortsrivalen gewinnen, aber sehr wohl für sich, für einen guten Abschluss und für eine fürs TV-Geldranking wichtige Endplatzierung. Umgekehrt sollte der Club ja auch nicht mit dem Hintergedanken nach Kiel fahren, dass Holstein die Saison locker ausklingen lassen werde. Nein, der FCN muss sein Glück selbst erzwingen, die unwägbare Relegation mit dem Dritten der 3. Liga sollte er tunlichst vermeiden. Ob diese Mannschaft, die keine ist, dort bestehen würde, ist eine Frage, auf die es beim FCN zu Recht keiner ankommen lassen möchte.

So gesehen könnte das deftige 0:6 sogar nützlich sein: Wenn die Mannschaft jetzt nicht alles, wirklich alles, in die Waagschale wirft, um die von ihr unisono als "Schande" bezeichnete Niederlage auszumerzen, wann denn dann? Und da spielt es auch keine Rolle, ob und wie sehr Keller an sie noch herankommt. Wer in dieser Situation einen Trainer braucht, um ihn zu motivieren, kann als Fußballer einpacken - als berufsmäßiger gleich zweimal.

Keine Frage, jetzt ist die Mannschaft gefragt. Und nach dem Wochenende der Aufsichtsrat, das mit dem Augen-zu-und-durch hat auch im Falle des Klassenerhalts ausgedient. Dass dann alles und jeder hinterfragt werden muss, bedarf wohl keiner großen Worte mehr. Und dass Keller nicht gerade viele Argumente für ein Weiter-mit-ihm vorweisen kann, ist nun alles andere als eine bahnbrechende Erkenntnis. Das Gleiche in weit größerem Umfang trifft auch auf Sportvorstand Robert Palikuca zu. Seine großen wie auch kostspieligen Umbauarbeiten haben sich mit Ausnahme vom NLZ als Fehlkonstruktion erwiesen. Ob der Verein ihm nun zugesteht, sie wieder geradezurücken? Die Anzeichen verdichten sich, dass dies nicht der Fall sein wird.

Ralf Becker: FCN - oder doch Dynamo?

So gesehen verblüfft das nun in der Fußballwelt die Runde machende Gerücht nicht sonderlich: Ralf Becker, zuletzt bis Ende Mai 2019 Sportvorstand beim HSV, soll das Interesse des Club geweckt haben. Dass keiner aus Nürnberg mit ihm Kontakt aufgenommen hat, muss da kein Widerspruch sein. So eine Interessensbekundung erfolgt in dieser Branche auch gerne mal über Dritte. Allerdings steht Becker kurz vor dem Abschluss bei Dynamo Dresden - so sehen es zumindest die Sachsen.

Chris Biechele

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