Bundesliga

Werder-Bayern 0:1 - Kohfeldt war "drei Minuten richtig sauer"

Werder gegen Bayern im Pech - auch bei Davies

Warum Kohfeldt "drei Minuten richtig sauer auf die Mannschaft" war

Am Ende überwog der Frust: Florian Kohfeldt diskutiert mit Schiedsrichter Harm Osmers.

Am Ende überwog der Frust: Florian Kohfeldt diskutiert mit Schiedsrichter Harm Osmers. imago images

Das war vor einigen Wochen noch ziemlich undenkbar: nicht, dass Werder Bremen gegen den FC Bayern verliert, sondern, dass sich Spieler und Verantwortliche danach aufrichtig über vergebene Punkte ärgern. Doch tatsächlich war für den Tabellenvorletzten an diesem Dienstagabend deutlich mehr drin als die 0:1-Niederlage, die den Bayern den nächsten Meistertitel bescherte.

"Ich finde, dass wir heute in Summe mehr verdient gehabt hätten", konstatierte Werder-Trainer Florian Kohfeldt, nachdem er den Gästen "einen ganz großen Glückwunsch" und seinen "tiefen Respekt" ausgesprochen hatte. "Wir haben versucht, uns nicht locken zu lassen, haben das in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht. Und wir hatten selber auch Phasen, wo wir mutig gespielt haben."

Nach dem "total ärgerlichen" Freistoß vor dem 0:1 macht Werder "zwei Dinge falsch"

Wäre da nur die 43. Minute nicht gewesen, als die Bremer einen Freistoß verursachten, den sie dann mehrmals nicht entscheidend klären konnten. Und als Jerome Boateng schließlich zum Chipball ansetzte, war Robert Lewandowski weder im Abseits noch bedrängt - 0:1.

"Der Freistoß vor dem Gegentor ist total ärgerlich", fand Kohfeldt. "Aus dem Freistoß entsteht dann leider etwas Chaos." Und "beim zweiten Ball machen wir zwei Dinge falsch. Entweder müssen wir Druck auf Boateng machen oder geschlossen rausrücken. Das hat nur zu 99 Prozent geklappt, aber das reicht gegen Bayern leider nicht."

Davies hätte Rot sehen müssen - Kohfeldt sieht es differenziert

Fast schlimmer schien Kohfeldt aber zu finden, was unmittelbar danach passierte: "Da war ich drei Minuten richtig sauer auf die Mannschaft, weil die Jungs da den Kopf haben hängen lassen, da haben wir dann etwas Glück gehabt." Es blieb eine kurze Phase. "Nach dem Seitenwechsel haben wir es wieder gut verteidigt und in der Schlussphase sind wir dann mutiger geworden."

Nach der Gelb-Roten Karte für Alphonso Davies (79.) habe das 1:1 gar "in der Luft" gelegen, so Kohfeldt. Doch war es nicht besonders bitter für ihn und seine Bremer, dass der Linksverteidiger der Bayern eigentlich schon für sein Nachtreten gegen Leonardo Bittencourt (19.) vom Platz hätte fliegen müssen, anstatt für diese Aktion nur seine erste Gelbe Karte zu sehen? Kohfeldt sah es gewohnt differenziert.

Der VAR suggeriert eine Gerechtigkeit über mehrere Partien, aber die kann es nicht geben. Deshalb halte ich ihn nur bei faktischen Entscheidungen für eine sinnvolle Einrichtung.

Florian Kohfeldt

"Ich bleibe meiner Linie treu: Der Schiedsrichter hat es mit Gelb bewertet, und dann ist es so. Dann darf er auch nicht rausgehen", sagte er zum unterbliebenen Einspruch von Videoassistent Christian Dingert. "Aber dann muss es auch auf allen Plätzen gleich gehandhabt werden. Deshalb sage ich: Der VAR suggeriert eine Gerechtigkeit über mehrere Partien, aber die kann es nicht geben. Deshalb halte ich ihn nur bei faktischen Entscheidungen für eine sinnvolle Einrichtung, nicht wenn es um Bewertungen geht."

Es gab also tatsächlich gleich mehrere Gründe für die Bremer, nach diesem Spiel frustriert zu sein. "Ein Zähler wäre drin gewesen und hätte uns auch gutgetan", deshalb überwiege der Frust, sagte Kohfeldt. "Aber der Frust wird nicht bis Mainz reichen." Beim Tabellen-15. spielt Werder am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker), gefolgt vom finalen Heimspiel gegen Köln eine Woche später.

Kohfeldt vor Mainz: "... dann werde ich so laut wie noch nie"

"Wir sollten sechs Punkte holen, um eine hohe Wahrscheinlichkeit zu haben, um zumindest die Relegation zu schaffen", forderte Kohfeldt. Den Relegationsplatz belegen weiter die punktgleichen Düsseldorfer, die am heutigen Mittwochabend bei RB Leipzig gefordert sind. Bei einer 0:2- oder 1:3-Niederlage der Fortuna oder einer mit mindestens drei Toren Unterschied würde Werder sogar noch vor dem 33. Spieltag vorbeiziehen - die durch das 5:1 in Paderborn aufgepeppte Tordifferenz hat sich gegen Bayern schließlich kaum verschlechtert.

"Natürlich werden wir Mittwochabend vorm Fernseher sitzen", so Kohfeldt. Doch der Fokus gelte Mainz, wo "wir Tore machen müssen", wie Kapitän Niklas Moisander weiß. "Wenn ich nur ein Milligramm spüren würde, die Mannschaft denkt, das in Mainz spielerisch lösen zu können", drohte sein Trainer vorsorglich, "dann werde ich so laut wie noch nie. Aber es gibt keine Anzeichen."

Vogt gegen Mainz fraglich, Augustinsson dabei

Unklar ist noch, ob Kevin Vogt in Mainz zur Verfügung steht. Beim Verteidiger, der gegen Bayern zur Pause hatte ausgewechselt werden müssen, bestätigte sich am Mittwoch zwar die erste Diagnose, dass er keinen Faserriss erlitt, sondern "nur" eine Zerrung; sein Einsatz ist aber fraglich. Dagegen rechnen die Bremer fest mit Ludwig Augustinsson, der am Mittwoch wegen Muskelbeschwerden gefehlt hatte.

jpe