2. Bundesliga

Nürnberg vor dem Abstiegsduell: Hauptsache irgendwie gewinnen

Club droht der Ausfall von Hack

Nürnberg vor dem Abstiegsduell: Hauptsache irgendwie gewinnen

Frust nach der Derbyniederlage: Robin Hack, Mikael Ishak und Enrico Valentini (v.l.n.r.).

Frust nach der Derbyniederlage: Robin Hack, Mikael Ishak und Enrico Valentini (v.l.n.r.). imago images

Abstiegsduell in Wiesbaden! Drei Worte, die belegen, wie kolossal viel in dieser Saison beim 1. FCN schiefgegangen ist. Nicht einmal der größte Pessimist hätte zu Beginn der Spielzeit ansatzweise damit gerechnet, dass es drei Spieltage vor Schluss zu dieser Konstellation kommt. Die Möglichkeit eines Totalabsturzes, die bislang getreu der Devise "der Kader ist zu gut dafür" negiert wurde, nimmt nun äußerst reale Züge an. Dementsprechend ist die Stimmung in und um den Traditionsverein, der aus eigener Kraft den direkten Liga-Erhalt nicht mehr schaffen kann: Es ist eine Mischung aus Fassungs- und Ratlosigkeit, die sich am Valznerweiher breitmacht. Und mittendrin zwei Verantwortliche, die mächtig angezählt sind.

Die Rede ist von Sportvorstand Robert Palikuca und Trainer Jens Keller. Ersterer hatte Letzterem unmittelbar nach dem Derby den Rücken gestärkt. Am Tag nach dem 0:1 gegen Fürth wandte sich Palikuca emotional an die Mannschaft, dabei war auch der Trainer anwesend. Bei jener Ansprache stellte er viele Fragen in den Raum, unter anderem auch die, ob das Team noch an den Trainer glaube. Ein Detail, das nach außen gedrungen ist und fehlgedeutet wurde. Diese Frage war wie die anderen rhetorischer Natur und kein Anzählen des Trainers.

Spielersteckbrief Hack
Hack

Hack Robin

Spielersteckbrief Mavropanos
Mavropanos

Mavropanos Konstantinos

Spielersteckbrief Hack
Hack

Hack Robin

Spielersteckbrief Sörensen
Sörensen

Sörensen Asger

Spielersteckbrief Mühl
Mühl

Mühl Lukas

Spielersteckbrief Ishak
Ishak

Ishak Mikael

Spielersteckbrief Schleusener
Schleusener

Schleusener Fabian

Spielersteckbrief Mi. Frey
Mi. Frey

Frey Michael

Spielersteckbrief Zrelak
Zrelak

Zrelak Adam

Palikuca steht unverändert zu dem, was er nach dem Bochum-Spiel betont hatte. Damals hatte er herausgestellt, dass Keller sehr akribisch und professionell arbeite und eine hohe Akzeptanz bei der Mannschaft besitze. Hätte Palikuca binnen zwei Wochen seine Meinung geändert, wäre es auch höchst seltsam gewesen und wäre auf ihn zurückgefallen.

Zumal Keller wahrlich nicht als Alleinschuldiger der Misere taugt. Dass er sich nun in dieser misslichen Lage der üblichen Floskeln bedient, ist ihm nicht vorzuwerfen - auch wenn sich der eine oder andere Widerspruch dahinter verbirgt. Wenn er sagt, dass seine Mannschaft nun in Wiesbaden "das Glück erzwingen muss", ist dagegen auch nichts einzuwenden. Andererseits hat seiner Mannschaft zuletzt nicht das Glück gefehlt - auf dieses Jahr gesehen hat sie alle Spiele zusammengenommen gewiss nicht mehr Pech als Glück gehabt. Wenn überhaupt, hält sich dies die Waage.

Fehlende "Besessenheit" hängt mit der Psyche zusammen

Und wenn er sagt, dass "man seinen Jungs einen Vorwurf nicht machen kann, dann den, dass sie nicht alles geben", dann ist dies aller Ehren wert. Wenn er aber zugleich anfügt, dass "die Mannschaft nun bereit sein muss, einen Tick über ihr Leistungslimit hinauszugehen", dann beinhaltet das zumindest einen kleinen Widerspruch. Dass die Mannschaft den letzten Tick an Besessenheit vermissen lässt, wie von Palikuca nach dem Derby moniert, hängt freilich auch stark mit der Psyche zusammen.

Mühl und Sörensen stehen bereit - Hacks Einsatz ist fraglich

Unstrittig bitter wäre es indes für Keller wie für die Mannschaft, wenn die vom Derby angeschlagenen Leistungsträger Konstantinos Mavropanos (Kopfverletzung) und Robin Hack (Schlag auf den linken Knöchel) beim Duell mit dem Aufsteiger passen müssten. Für Ersteren stehen mit Asger Sörensen und Lukas Mühl zwei gute Alternativen in der Innenverteidigung bereit, dieser Ausfall wäre also noch zu verkraften. Anders der von Hack - der Youngster war im Derby die einzige Nürnberger Offensivkraft, von der Gefahr ausging. Keller meint zwar, dass "wir genügend torgefährliche Spieler haben", doch der Blick in die Statistik sagt etwas Anderes aus.

In diesem Jahr hat der Club in 13 Spielen zwölfmal getroffen, seit dem Re-Start schlagen magere vier Tore in sechs Partien zu Buche, zwei davon hat Gegner erzielt, mit Mikael Ishak hat sich nur ein Akteur aus der Offensivabteilung in die Torschützenliste eingetragen können. Sehnsüchtig dürfte Keller auf den Gegner blicken, der mit Manuel Schäffler einen echten Goalgetter in seinen Reihen hat, der erstens schon 18 Tore erzielt hat und zweitens des Öfteren aus dem Nichts trifft.

Keller will "nicht ins offene Messer rennen"

Der Club hat zwar mit Ishak, Michael Frey und Adam Zrelak drei, beziehungsweise mit Fabian Schleusener sogar vier Mittelstürmer zur Verfügung, doch die bringen es insgesamt gerade mal auf fünf Tore. Und so muss Keller zwangsläufig darauf hoffen, dass die Mannschaft im Kollektiv mehr Torgefährlichkeit erzeugen kann als zuletzt in der zweiten Hälfte gegen Fürth. Nur wie? Da gibt der Trainer etwas vor, was ihm in dieser Saison schon so häufig über die Lippen gekommen ist: "Wir müssen mehr Mut zeigen, und mit mehr Tempo in die Tiefe gehen." Was der Club indes sicher nicht machen wird: den offenen Schlagabtausch suchen. "Ins offene Messer werden wir sicher nicht rennen", betont Keller.

Das Wie ist beim Club ohnehin gar kein Thema mehr, es geht nur noch ums Was. Hauptsache irgendwie siegen, Hauptsache irgendwie den Absturz verhindern - alles Weitere folgt dann.

Chris Biechele