2. Bundesliga

Matarazzo und die Suche nach dem Mut

Stuttgarts Trainer fordert mehr Risiko für das Derby

Matarazzo und die Suche nach dem Mut

Mit mehr Courage ins Derby? VfB-Coach Pellegrino Matarazzo.

Mit mehr Courage ins Derby? VfB-Coach Pellegrino Matarazzo. imago images

Der 2. Platz schien nach dem 0:0 gegen Osnabrück bereits verspielt. Doch der große Konkurrent aus Hamburg schenkte durch ein 3:3 gegen Kiel dem VfB die nächste Möglichkeit, den direkten Wiederaufstieg aus eigener Kraft zu schaffen. "Wir haben eine zweite Chance bekommen", sagt Matarazzo. "Diese wollen wir in Karlsruhe wahrnehmen." In einem Duell, bei dem es nicht nur "um ein Derby, sondern auch um unseren Aufstieg geht. Wir wollen mit aller Macht versuchen, zu gewinnen".

Was mit einer ähnlich uninspirierten Leistung wie in der Vorwoche schwer werden dürfte. Plan- und mutlos wirkten die Stuttgarter gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen. Was der Coach ein bisschen anders sieht. "Uns fehlte nicht unbedingt die Kreativität, sondern der Mut, ins Risiko zu gehen, uns Ballverluste zu erlauben und darauf richtig zu reagieren", meint der 42-Jährige. Als Erklärung für den schwachen Auftritt sehe er "eher den Zusammenhang zwischen Spielkontrolle und Risiko. Nach den Wochen vor Osnabrück, in denen wir viele Gegentore kassiert haben, ging es um Stabilität. Es ging um Spielkontrolle und darum, zu null zu spielen."

Womit er ausschließlich die Defensive meint. Dass nach vorne ebenfalls wenig bis nichts ging, war ernüchternd. "Wir brauchen tiefe Laufwege, brauchen Eins-gegen-eins-Situationen, brauchen ein mutiges Zusammenspiel", fordert Matarazzo, der kein Problem darin sieht, auch mal Fehler zu machen. "Wenn wir mal den Ball verlieren, dann haben wir immer noch die Möglichkeit, ins Gegenpressing zu gehen, ihn zurückzuholen und den Gegner ungeordnet zu erwischen."

Eigens angelegte Übungen und "Provokationsregeln"

Beim Versuch, Abhilfe zu schaffen, lag der Fokus in dieser Trainingswoche auf eigens dafür angelegte Übungen. Das Bewusstsein für den Mangel sei vorhanden. "Jetzt geht es darum, die Spieler dafür zu sensibilisieren", sagt der Chefcoach. "Das geht im Training durch Provokationsregeln: Indem wir Spielformen üben, in denen man nicht zurückspielen kann. Oder, wenn man zurückspielt, sofort wieder nach vorne spielen muss. Oder unter Vorgabe eines Zeitraums, in dem man ein Tor erzielen muss. Alles Übungen, in denen es zu Ballverlusten kommen kann, nach denen man das richtige Verhalten zeigen muss."

Grundsätzlich ist er optimistisch, dass die Spieler entsprechend geschult richtig agieren werden, wenn es am Sonntag nach Baden geht. "Ich weiß, was solche Partien bedeuten. Ich weiß, dass extrem viele Emotionen mitspielen. Wir wissen alle, um was es geht. Es steht viel auf dem Spiel: der Derbysieg und unser Aufstieg." Entsprechend wolle man "mit Mut und Leidenschaft im Vorwärtsgang gewinnen".

Matarazzo lobt KSC: "Haben sich sehr stabilisiert"

Gegen einen Kontrahenten, die nicht weniger stabil in der Defensive auftreten dürfte, wie zuletzt Osnabrück. "Der KSC hat sich unter Christian Eichner sehr stabilisiert", erklärt Matarazzo. "Sie haben in zehn Spielen nur zehn Gegentore kassiert, nach der Corona-Pause sogar nur drei. Sie stehen sehr kompakt. Zwischen den Linien ist sehr wenig Raum. Ihre Stärken liegen in Standards und im Flügelspiel, sie schlagen viele Flanken und erzielen Kopfballtore." Man solle und werde den Gegner nicht unterschätzen. "Sie haben zwar nur eines der vergangenen fünf Spiele gewonnen, haben aber auch nur eins verloren."

Georgios Moissidis

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