Bundesliga

BVB: Jadon Sancho setzt der dreisten Aktion noch die Krone auf

Kommentar von kicker-Reporter Matthias Dersch

Sancho setzt der dreisten Aktion noch die Krone auf

Er schoss spätestens mit seinem Tweet in Richtung DFL über das Ziel hinaus: Dortmunds Jadon Sancho.

Er schoss spätestens mit seinem Tweet in Richtung DFL über das Ziel hinaus: Dortmunds Jadon Sancho. imago images

Immerhin: Ihren Londoner Lieblingsfriseur haben sich die Profis von Borussia Dortmund diesmal nicht eingeflogen. Der Mann, der in der vergangenen Woche Hand ans Haar von Jadon Sancho, Manuel Akanji und Co. anlegte, reiste lediglich aus seinem Düsseldorfer Salon an. Einen Verstoß gegen das Hygienekonzept der DFL begingen die Spieler, die den Friseur in die heimischen vier Wände baten, damit strenggenommen dennoch - denn Besuch zu empfangen ist den Bundesliga-Profis derzeit untersagt. Nachzulesen ist das auf Seite 43 des im Internet abrufbaren DFL-Papiers.

Man hätte wohl noch einmal darüber hinwegsehen können, wäre es der einzige Verstoß geblieben. Doch das war bekanntlich nicht der Fall: Es wurden Erinnerungsfotos geschossen. Während man - ohne die vorgeschriebenen Masken - Schulter an Schulter und in die Kamera lächelnd nebeneinanderstand. Und während des Haareschneidens - erneut ohne den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz. Die Beteiligten bestreiten zwar, dass es sich so zugetragen habe. Die Fotos aber, die der Friseur noch dazu selbst über die Sozialen Medien verbreitete, lassen diesen Schluss sehr wohl zu. Dass die Dortmunder Profis mit diesem Fehlverhalten in den vergangenen Wochen nicht allein waren, macht den konkreten Fall nicht besser. Offenbart es nur, wie gering das Bewusstsein für die noch immer heikle Situation der Bundesliga offenbar bei einigen Akteuren ist.

BVB hatte angeboten, einen Friseur zu bestellen

Man kann dieses Fehlverhalten aus gleich mehreren Gründen dumm finden. Vor allem aber ist es dreist. Dreist dem eigenen Klub gegenüber, der den Profis sogar angeboten hatte, einen Friseur zum Klubgelände zu bestellen. Dreist der DFL gegenüber, die in den vergangenen Wochen betont demütig auftrat und ein seitenlanges, in den heutigen Lockerungszeiten fast schon übertrieben kleinteiliges Konzept auf die Beine gestellt hat, um den Spielbetrieb zu ermöglichen. Dreist gegenüber der Politik, die dieses Konzept auch im Vertrauen auf die Vernunft der Profis genehmigt hat. Und es ist dreist gegenüber all jenen Menschen, die nicht die Privilegien der Bundesliga-Fußballer genießen. Die noch immer Tag für Tag darum kämpfen, ihren Alltag in Corona-Zeiten so zu organisieren, dass beispielsweise Kind und Beruf unter einen Hut passen. Die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. Und nicht zuletzt um ihre Gesundheit.

Sancho sollte sich lieber entschuldigen

Dass Jadon Sancho die Geldstrafe, die die DFL ihm und seinem Teamkollegen Akanji dafür aufbrummte, auch noch in einem später gelöschten Tweet als "absolute joke", also als absoluten Witz bezeichnete, (offenbar weil er die DFL-Sanktion für eine versteckte Strafe für seinen Anti-Rassismus-Protest in Paderborn hält, den der dafür zuständige DFB ausdrücklich nicht sanktioniert hat) anstatt die Sanktion für seine erwiesenen Regelverstöße einfach wortlos anzunehmen, setzte dem ganzem Vorgang am Freitag noch die Krone auf. So oft, wie der 20-Jährige auf dem Platz schon das richtige Gespür bewiesen hat, zuletzt eben mit seiner Forderung nach Gerechtigkeit für George Floyd: Diesmal liegt er grundsätzlich falsch. Anstatt über die Bestrafung zu schimpfen, sollte er sich lieber bei all jenen entschuldigen, denen er und seine Teamkollegen mit ihrem gedankenlosen Verhalten vor den Kopf gestoßen haben.

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