Bundesliga

Thuram, Sancho & Co: DFB-Kontrollausschuss prüft Aktionen "eingehend"

Regeln verbieten politische Botschaften

DFB-Kontrollausschuss prüft Protestaktionen "eingehend"

Zeichen gesetzt: Weston McKennie, Achraf Hakimi, Marcus Thuram und Jadon Sancho (v.l.).

Zeichen gesetzt: Weston McKennie, Achraf Hakimi, Marcus Thuram und Jadon Sancho (v.l.). picture alliance (3)/imago images

Die Proteste gegen Polizeigewalt in den USA haben am Wochenende auch die Bundesliga erreicht. Während der Gladbacher Marcus Thuram und die Dortmunder Jadon Sancho und Achraf Hakimi ihre Torjubel dem Afroamerikaner George Floyd widmeten, der in Minneapolis bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden war, präsentierte der Schalker Weston McKennie die übergreifende Botschaft auf seinem Trauerflor: "Gerechtigkeit für George Floyd".

Weil politische Botschaften laut Regelwerk verboten sind, droht dem Quartett jetzt Ungemach durch den DFB-Kontrollausschluss. "Im Laufe der nächsten Tage" werde man sich "diesen Vorkommnissen annehmen und die Sachverhalte entsprechend prüfen", erklärte der Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner.

Regeltext ist eindeutig - Kahn wünscht sich weitere Aktionen

In den aktuellen Fußballregeln heißt es unter Punkt 4 ("Ausrüstung der Spieler") unter anderem: "Die Ausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Botschaften oder Bilder aufweisen. Spieler dürfen keine Unterwäsche mit politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Botschaften oder Bildern oder Werbeaufschriften mit Ausnahme des Herstellerlogos zur Schau stellen." Außerdem seien "Slogans, Botschaften oder Bilder mit Bezug auf jegliche lebende oder verstorbene Person in jedem Fall unzulässig".

Gladbach-Trainer Marco Rose hatte sich ebenso deutlich hinter Thuram gestellt wie Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider hinter McKennie. Bayern-Vorstand Oliver Kahn forderte die Spieler sogar zu weiteren Aktionen auf: "Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist", sagte er bei "Sky90". "Trotzdem denke ich, die Spieler sollten ruhig mündig sein. Sie sollten ihre Meinungen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen auch kundtun." Er wünsche sich, "dass die Spieler häufiger solche Verantwortung übernehmen. Denn wir alle wissen, was für eine Wirkung sie haben."

Ruhnert: "Dann muss man sich fragen, ob wir noch die gleichen Werte haben"

Auch international sorgten die Botschaften der vier Bundesliga-Profis für ein großes, positives Echo. Wie verhält sich nun der DFB-Kontrollausschuss? "Wenn der Kontrollausschuss dagegen ermittelt", sagte Union Berlins Geschäftsführer Oliver Ruhnert am Montag, "dann muss man sich fragen, ob wir noch die gleichen Werte haben. Es geht um ein globales Thema: dem Nein zu Rassismus."

jpe/sid

Havertz vom Thron gestoßen - die Jüngsten mit 30 Toren